Wetter-Spezial: Winterausfall in der weiteren Adventszeit? Heiligabend 2021 – weiß oder grün?

Verläuft die weitere Adventszeit mit einem „Winterausfall?“
Verläuft die weitere Adventszeit mit einem „Winterausfall?“ (Bild: Pixabay)

Nachdem uns der erste Advent die ersten Schneeflocken der Saison bis an den Bodensee herab brachte, bringt uns der zweite Advent ebenfalls frühwinterliches Wetter. Dabei stellt sich immer mehr die Frage: Geht das in der weiteren Adventszeit so weiter oder gibt es einen regelrechten Winterausfall? Zudem blicken wir auf die aktuellen Weihnachtstrends und auf den “Wintermacher” – den Polarwirbel…

Die nächsten Tagen bringen uns ein ständiges auf- und ab des Wetters

Während am Donnerstagabend Polarluft mit einem Schneetief für Schneefälle bis an den Bodensee herab sorgte, zieht ab Samstagnacht eine neue Warmfront mit Regen und Wind durch. Bis auf 1.000 m und darüber setzt sich für kurze Zeit erneut das Tauwetter durch.

Warmfront, Schnee und wieder wärmer: Ein ständiges Auf und Ab beim Wetter.
Warmfront, Schnee und wieder wärmer: Ein ständiges Auf und Ab beim Wetter. (Bild: Pixabay)

Am Sonntag und Montag wird es rasch wieder kälter: Ein neuer Polarluftvorstoß bringt uns am zweiten Advent wieder Schneeflocken zurück. Am Montag und Dienstag erreicht die “Frühwinterkälte” bereits den Tiefpunkt, ehe es bei den Temperaturen danach schon wieder aufwärts geht.

16-Tage-Trend: Wintereinbruch noch VOR Heiligabend?

Um die ungefähre Entwicklung der weiteren Adventszeit zu ermitteln, blicken wir auf den 16-Tage-Trend (Ensemble-Vorhersage) mit den Temperaturen bei uns am Erdboden und den Niederschlägen. Hierfür verwenden wir als Beispielort Lindau (Bodensee).

Die weiße Linie im oberen Teil der Grafik spiegelt das Mittel aller Einzelberechnungen wieder. 

Ein nachhaltiger Wintereinbruch vor Weihnachten ist äußerst unwahrscheinlich.
Ein nachhaltiger Wintereinbruch vor Weihnachten ist äußerst unwahrscheinlich. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Anfangs erkennen wir, dass wir nach der kurzen “Erwärmung” am Samstag wieder auf kältere Temperaturen geraten. Dazu sind unten Niederschlagssignale zu besichtigen, die bei diesem Temperaturniveau meist als Schneeregen, Schnee und/oder Graupel fallen. Kurz nach Nikolaus (ab 07. Dezember) steigen die Temperaturen im Mittel auf 0 bis 5 Grad an. Das wäre der klassische Berglandwinter: In tiefen Lagen nass-kalt, in höheren Lagen oftmals große Schneemengen und Dauerfrost. 

Ab dem 11. Dezember liegen die Temperaturen in Zwei-Meter-Messhöhe bei deutlich über der 0-Grad-Marke. Manche Einzelläufe tangieren sogar die 10-Grad-Marke, während andere deutlich weiter unten bleiben. Zum Ende des Vorhersagezeitraums (19. Dezember) stürzen die Temperaturen “hinten raus” nach unten ab. Könnte das eine Trendrichtung für kalte und weiße Weihnachten sein? 

Fakt ist: Allein aus dieser Ensemble (16-Tage-Trend) kann man festhalten, dass – trotz einiger Unsicherheiten – ein nachhaltiger Wintereinbruch bis ins Tiefland nicht in Sicht ist. Sowohl die ganz warmen, als auch die ganz kalten Einzelberechnungen kann man bislang als Ausreißer einordnen. Durch die durchgängigen Niederschlagssignale beschäftigt uns mutmaßlich mehr Tiefdruck als Hochdruck. 

Die alljährliche Frage: Gibt es dieses Jahr weiße Weihnachten?
Die alljährliche Frage: Gibt es dieses Jahr weiße Weihnachten?(Bild: Pixabay)

Weihnachten: Weiß oder grün?

Diese Frage stellen sich viele Menschen in der Vorweihnachtszeit: Gibt es mal wieder weiße Weihnachten oder bleibt es wieder mild und grün? Eine Vielzahl der Menschen wünschen sich Weihnachten mit schneebedeckten Landschaften. Nahezu deutschlandweit gab es weiße Weihnachten zuletzt im Jahr 2010. 

Die Frage, ob wir in diesem Jahr weiße Weihnachten erleben, kann man aus heutiger Sicht noch nicht seriös beantworten. Frühestens 7 bis 10 Tage davor kann man anhand der Wettermodelle grobe Wetteraussichten ermitteln. 

