Wie lange steht der VfB noch auf? Später Schock sitzt tief

Stuttgarts Wataru Endo geht nach Spielende übers Spielfeld.
Stuttgarts Wataru Endo geht nach Spielende übers Spielfeld. (Bild: Uwe Anspach/dpa/Archivbild)

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Erneut hat der VfB Stuttgart gegen Hoffenheim einen Sieg spät aus der Hand gegeben – und erneut ist der Schrecken groß. Doch mit der Hilfe der Fans soll die Negativserie gegen Mönchengladbach endlich enden. Zwei weitere wichtige Spieler werden aber wohl erst mal fehlen.

Sinsheim (dpa) – Nach dem nächsten späten Schock innerhalb einer Woche tat es Sven Mislintat sichtlich gut, dass die Fans den VfB Stuttgart noch nicht aufgegeben haben. Die offiziell 2200 VfB-Anhänger unter den 18 099 Zuschauern in der Sinsheimer Arena unterstützten die Mannschaft am Freitag lautstark und ließen sie auch nach der unglücklichen 1:2 (0:0)-Niederlage bei der TSG 1899 Hoffenheim nicht hängen – dem neunten Spiel nacheinander ohne Sieg.

Die Unterstützung für die stark abstiegsbedrohte Elf sei «überragend» und «sensationell» gewesen, meinte der Sportdirektor am Samstag. Die Fans «verstehen, dass aufzustehen echt was bedeutet. Es hat gut getan und könnte auch helfen gegen Gladbach.»

Gegen die ebenfalls kriselnde Borussia Mönchengladbach braucht der Tabellen-17. am Samstag (18.30 Uhr/Sky) dringend einen Sieg, um nicht vollends zu verzweifeln. Mislintat betonte deshalb, im Stuttgarter Kader keinen Pessimismus zu dulden – auch wenn den Profis nach dem 1:1 gegen Bochum, als das Gegentor in der Nachspielzeit fiel, der erneute Rückschlag gegen Hoffenheim wie ein Alptraum vorkommen musste. Schließlich hatte es nach der 1:0-Führung durch Wataru Endo in der 58. Minute längere Zeit nach einem Auswärtssieg ausgesehen. Doch Hoffenheims Christoph Baumgartner drehte die Partie mit einem Doppelpack in den letzten fünf Minuten (85./90.).

Die Chancen des VfB, den dritten Abstieg innerhalb von sechs Jahren noch zu verhindern, werden zunehmend kleiner – und die sich über die gesamte Saison ziehende Personalmisere geht weiter. Die beiden wichtigen Mittelfeldspieler Chris Führich, der sich in Sinsheim eine Verletzung am Ansatz über dem Knie zugezogen hat, und Orel Mangala mit einem schweren Bluterguss drohen wochenlang auszufallen.

Immerhin: Die Leistung gegen Hoffenheim sei insgesamt gut gewesen, erklärte Mislintat. «Ich habe das Gefühl, dass wir die letzten zwei, drei Spiele zugelegt haben. Das hilft auf jeden Fall.» Doch die positiven Ergebnisse fehlen weiterhin.

Das Entsetzen nach Baumgartners Toren war dementsprechend groß gewesen, schließlich hatte Stuttgart erneut eine Führung aus der Hand gegeben. «Wenn du spät gegen Bochum das 1:1 kriegst, dann ist das auch im Kopf», sagte Mislintat.

Die Stimmungslage nach dem Schlusspfiff beschrieben Rechtsverteidiger Pascal Stenzel («brutal bitter») und Pellegrino Matarazzo fast wortgleich: «Es ist extrem, extrem bitter, dass wir nach diesem Spiel mit null Punkten nach Hause gehen», sagte der Trainer. «Die Mannschaft ist down, ist auch klar. Aber die Mannschaft lebt.»

Stenzel, der in der Schlussphase wegen muskulärer Probleme wie zuvor schon Führich und Mangala ausgewechselt werden musste, fand jedoch, «dass wir zum Ende hin passiv geworden sind. Dann wird’s irgendwann schwer, dann gehen Räume auf, die wir nicht aufgehen lassen dürfen.» Zumal die Stuttgarter zuvor Glück hatten, dass sie bei den 17 Flanken des Hoffenheimer Nationalspielers David Raum keinen Kopfballtreffer kassierten.

In der Schlussphase verlor die VfB-Defensive dann die Ordnung. Erst mit einem herrlichen Schlenzer in den Winkel und dann mit einem satten Schuss unter die Latte aus kurzer Distanz düpierte der österreichische Nationalspieler Baumgartner die Stuttgarter. Gegen Mönchengladbach sollte das dem gebeutelten Team nicht noch mal passieren. Sonst ist es bald zu spät für den Klassenverbleib.