erheblich zu warm und zu trocken WETTERSTATISTIK der WETTERWARTE SÜD – Juli 2022 –

WETTERSTATISTIK der WETTERWARTE SÜD – Juli 2022 –

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Bei ganz viel Sonnenschein erheblich zu warm und zu trocken

Hitze, Trockenheit und ein für die Jahreszeit extrem niedriger Wasserstand des Bodensees, aber auch teils heftige Gewitterregen prägten die Witterung im vergangenen Monat. Welch ein Kontrast zum Vorjahr, als uns Dauerregen, Unwetter und kühle Nordseeluft die Sommerstimmung vermiesten.

Schon im Juni 19 Sommer- und sieben Hitzetage und der Juli legte noch eine Schippe drauf. An 25 Tagen kletterte das Quecksilber über die 25-Grad-Marke, davon an neun Tagen über 30 Grad. Mit um die 35 Grad, in der Spitze bis zu 37 Grad, so in Ravensburg, Biberach, Neukirch und Dunningen, wurden am 19. (Dienstag) die höchsten Temperaturen verzeichnet.

Auf die Hitzephasen folgten hin und wieder Gewittergüsse, die für eine Abkühlung und vorübergehend moderate, angenehme Sommerwärme sorgten. Diese verteilten ihr Nass naturgemäß sehr ungleichmäßig übers Land. Während mancherorts mehrmals Platzregen, örtlich mit Hagel und stürmischen Windböen niedergingen, kam andernorts, oft nur wenige Kilometer davon entfernt, kaum etwas vom Himmel. Dementsprechend groß ist die Bandbreite der erfassten Regenmengen.

Tiefste Temperatur am 11.: + 9,0°C (+ 10,1°C)
Höchste Temperatur am 19.: + 36,2°C (+ 29,0°C)
Durchschnittliche Monatstemperatur: + 20,7°C (+ 17,7°C)
Monatssumme des Niederschlags: 71,9 mm (195,0 mm)
Gesamtsonnenscheindauer: 366,1 Stunden (221,7 Stunden)  
(Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried, die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!)

So verbuchten Guido Wekemann in Neresheim auf der Ostalb und Jürgen Hieber in Tuttlingen gerade mal 18,6 bzw. 15,5 Liter/m². Im Raum Bad Schussenried und bei Gabriele Busch-Ebert in Eichstegen waren es dagegen immerhin rund 100 Liter/m². Sattenbeuren, eine kleine Ortschaft zwischen Bad Schussenried und Bad Buchau, erreichte sogar als einzige der 250 Stationen im Messnetz der Wetterwarte Süd das Monatssoll. Christoph Sprenger notierte hier 119,5 Liter/m².

Vielerorts fielen allerdings noch nicht einmal halb so viel wie in einem „normalen Jahr“ und lediglich 10 bis 20 Prozent der letztjährigen Juliwerte. Es war jedoch nicht nur der fehlende Landregen, der dazu führte, dass sich der Bodenseepegel seinem historischen Sommertiefststand näherte, die Waldbrandgefahr zeitweise die höchste Stufe auf dem Gefahrenindex aufwies und in vielen Landkreisen ein Wasserentnahmeverbot aus Oberflächengewässern angeordnet werden musste. Die Trockenheit wurde durch den lebhaften Wind, die Sonneneinstrahlung, die geringe Luftfeuchtigkeit und die anhaltend hohen Temperaturen zusätzlich verschärft.

Dem Bodensee, der normalerweise Ende Juni bis Mitte Juli den höchsten Wasserstand aufweist, fehlte zudem das Schmelzwasser aus den Alpen. Dort fiel im Winterhalbjahr allgemein zu wenig Schnee und durch den ungewöhnlich warmen Mai lagen die Gletscher bereits im Frühsommer blank, schutzlos der intensiven Sonneneinstrahlung ausgesetzt. Die Glaziologen rechnen damit, dass die Alpengletscher allein in diesem Sommer um die fünf Prozent ihrer Eismasse verlieren werden. Und glaubt man den mittelfristigen Berechnungen der Wettermodelle, dann geht das große Tauen noch einige Zeit weiter. Der Gletscherabbruch unterhalb des Marmolatas in den Dolomiten mit elf Todesopfern hat die dadurch entstehenden Gefahrenpotenziale aufgezeigt.

Da die Luft häufig staubtrocken war, konnte es nachts kräftig abkühlen, sodass sich dieser Juli mit einer Durchschnittstemperatur von 20,8°C, nach 1983 (21,8°C), 2006 (21,6°C) und 2015 (21,3°C), „nur“ als viertwärmster in die bislang 55-jährige Statistikreihe eingeht. Ansonsten hätte der Rekordwert aus dem Juli 1983, dem in unserer Region nach wie vor heißesten Monat seit Aufzeichnungsbeginn durchaus überboten werden können.

Wie krass der Unterschied zum Vorjahr ist, zeigt sich auch an der Sonnenscheindauer. An der Wetterzentrale Bad Schussenried wurden 366,1 Stunden Sonnenschein registriert und damit beinahe 150 Stunden mehr als 2021 und 100 Stunden mehr als im 30-jährigen Mittel zu erwarten wäre.

                                                                                                                               WWS-roro