Klirrende Eiseskälte und lauwarme Frühlingsluft WETTERSTATISTIK der WETTERWARTE SÜD –  Dezember 2022  –

Über Nacht kam der Wintereinbruch aber hielt nicht lange an.
Über Nacht kam der Wintereinbruch aber hielt nicht lange an. (Bild: Pixabay/ Alain Audet/Symbolbild)

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Wärmstes Weihnachten und Rekordtemperaturen zum Jahreswechsel

Schaut man sich nur die Durchschnittswerte an, könnte man meinen, dass der letzte Monat des Jahres 2022 ein mittelmäßiger, aus meteorologischer Sicht wenig auffälliger war. Denn die meisten der Wetterparameter wie Temperatur, Frost- und Eistage, Luftfeuchte, Niederschlag, Tage mit Schnee und Sonnenscheindauer liegen in etwa im Normbereich. Aber weit gefehlt!

Nach dem deutlich zu milden Herbst passten sich die Temperaturen zwar allmählich der Jahreszeit an, doch das Wetter hatte noch keinen echten Plan. Tagelang eintöniges Boden- und Hochnebelgrau. Dann kam über Nacht und mit aller Macht der Winter. Vom 09. bis 19. stellte sich klirrende Eiseskälte ein und die Schneefälle verwandelten die Landschaft in ein Wintermärchen.

Am 4. Adventswochenende (17./18.) herrschte nach langer Zeit mal wieder herrliches, strahlend sonniges Winter(sport)wetter, zumindest außerhalb der Nebelfelder. Über dem frisch gefallenen Schnee sank das Quecksilber in den sternenklaren Nächten auf gefrierschranktaugliche Kältegrade. In Waltenhofen und Maierhöfen im Allgäu, in Oberstadion, Dunningen und Hoßkirch wurden minus 17 Grad gemessen, in Hüfingen minus 18,2 und bei Bad Saulgau gar minus 19,1 Grad. Gefrierender Regen kündigte das Ende der Eiszeit an. Milde Spanienluft machte sich auf den Weg nach Süddeutschland. Während sie sich auf den Berghöhen rasch durchsetzen konnte, dauerte es in den Niederungen Oberschwabens, an der Donau und in Schwaben sowie auf der Ostalb einige Zeit bis die allerletzten Kaltluftreste ausgeräumt waren.

Tiefste Temperatur am 12.: – 12,8°C (- 6,2°C)
Höchste Temperatur am 31.: + 16,3°C (+ 14,8°C)
Durchschnittliche Monatstemperatur: + 1,3°C (+ 2,3°C)
Monatssumme des Niederschlags: 66,4 mm (72,6 mm)
Gesamtsonnenscheindauer: 43,4 Stunden (32,9 Stunden)
 
(Die Messwerte beziehen sich auf die Wetterzentrale in Bad Schussenried, die Zahlen in Klammern geben die Vorjahreswerte an!)

Das Resultat war intensiver Eisregen, wie man ihn auch nicht alle Jahre erlebt. Er führte zu teils chaotischen Verkehrsverhältnissen, Eisbruch und einzelnen Stromausfällen. Zu diesem Zeitpunkt hätte es wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass dieser bis dahin viel zu kalte Dezember unterm Strich noch zu mild ausfallen würde.

Zwar präsentierten sich wenige Tage vor Weihnachten weite Teile des Landes im weißen Winterkleid, doch es kam wie es kommen musste. Das sprichwörtliche und äußerst zuverlässige Weihnachtstauwetter ließ die weiße Pracht im Sauseschritt dahinschmelzen. Aus der Traum! Zum zwölften Mal in Folge eine grüne Bescherung. Von Winter keine Spur mehr, nicht mal auf den Höhen der Adelegg und der Schwäbischen Alb. Selbst auf dem Feldberg, der mit 1493 Metern höchsten Erhebung Baden-Württembergs war an Wintersport nicht zu denken. Ein Weihnachtsfest, so warm wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen der Wetterwarte Süd im Jahre 1968.

Aber der Jahreswechsel toppte alles. Unterstützt von viel Sonnenschein ließ die nun einfließende Saharaluft die Thermometer auf nicht geahnte Höhen steigen. Dabei wurden die erst vor einem Jahr aufgestellten Rekordwerte regelrecht pulverisiert. In dem 134 Wetter- und 130 Niederschlagsstationen umfassenden Messnetz der Wetterwarte Süd wurden flächendeckend 14 bis 17 Grad registriert.

Spitzenreiter an Silvester waren Peißenberg mit 20,3 Grad Celsius, Bad Krozingen mit 19,7°C, gefolgt von Reichenbach an der Fils mit 19,6°C und dem föhnangehauchten Waltenhofen im Allgäu mit 18,3°C. Aus Biberach, im häufig neblig-trüben Rißtal, nicht unbedingt bekannt für große Winterwärme und zumeist fernab ab von milden Föhnwinden wurden schier unglaubliche 17,5 Grad gemeldet. Noch in der Neujahrsnacht lagen die Temperaturen verbreitet im zweistelligen Bereich. Zum Jahresbeginn verlagerte sich die Wärmeblase ein wenig nach Südosten, sodass dann die östliche Bodenseeregion mit Föhnunterstützung die höchsten Werte verzeichnete: Friedrichshafen, 19,2°C und Lindau-Insel, 18,8°C. Temperaturverhältnisse, wie sonst Ende April oder Anfang Mai. Selbst im Sommer gibt es Tage, die kühler sind.

                                                                                                                                                  WWS-roro