Wetter-Spezial: Wüstenluft, Sonne und Saharastaub – bald wechselhafter mit Niederschlägen?

Durch die trockene Wetterphase und die bevorstehende Hitzewelle wird der Wasserpegel des Bodensees weiter sinken.
Durch die trockene Wetterphase und die bevorstehende Hitzewelle wird der Wasserpegel des Bodensees weiter sinken. (Bild: Martin Böhler)

Eine mehrtägige Hitzewelle bringt uns ab Sonntag und der nächsten Woche schweißtreibende Temperaturen. Dazu macht sich die Wüstenluft mit Saharastaub und Wind spürbar. Wir blicken in die mittelfristigen Aussichten. Deutet sich bald eine wechselhaftere Witterungsphase mit vermehrten Niederschlägen an? Hoffnung!

Bevor wir in die „wettervorhersehbare“ Zukunft schauen, blicken wir auf den Temperaturverlauf des bisherigen Jahres zurück. Die Grafik zeigt uns die Tagesmitteltemperaturen auf, die bislang verzeichnet wurden (grüner Verlauf). Die dunkle Kurve spiegelt das Niveau der Tagesmitteltemperaturen vom Klimamittel 1961 bis 1990 wieder. 

Demnach ist das Jahr bis jetzt mit exakt 2,29 Grad – wenig überraschend – deutlich zu warm. Mit den neuesten Prognosen bis Ende Juli würde das Jahr mit einer Gesamtabweichung von +2,35 Grad enden. 

Bisher verlief das Jahr mit mehr als +2,30 Grad deutlich zu warm.
Bisher verlief das Jahr mit mehr als +2,30 Grad deutlich zu warm. (Grafik: Mtwetter.de)

Interessant ist die Abbildung des Klimamittels. Die wärmste/heißeste Zeit des Jahres haben wir meistens Anfang August. 

Danach stürzen die Tagesmitteltemperaturen durch die aufbauende Kälte im Norden, der abschwächenden Hitze im Süden und der länger werdenden Dunkelheit markant ab.

Wetterlage von Sonntag, 17. Juli

Am kommenden Sonntag haben wir es mit folgender Druckverteilung über Europa zu tun: Ein neues Hoch baut sich über dem westlichen Mitteleuropa auf und sorgt für stabiles Hochdruckwetter. Nördlich und nordwestlich von Deutschland lauern die Resttiefs, die durch die Stabilität der Wetterlage kaum Einfluss haben. 

Für die (große) Hitze ist das Tiefdruckgebiet westlich von Portugal verantwortlich, das als „Heißluft-Pumpe“ dient und die Hitze von Südeuropa weiter nach Norden pumpt. 

Das kleine Tief westlich von Portugal kombiniert sich mit dem Hochdruckeinfluss bei uns zu einer stabilen Hochsommerlage.
Das kleine Tief westlich von Portugal kombiniert sich mit dem Hochdruckeinfluss bei uns zu einer stabilen Hochsommerlage. (Grafik: Wetterzentrale.de)

In 1.500 m Höhe (850 hPa) machen sich die heißen Luftmassen von Nordafrika über die iberische Halbinsel und Frankreich auf den Weg bis nach Mitteleuropa. Insbesondere Spanien und Portugal werden in extremer Hitze förmlich gekocht. 

In 1.500 m Höhe wird die Heißluft von Afrika bis nach Deutschland gepumpt.
In 1.500 m Höhe wird die Heißluft von Afrika bis nach Deutschland gepumpt. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Über Deutschland liegt die 15-Grad-Isotherme im Süden, weiter nördlich ist es am Rande des Tiefdrucks noch kühler. 15 Grad in dieser Höhe bedeuten nach der Faustregel (Luftmasse + 15 bis 18 Grad = Erdbodentemperatur) bereits 30 Grad plus x. 

In den darauffolgenden Tagen breitet sich der Hochdruck weiter über Mitteleuropa aus. Zugleich wandert das Hitze-Tief weiter nach Norden, sodass die Heißluft weiter zu uns gelangt. 

Wettervorhersage bis Mittwoch, 20. Juli

Am Samstag erwartet uns ein nahezu astreiner Hochsommertag. Nach frischeren Nacht mit Frühtemperaturen von rund 15 Grad scheint tagsüber meist die Sonne. Die Wolken, die am Himmel dekorativ vertreten sind, beeinträchtigen den Sonnenschein allerdings kaum. 

Die Höchstwerte erreichen dazu 25 bis 28, entlang des Rheins teilweise schon 29 bis 30 Grad. 

Astreine Hochsommertage mit kühleren Nächten erwarten uns am Wochenende.
Astreine Hochsommertage mit kühleren Nächten erwarten uns am Wochenende. (Bild: Niklas Kaa)

Ähnlich setzt sich die Witterung am Sonntag fort. Neben harmlosen Wolkenfelder begleitet uns strahlender Sonnenschein größtenteils von früh bis spät. Je nach Gebiet und Höhenlage klettern die Höchsttemperaturen am „Sonnen-Tag“ auf 26 bis 29 Grad. An lokalen Wetterstationen können die Werte gebietsweise schon auf 30 Grad (zumindest gerundet) ansteigen.

Ein Tipp fürs Wochenende: Lüftet die Räume nachts und morgens. In den Nächten sinken die Temperaturen am Wochenende noch auf einigermaßen erträgliche Werte, die genutzt werden sollten (deutlich unter 20 Grad). Untertags macht ihr bereits bestenfalls nach dem Lüften die Schotten dicht. Fenster zu und Rolläden runter!

