Drittwärmster Juni seit Messbeginn WETTERSTATISTIK der WETTERWARTE SÜD – Juni 2022 –

WETTERSTATISTIK der WETTERWARTE SÜD – Juni 2022 –
An den allermeisten Messstationen im Netz der Wetterwarte Süd lag die Sonnenscheindauer rund zwanzig Prozent über dem Junisoll. (Bild: Pixabay)

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Ein energiegeladener, schauer- und gewitteranfälliger Monat

Bad Schussenried – Die besonders in Baden-Württemberg und in Bayern signifikante Erwärmung in den vergangenen Jahrzehnten lässt sich ganz eindrucksvoll für den Juni aufzeigen. Einstmals geprägt von der Schafskälte, einer länger anhaltenden nass-kalten Witterungsphase, hat er sich längst zu einem hochsommerlich anmutenden Monat entwickelt, in dem sich häufig eine ausgeprägte Hitzewelle einstellt wie normalerweise erst zur Zeit der Hundstage Ende Juli/Anfang August.

An der Wetterzentrale in Bad Schussenried weist der Juni seit 2002 ununterbrochen zu hohe Temperaturwerte auf. Zwar begann er recht moderat, doch schon bald wurde es immer wärmer und später sogar richtig heiß. Am 19. (Sonntag) erreichte die Hitze ihre Spitze. In tieferen Lagen wurden vielerorts Temperaturen jenseits der 35 Grad gemessen.

Tiefste Temperatur am 10.: + 8,0°C (+ 4,8°C)
Höchste Temperatur am 19.: + 35,1°C (+ 32,7°C)
Durchschnittliche Monatstemperatur: + 19,7°C (+ 18,5°C)
Monatssumme des Niederschlags: 105,6 mm (209,4 mm)
Gesamtsonnenscheindauer: 285,5 Stunden (284,7 Stunden)  

(Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried, die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!)

In Friedrichshafen stieg das Quecksilber auf 38 Grad, in Tuttlingen und Ravensburg auf knapp 37 Grad. 19 Tage mit 25 Grad und mehr (30-jähriger Mittelwert: 11,2 Tage) und 7 Tage mit mindestens 30 Grad (2,7 Tage) sind für einen Juni selbst in Zeiten des Klimawandels eine beachtliche Ausbeute an Sommer- und Hitzetagen.

Unterm Strich war dieser Juni im Vergleich zu den letzten dreißig Jahren beinahe drei Grad zu warm. Nimmt man als Referenz für längerfristige Betrachtungen der klimatischen Veränderungen die Richtwerte aus der Normperiode 1961 bis 1990, dann beträgt die Abweichung gar viereinhalb Grad! Noch wärmer war es nur im Juni 2003 und 2019.

Während im mittleren und nördlichen Baden-Württemberg eine ausgeprägte Trockenheit herrschte, haben vor allem Teile Oberschwabens, das Allgäu, der Bodenseeraum und die Münsinger Alb ordentlich Regen abbekommen. Regional war es jedoch zu viel des Guten. Der Süden Deutschlands lag zeitweilig im Bereich unterschiedlich temperierter Luftmassen, der ideale Nährboden für Schauer und Gewitter, zumal bei hoher Luftfeuchtigkeit.

Dabei haben sich örtlich Unwetter mit Starkregen, Hagel und stürmischen Böen entladen. Die schwül-warme, energiegeladene und damit labile Atmosphäre spiegelt sich in der hohen Anzahl der Gewittertage wider. Mancherorts wurden an jedem zweiten Tag Blitz und Donner verzeichnet. Entsprechend groß natürlich wieder einmal die Gegensätze bei den erfassten Niederschlagsmengen.

So fielen am Unterlauf der Iller, an der Donau und in Richtung Ostalb kaum mehr als 40 bis 50 Liter Nass auf den Quadratmeter. Dagegen verbuchten Gabriele Busch-Ebert in Eichstegen 158 Liter/m², Rolf Eisemann in Aulendorf sowie Rolf Föhl in Ravensburg-Wernsreute 168 Liter/m² und Alfons Ohlinger auf der Berger Höhe bei Wangen 169 Liter/m².

Trotz der insgesamt recht wechselhaften Witterung kam der Sonnenschein nicht zu kurz. An den allermeisten Messstationen im Netz der Wetterwarte Süd lag die Sonnenscheindauer rund zwanzig Prozent über dem Junisoll.

Um den 27. Juni (Siebenschläfertag) herum entscheidet sich häufig die Großwetterlage für den weiteren Verlauf des Sommers. Und da es in diesem Zeitraum vorwiegend schwül-warm bis heiß war mit erhöhter Schauer- und Gewitterneigung, kurzzeitig aber auch mal deutlich frischer, dürfte dies wohl grob gesehen der Fahrplan für den Hochsommer sein.

WWS-roro