Dennoch berechnen Langfristmodelle bereits das Wetter für Heiligabend, den Jahreswechsel und darüber hinaus. Diese Prognosen haben mit klassischen Wettervorhersagen nichts zu tun. Sie können lediglich abschätzen, in welche Richtung sich die Wetterlage grobmaschig entwickelt. 

Der aktuelle Weihnachtstrend zeigt mehr Hochdruck bei uns.
Der aktuelle Weihnachtstrend zeigt mehr Hochdruck bei uns. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Wie die Wetterkarte mit dem sogenannten Geopotential für Heiligabend, am Freitag den 24. Dezember zeigt, haben wir es mit Hochdruck über Mitteleuropa zu tun. Umso roter die Farbflächen sind, desto stabiler ist die Wetterlage. Über Nordeuropa herrscht viel Tiefdruck. Die Temperaturen zeigen dazu in 1.500 m Höhe (850 hPa) über Deutschland unter 0 Grad im Norden und nahe 5 Grad im Südwesten.

Auf der Wetterkarte erkennen wir zudem weiße Linien, die nördlich von Mitteleuropa relativ eng und südlich von uns weit auseinander liegen. Das sind die sogenannten Isobaren. Je weiter diese auseinander liegen, umso weniger wind ist im Spiel. Dadurch wäre es in der Höhe (1.500 m) zwar relativ mild, am Erdboden mit wenig Wind und einer Inversionslage (Hochnebel, Nebel) eher kalt und grau. 

In der Höhe wären es grüne Weihnachten - aber bodennah?
In der Höhe wären es grüne Weihnachten – aber bodennah? (Grafik: Wetterzentrale.de)

Und dann kommt es auf die Vorgeschichte an: Hätten wir zuvor eine Schneedecke liegen, wäre diese Wetterlage mit wenig Wind, Nebel und einer satten Auskühlung bodennah eisig kalt. Das ist nur eine mögliche Wetterlage für Heiligabend. Ob das so eintrifft, ist daher noch sehr fraglich. Ich gehe allerdings davon aus, dass mehr Hochdruck diese Weihnachten unser Wettergeschehen bestimmt. Mit wenig Wind kann dies, wie bereits beschrieben, unter Umständen eine relativ kalte Lage sein. 

Polarwirbel – der “Wintermacher”

Bevor eisige Luftmassen sich auf den Weg nach Mitteleuropa machen, muss die Kälte in den nördlichen Breitengraden zunächst produziert werden. Dafür verantwortlich ist der sogenannte “Polarwirbel” über der Nordhemisphäre. 

Der Polarwirbel über der Nordhemisphäre.
Der Polarwirbel über der Nordhemisphäre. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Beim Polarwirbel handelt es sich um ein Starkwindband in rund 36 Kilometer Höhe. Sobald die Sonne ab Ende August/Anfang September die nördlichen Gebiete nicht mehr erreicht, sammelt sich die Kaltluft in der Höhe. 

“Arctic-Outbreak” und “Winter-Killer”

Im Verlauf des Winters kann es dadurch zu sogenannten “Arctic-Outbreaks” kommen. Das passiert, wenn sich die Eisluft durch passende Druckgebilde (Hoch- und Tiefdruckgebiete) stationiert und die Bahn bis nach Mitteleuropa frei macht. Für die Hochs und Tiefs ist wiederum der “Jetstream”, ein Starkwindband in rund 10 Kilometer Höhe verantwortlich. 

Durch einen „Polarwirbel-Splitt“ kann ein massiver Arctic-Outbreak bis nach Mitteleuropa entstehen.
Durch einen „Polarwirbel-Splitt“ kann ein massiver Arctic-Outbreak bis nach Mitteleuropa entstehen. (Bild: Pixabay)

Ende Januar dieses Jahres hat sich der Polarwirbel zum Beispiel gesplittet (geteilt). Aus einem “Kältebrocken” wurden zwei. Dann haben wir es mit “zwei Polarwirbeln” zu tun. Die Chance, dass etwa 10 bis 15 Tage danach ein massiver “Arctic-Outbreak” zustande kommt, ist dadurch erhöht. So hatten wir im Februar in weiten Teilen Deutschlands, besonders in der Mitte des Landes eisiges Winterwetter mit einigen Rekord-Schneemengen. Strömt der “Eisluftklotz” zum Beispiel westlich an uns vorbei, bekommen wir das Gegenteil zu spüren: Das sogenannte “Major Warming” – also sehr milde Luft. 

Wann und ob sich der Polarwirbel splittet, ist bislang nicht absehbar. Das geschieht meistens sehr spontan. Trotz einer zeitnahen Milderung stehen uns besonders im neuen Jahr sehr spannende Zeiten mit interessanten Wetterlagen bevor.