Wetterstatistik der Wetterwarte Süd

Sonnenaufgang / Symbolbild
Sonnenaufgang / Symbolbild (Bild: pixabay)

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– Das Jahr 2020 im Rückblick –

Bei hoher Sonnenscheindauer erheblich zu trocken und erneut markant zu warm

  • Tiefste Temperatur am 27.12.: – 6,2°C (- 10,0°C)
  • Höchste Temperatur am 31.07.: + 33,8°C (+ 36,7°C)
  • Durchschnittliche Jahrestemperatur: + 10,2°C (+ 9,9°C)
  • Jahressumme des Niederschlags: 774,6 mm (913,4 mm)
  • Gesamtsonnenscheindauer: 2053,1 Stunden (1904,1 Stunden)

(Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried, die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!)

Zweitwärmstes Jahr seit Messbeginn // Erstmals sämtliche Monate über dem Temperatursoll

Auf einen außergewöhnlich milden und schneearmen Winter folgte ein warmes, ausgesprochen windiges Frühjahr mit anhaltender Trockenheit und hoher Waldbrandgefahr im April. Der Sommer startete bescheiden, nahm dann aber mächtig Fahrt auf. Das dringend benötigte Nass verteilte er jedoch sehr ungleichmäßig über die Region. Der Herbst brachte ein Wechselbad aus spätsommerlichen Temperaturen mit strahlendem Sonnenschein und kalten Phasen mit viel Grau im Oktober.

Der Trend zu immer höheren Jahresdurchschnittstemperaturen setzt sich fort. Mit  10,2°C war das vergangene Jahr nach 2018 mit 10,5°C das zweitwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen der Wetterwarte Süd vor 53 Jahren. Von der Bodenseeregion abgesehen, waren zehn Grad und mehr bis vor kurzem eigentlich undenkbar. So lag beispielsweise der Mittelwert an der Wetterzentrale in Bad Schussenried noch bis Ende der 70er Jahre bei plus 7,5°C. Seit dem Jahr 2000 sind neun Grad schon beinahe die Regel und seit 2014 wurde nun bereits zum dritten Mal die 10-Grad-Marke überschritten. Im letzten Jahr sogar im 700 Meter hoch gelegenen Isny. Das sind Temperaturverhältnisse wie sie vor dreißig Jahren im Breisgau, rund um Freiburg herum üblich waren. Erstmals fielen sämtliche Monate zu warm aus, Mai, Juni und Oktober allerdings nur um ein paar Zehntel Grad. In der Spitze erreichten die Temperaturen um die 35 Grad, ausnahmsweise aber mal nicht am Bodensee oder dessen Hinterland sondern an der Donau, im nördlichen Oberschwaben und völlig atypisch im 700 Meter hoch gelegenen Rottweil und in Amstetten-Reutti auf der Schwäbischen Alb. An 55 Tagen kletterte das Quecksilber über die Sommermarke von 25 Grad und immerhin elf Mal über die 30-Grad-Hitzemarke.

Zwar verzeichneten die meisten 230 Stationen im Messnetz der Wetterwarte Süd zu wenig Niederschlag, in Bad Schussenried mit 774,6 Liter/m² 146 Liter weniger als im 30-jährigen Mittel, doch die Spanne war beachtlich. Während Karl-Heinz Schweigert in Leutkirch mit 1413,5 Liter/m² und Alfons Ohlinger auf der Bergerhöhe bei Wangen mit 1352,4 Liter/m² vor allem dank der ergiebigen Regenfälle im Juni und August über dem Soll lagen, verbuchten Uwe Rabenstein in Sigmaringendorf, Jutta Hager in Seekirch und Jürgen Menzenbach in Warthausen lediglich um die 650 Liter/m². Deutlich zu trocken war es im Januar, April, Mai, Juli und November, wobei vom 30. März bis zum 27. April 29 Tage lang kein messbarer Niederschlag fiel.

Die Besitzer von Solar- und Photovoltaikanlagen konnten sich 2020 die Hände reiben, denn die Sonnenscheinbilanz ist blendend. Mit insgesamt 2053,1 Sonnenstunden (Mittelwert: 1662,5 Stunden), gemessen an der Zentrale Bad Schussenried, ist es nach 2003 und 1983 das drittsonnenscheinreichste Jahr der Beobachtungsreihe. Dabei durfte man 53 nahezu wolkenlose Tage genießen, einzig überboten von 2003, mit 54 solcher Strahletage.

