WETTERSTATISTIK der WETTERWARTE SÜD – März 2022 –

In der Mitte des Monats gelangten große Mengen an Saharastaub in die Region.
In der Mitte des Monats gelangten große Mengen an Saharastaub in die Region. (Bild: Pixabay)

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Sonnenscheinreichster März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

Bad Schussenried – Kräftige Hochdruckgebiete dominierten im vergangenen Monat das Wettergeschehen. Sie brachten jede Menge Sonnenschein, vorübergehend getrübt durch dichten Saharastaub und eine ausgeprägte Trockenheit. Erst am Monatsende fiel der von der Natur dringend benötigte und von vielen herbeigesehnte Landregen.

In der ersten Dekade kam die Luft noch aus der Tiefkühlkammer Russlands und unterdrückte die aufkeimenden Frühlingsgefühle. Mit der Ostverlagerung von Sonnenhoch „Martin“ und Winddrehung auf Südwest wurde dann der Weg frei für mildere Luft aus dem Süden Frankreichs. Zwar blieben die Nächte frostig, doch tagsüber ging es mit den Temperaturen spürbar bergauf und es kam Farbe in den Frühling.

Mit der südlichen Höhenströmung gelangten zur Monatsmitte hin aber auch Unmengen an Saharastaub über die Alpen und sorgten am 14. (Dienstag) für eine mystische Stimmung mit einer intensiven, bizarren Verfärbung des Himmels, in unterschiedlichen Gelb-, Orange-, Rot- und Ockertönen. Manche haben sich an das Himmelsbild Ende April/Anfang Mai 1986 als Folge der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl erinnert gefühlt. Dieses Mal hatte es einen ganz natürlichen Grund, wenn auch äußerst eindrucksvoll und ungewöhnlich ausgeprägt. Dort, wo es regnete wurde der Staub ausgewaschen und vor allem auf PKWs deutlich sichtbar als rostbraune Schicht und Schlieren abgelagert, worüber sich wohl nur die Betreiber von Autowaschanlagen gefreut haben dürften.

Danach stellte sich erneut strahlender, ungetrübter Sonnenschein ein. Dass sich bei der äußerst beständigen Hochdrucklage keine Nebelfelder gebildet haben, war bemerkenswert, gerade in unserer Region. Zumal ja auch im Februar lediglich ein einziger Nebeltag verzeichnet wurde. Aber die staubtrockene Luft und der beinahe permanent wehende Wind haben dies verhindert und früh im Jahr zu großer Trockenheit mit hoher Waldbrandgefahr geführt. Lange Zeit schien es so, als sollte dieser März als der mit Abstand trockenste in die meteorologischen Jahrbücher eingehen.

Tiefste Temperatur am 09.: – 6,3°C (- 4,7°C)
Höchste Temperatur am 28.: + 20,7°C (+ 22,8°C)
Durchschnittliche Monatstemperatur: + 5,6°C (+ 4,4°C)
Monatssumme des Niederschlags: 27,5 mm (42,1 mm)
Gesamtsonnenscheindauer: 250,1 Stunden (154,0 Stunden)  

(Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried,
die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!)  

Doch auf der Zielgerade ging den omnipräsenten Hochdruckgebieten die Luft aus und in den letzten Stunden des Monats gab es noch ordentlich Nass. Teils kräftige Regenschauer, örtlich sogar mit ersten Frühlingsgewittern, säuberten die Atmosphäre von der hohen Saharastaub- und Pollenkonzentration und vertrieben den Trockenrekord aus den Statistiken der Wetterkundler. Trotz alledem, unterm Strich war der März zu trocken, ganz besonders im ansonsten so niederschlagsreichen Allgäu. Hier fielen meist nur 20 bis 25 Liter je Quadratmeter, während an der Station von Björn Gliedstein in Burgrieden mit 60,4 Liter/m² in etwa das Niederschlagssoll erreicht wurde.

Völlig aus dem Rahmen fällt jedoch die Sonnenscheindauer. Seit 1968, dem Messbeginn der Wetterwarte Süd, und selbst in der bis 1880 zurückreichenden Datenreihe des Deutschen Wetterdienstes lässt sich kein März mit einer ähnlich hohen Sonnenscheindauer finden. Trotz der Saharastaubwolke, welche vier Tage lang den Himmel verhüllte, wurden an der Wetterzentrale in Bad Schussenried 250,1 Sonnenscheinstunden verbucht und damit vierzig Stunden mehr als im März 2003, dem bisherigen Rekordhalter. Am westlichen Bodensee waren es mancherorts sogar mehr als 260 Stunden.

                                                                                                                     WWS-roro