Zu Wochenbeginn bekommen wir die Hitze so richtig zu spüren. Mit der intensiven Sonneneinstrahlung steigen die Höchsttemperaturen am Montag im Vorhersagegebiet Bodensee-Oberschwaben-Allgäu verbreitet auf 30 bis 33 Grad. In günstigen Regionen wie rund um den Untersee sind sogar 34 oder 35 Grad im Schatten möglich. 

Zu Wochenbeginn leidet die Natur noch mehr unter der Hitze und andauernden Trockenheit.
Zu Wochenbeginn leidet die Natur noch mehr unter der Hitze und andauernden Trockenheit. (Bild: Pixabay)

Den voraussichtlichen und vorläufigen Hitze-Höhepunkt erreichen wir nach derzeitigen Trends am Dienstag. Spitzenwerte von 33 bis 36 Grad sind in den Regionen zu erwarten. Auf lokaler Ebene schließe ich da 37 oder 38 Grad nicht aus. Dazu weht in freien Lagen eine spürbare Brise Wind, welcher an ichtiges Wüstenwetter erinnert. Der Sonnenschein lässt die gefühlten Temperaturen noch höher liegen. 

Ab Mittwoch nimmt die Chance für Schauer und Gewitter insgesamt zu.
Ab Mittwoch nimmt die Chance für Schauer und Gewitter insgesamt zu. (Bild: Pixabay)

Am Mittwoch nimmt die Schauer- und Gewitterneigung – nach aktuellem Stand – ab der zweiten Tageshälfte zu. Ob es sich dabei um eine schwere Gewitterlage samt Unwettergefahr oder nur ein paar Tropfen Regen handelt (wenn überhaupt?!), ist noch unklar. In den Stunden zuvor steigen die Temperaturen in der schwül-heißen Luft nochmals auf 31 bis knapp 35 Grad.

Saharastaub zieht nach Mitteleuropa

Mit der heißen Luft aus Afrika ziehen neben den Luftmassen auch Saharastaub-Partikel aus der Wüste zu uns. Dadurch kann die Sonne milchig-matt durch die Staubpartikel scheinen. Die Sonnenscheinintensität wird unter Umständen etwas reduziert.

Auch Saharastaubpartikel erreichen uns ab Montag wieder.
Auch Saharastaubpartikel erreichen uns ab Montag wieder. (Grafik: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Sahara-Staub.html)

Die höchste Saharastaub-Konzentration haben wir, sobald die große Hitze bei uns ist. Von Mittwoch bis einschließlich Donnerstag bleibt der Saharastaub in unterschiedlicher Stärke in unseren Breitengraden. Sollte ab Mittwoch/Donnerstag etwas Regen fallen, würde dieser rot bis bräunlich verfärbt am Erdboden ankommen. Es handelt sich dabei um den mysteriösen „Blutregen“.

Tipps zur Hitze: So schützen Sie sich am besten!

  • versuchen Sie, die Wohnung/das Haus kühl zu halten (Fenster schließen, Rolläden runter)

  • Vermeiden Sie sportliche Aktivitäten tagsüber und verlegen Sie diese in die Morgen- oder Abendstunden

  • Schalten Sie Wärmequellen in den vier Wänden ab, elektrische Quellen geben viel Wärme ab

  • Kühlen Sie sich zwischendurch ab: Handgelenke, Füße, Gesicht immer wieder mit kühlem Wasser „abduschen“

  • Denken Sie an ausreichend Sonnenschutz (Sonnencreme, Kopfbedeckung)

  • Lassen Sie Kinder und Haustiere nicht alleine im Auto – das Auto heizt sich in kürzester Zeit lebensgefährlich auf!

  • Verzichten Sie bestmöglich auf alkoholische Getränke

Und das Wichtigste zum Schluss: Trinken Sie ausreichend, wenn möglich Wasser!

14-Tage-Trend: Bald wechselhafter und kühler?

Um uns einen Überblick über die weiteren Entwicklungen beim Wetter zu verschaffen, blicken wir auf den 14-Tage-Trend für Lindau (Bodensee). In der Fachsprache auch genannt als „Ensemble“. 

Es gibt Hoffnung: Nach der großen Hitze deuten sich vermehrt Niederschläge an.
Es gibt Hoffnung: Nach der großen Hitze deuten sich vermehrt Niederschläge an. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Die rote Linie ist das Klimamittel der Luftmassentemperaturen in 1.500 m Höhe (850 hPa), die weiße Linie das Mittel aller Modellberechnungen. Alle über 30 Modellberechnungen des GFS-Modells befinden sich innerhalb der Grafik. Je weiter die einzelnen Berechnungen auseinander gehen, desto unklarer ist die Witterung. 

Anfangs erkennen wir um Monatsmitte Luftmassenwerte von rund 15 Grad, die dem Klimamittel bereits ins Positive abweichen. Ab dem 17.18. Juli steigen die Temperaturen dann exorbitant an. In 1.500 m Höhe tangieren wir kurzzeitig fast die 25-Grad-Isotherme. An den Folgetagen pendelt sich das Mittel für mehrere Tage bei um 20 Grad in dieser Höhe ein. Am Ende des Vorhersagezeitraums – zum Monatsende – deutet sich eine “Abkühlung” an, die sich allerdings nur auf hochsommerliches bis sommerliches Niveau absetzt. 

Was die Niederschlagssginale anbelangt, nehmen diese ab dem 21./22. Juli zu. Danach zeigt sich die Tätigkeit der Niederschläge sogar relativ konstant. Ob das so kommt? Unsicher. Zumindest aber deuten die Berechnungen mehr Niederschläge – meist in Form von Konvergenz (Schauer/Gewitter) – an. 

Zuvor ist und bleibt es zunächst mal sehr trocken und warm bis sehr heiß!