Wetterkundliche Schlaglichter

Ein Winter, der keiner ist

Milde Atlantikluft, zeitweilig auch richtig laue Mallorcaluft bestimmen beinahe den ganzen Winter hindurch unser Wettergeschehen. Im Februar, dem wärmsten seit Menschengedenken, jagt ein Sturmtief das andere, allen voran der Orkan „Sabine“, sodass selbst auf den Höhen von Alb, Allgäu und Höchsten an Wintersport nicht zu denken ist.

Maiwärme und Märzwinter

Lausig kalte Tage mit knackigen Nachtfrösten und sonniges, frühsommerlich anmutendes Ausflugswetter, das stetige Auf und Ab ist im März Programm.

Frühsommer im April

Der April macht bewusst, wie schön „schlechtes Wetter“ sein kann. Im einst so launischen Monat halten kräftige Hochdruckgebiete die Regenfronten von uns fern.  Neben dem ausbleibenden Nass und der intensiven Sonneneinstrahlung führen die geringe Luftfeuchtigkeit und ein permanent wehender Wind zu einer starken Austrocknung mit erhöhter Waldbrandgefahr.

Eisheilige, Sommerwärme und ganz viel Wind

Während der April seit Jahren öfters wie ein Mai daher kommt, gebärdet sich der einstige Wonnemonat mittlerweile häufig so wechselhaft wie früher einmal der April. Und das hat er in diesem Jahr mehr als deutlich unter Beweis gestellt.

Endlich Regen!

Das Wetter hält sich in diesem Jahr an die Volksweisheiten. Zuerst die punktgenauen Eisheiligen und nun im Juni auch noch eine ausgeprägte Schafskälte wie aus dem meteorologischen Lehrbuch, Für die trockengeplagte Natur ist der Regen ein Segen.

Schaukelsommer auf hohem Niveau

Nach einem verhaltenen Start kommt der Sommer immer besser auf Touren. Pünktlich zur Haupturlaubs- und Ferienzeit zieht mit den Hundstagen der Hochsommer ins Land und die Temperaturen klettern tagelang über die 30-Grad-Marke. Von der ganz großen Hitze bleiben wir aber verschont. Über Monate hinweg liegen Trockenheit und heftige Regengüsse nah beieinander. Selten zuvor war die Niederschlagsverteilung so extrem unterschiedlich.

Spätsommer im September

Der Sommer zeigt sich im September in bestechender Spätform. Bis weit in den Monat hinein steigt das Quecksilber über 25 Grad, in der Spitze sogar auf um die 30 Grad. Doch dann sorgt eine Kaltfront für einen richtigen Wettersturz mit erstem Schnee auf den Berghöhen.

Von wegen golden

Im Oktober vergeht kaum ein Tag ohne Regen. Grau ist die dominante Himmelsfarbe, allerdings bei recht moderaten Temperaturen.

Martini-Sommer

Dafür startet der ansonsten so trübe November mit viel Sonnenschein und bei Höchstwerten von 20 bis 23 Grad verbreitet mit neuen Temperaturrekorden. Zur Monatsmitte hin verwöhnt er uns ein letztes Mal in diesem Jahr für ein paar Tage mit sehr mildem und schönem Wetter. Es ist der sprichwörtliche „Martini-Sommer“, in der Nordostschweiz etwas treffender als „Martinssömmerli“ bezeichnet. Am 19. beendet die Kaltfront des Ex-Hurrikans „Eta“, den „goldenen Oktober“ im November.

Kurzes Wintersportvergnügen

Am 1. Dezember, pünktlich zum meteorologischen Winteranfang, fällt  mehr Schnee als den ganzen vergangenen Winter hindurch. Nach einigen Tagen taut die weiße Pracht dahin und es folgt graue Dezembertristesse mit vielerorts wieder einmal grünen Festtagen. Bevorzugt auf der Schwäbischen Alb und deren Umfeld gibt es am ersten Weihnachtsfeiertag dann aber doch noch ein paar Zentimeter Schnee.

WWS-roro