Die Wetteraussichten für unsere Region Wetteraussichten: (Wann) kommt der Winter zurück?

Frühling oder Winter? In diesen Wochen kann es sich nach beiden Jahreszeiten anfühlen.
Frühling oder Winter? In diesen Wochen kann es sich nach beiden Jahreszeiten anfühlen. (Bild: Steffen / iStock / Getty Images)

Den Grill anwerfen oder doch klassisch Fondue oder Raclette? Diese Frage stellte sich an Silvester. Denn da war es wirklich warm. Oder haben wir uns das eingebildet? Wie mild es gerade wirklich ist und ob der Winter noch einmal volle Fahrt aufnimmt, verrät hier Jung-Meteorologe Niklas Kaa im Interview.

Wochenblatt: „Lieber Niklas, das mit dem Schnee und der Kälte kurz vor Weihnachten hat ja schon mal funktioniert. Doch mit dem alten Jahr scheinen die Temperaturen auch den Winter abgehakt zu haben. Ist es gerade wirklich so frühlingshaft-mild wie es sich anfühlt?“

Niklas: „Ja, insbesondere der Jahreswechsel war außergewöhnlich mild. An Silvester wurden am 31. Dezember letzten Jahres verbreitet 15 bis 20 Grad in Deutschland erreicht. Zu Neujahr waren es ähnliche Temperaturen. Derzeit befinden wir uns in diesen Tagen auf niedrigerem Temperatur-Niveau, wobei 5 bis 10 Grad am Tage für die aktuelle Jahreszeit, dem Hochwinter, immer noch zu warm sind. Das milde Wetter sorgt nicht nur für die ersten Frühblüher, sondern auch für massive Schnee-Armut im Gebirge.“ 

In den Bergen herrscht gerade Schnee-Armut.
In den Bergen herrscht gerade Schnee-Armut.
(Bild: pixabay)

Wärmster 1. Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

Wochenblatt: „Silvester und Neujahr im zweistelligen Plusbereich. Ist das normal oder durchaus außergewöhnlich?“

Niklas: „Das ist absolut ungewöhnlich. Solch einen milden, ja fast schon warmen Jahreswechsel, gab es seit Aufzeichnungsbeginn um 1880 deutschlandweit wohl noch nie. Die landesweite Tagesmitteltemperatur lag am 1. Januar bei 11,81 Grad. Dies kommt einem üblichen Tag im Wonnemonat Mai sehr nahe.“

Wochenblatt: „Wie geht es jetzt weiter? Kommt der Winter noch einmal so richtig zurück? Mit Frost & Schnee?“

Niklas: „In den nächsten Tagen ist von Winterwetter im Flachland wenig zu spüren. Nass-kühles Wetter mit grobmaschigen 5 bis 10 Grad untertags und immer wieder kräftigem Regen gehören vorerst zur Tagesordnung. Auch der Wind frischt vorübergehend lebhaft auf. In den Hochlagen der Alpen bedeutet dies allerdings viel Schnee und eine richtige Einwinterung. Ende des Monats, in der letzten Monatsdekade, werden die Wetterkarten neu sortiert. Die Wahrscheinlichkeit für nass-kaltes Winterwetter bis an den Bodensee herab liegt immerhin bei etwa 50 bis 60 %.“

So kann ein Januar auch aussehen: Ein kleines Schneewunderland ist in den nächsten Tagen aber nicht zu erwarten.
So kann ein Januar auch aussehen: Ein kleines Schneewunderland ist in den nächsten Tagen aber nicht zu erwarten.
(Bild: pixabay)

Frost bis in den März hinein möglich

Wochenblatt: „Kannst du eine mittelfristige Prognose zum Winter abgeben, also in etwa vorhersagen, ob der Februar und damit die Fasnet-Zeit nochmal zapfig wird?“

Niklas: „Trotz der großen Wärme sollten wir den Winter noch nicht abschreiben. Der meteorologische Winter geht am 1. Dezember los und endet mit dem Monatswechsel Februar/März. Das heißt: Über die Hälfte des Winters steht uns noch bevor. Die Langfrist-Prognosen versprechen eher zu milde Witterung, oftmals durch Südwest- und Westlagen geprägt. Dennoch ist mit der Kälte über der Nordhemisphäre noch einiges in Sachen Winterwetter möglich. Ich erwarte, dass es besonders im Februar und zu Beginn des meteorologischen Frühlings Anfang März noch den ein oder anderen Polarluftvorstoßt mit Frösten und Schnee geben wird. Im Endeffekt landet der Winter 2022/2023 wohl aber in der Kategorie eines “Mildwinters”.“

2023 kommt der Überraschungsfrühling

Wochenblatt: „Wie lange dauert denn so ein Winter eigentlich? Spätestens zum 1.ten März scheinen alle den Frühling zu erwarten, doch in der Realität lässt er sich doch meist deutlich mehr Zeit, oder?“

Niklas: „Der Winter geht aus kalendarischer und astronomischer Auffassung vom 21. Dezember bis zum 21. März. Wir Meteorologen rechnen in ganzen Monaten: Dezember, Januar und Februar. Demnach startet das Frühjahr aus meteorologischer Sicht am 1. März. Und die Witterung dazu war und ist unterschiedlich: Mal kommt der Frühling mit zweistelligen Temperaturen und Sonnenschein direkt zum Zuge, ein anderes Mal zeigt sich der Winter erst spät oder kommt plötzlich eiskalt zurück. Welches Szenario in diesem Jahr eintrifft, lässt sich heute noch nicht seriös vorhersagen. Angesichts des bisherigen Verlauf des Winters besteht durchaus Überraschungspotential.“