Wetter-Spezial: Wie wird der Winter 2021/2022?

Wetter-Spezial: Wie wird der Winter 2021/2022?
Frost und Schnee: Winterlicher Dezember wahrscheinlich. (Bild: Pixabay)

Polarwirbel baut sich auf – „Polar-Dezember“ und Eiswinter?

Große Schneemassen, Dauerfrost und eisige Nächte: Für einige ein Traum, für viele andere eher ein Schock. Wie entwickelt sich die Wintersaison 2021/2022?

Wir blicken auf die Einschätzungen der Wettermodelle und ermitteln genauer, wie sich der bevorstehende Winter entwickelt. Ist ein „Polar-Dezember“ mit weißen Weihnachten der Startschuss eines Kalt- bzw. Eiswinters? Dazu schauen wir zunächst auf die Winter der vergangenen Jahrzehnte zurück.

Wie die Wetterstatistik mit den Aufzeichnungen seit 1880 eindeutig zeigt, wurden die Winter im Durchschnitt seit einigen Jahren immer wärmer. Besonders die letzten Winter fielen im Vergleich zum langjährigen Klimamittel immer milder aus.

Die letzten Winter fielen immer wärmer aus.
Die letzten Winter fielen immer wärmer aus. (Grafik: Mtwetter.de)

Das letzte Jahr brachte uns gegenüber den Vorjahren deutlich mehr „Winterlagen.“ Um den 14. Januar 2021 kamen binnen weniger Stunden rund 30 bis 50cm Neuschnee um den Bodensee zusammen. Im darauffolgenden Februar folgte dann eine strenge Luftmassengrenze mit heftigen, regional sogar historischen Schnee- und Frostereignissen in weiten Teilen Deutschlands. Am Ende wies der Winter 2020/2021 trotzdem eine positive Abweichung von 1,8 Grad auf.

Kräftige Schneefälle sorgten teils für große Schneemengen im letzten Winter.
Kräftige Schneefälle sorgten teils für große Schneemengen im letzten Winter. (Bild: Niklas Kaa)

Winter-Prognose „NOAA“

Die Behörde des sogenannten „NOAA-Modells“ (amerikanisches Wettermodell) bietet uns Langzeitprognosen bis einige Monate im Voraus. Dieses Langzeitmodell wird aus etlichen Einzelberechnungen für einzelne Tage in der Zukunft (z.B. 25. Januar) gemittelt. Daraus entstehen dann grobmaschige Monatsprognosen, die wir uns nun genauer anschauen.

Für den ersten meteorologischen Wintermonat Dezember berechnet die „NOAA“ über Mitteleuropa und Deutschland durchschnittliche Temperaturen auf den ganzen Monat bezogen. Das ist mit Rückblick auf die Winterprognosen des Wettermodells auf die vergangenen Winter ein echtes Novum.

Nach des amerikanischen Wettermodells „NOAA“ soll der Dezember durchschnittlich enden.
Nach des amerikanischen Wettermodells „NOAA“ soll der Dezember durchschnittlich enden. (Grafik: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

Die auffälligsten Temperaturabweichungen sind östlich/südöstlich von Deutschland zu erkennen. Dort könnte es im Vergleich zum Klimamittel aus den Jahren 1991 bis 2020 leicht zu warm werden. Über dem Norden Skandinaviens, wo unter anderem die Kaltluft herkommt, könnte es teilweise etwas zu kalt werden.

Für den Januar und Februar haben die Monatsprognosen viele Parallelen. Beide meteorologischen Wintermonate sollen über Mitteleuropa und Deutschland zu warm ausfallen. Besonders die Südhälfte und die Mitte des Landes könnte nach der Monatsprognose des amerikanischen Wettermodells viel zu warm enden.

Der Januar soll dagegen zu flächendeckend über Deutschland zu warm enden.
Der Januar soll dagegen zu flächendeckend über Deutschland zu warm enden. (Grafik: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)
Auch für den Februar sind positive Abweichungen nach den Berechnungen der „NOAA“ zu erwarten.
Auch für den Februar sind positive Abweichungen nach den Berechnungen der „NOAA“ zu erwarten. (Grafik: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

Auch für den März, der von der Witterung her öfter noch winterliche Wetterlagen bringen kann, sähe es für Winterfans eher bescheiden aus. Was die Niederschläge über Europa betrifft, soll der gesamte Winter 2021/2022 eher durchschnittlich ausfallen. Die höchsten Niederschlagsabweichungen (zu trocken) sind über Südwest- und Südosteuropa zu erkennen. Im äußersten Westen und Südwesten Deutschlands könnte die Wintersaison demnach ein wenig nasser als üblich ausfallen.

NOAA“ prognostiziert warmen Winter, aber …

Dass die Behörde des amerikanischen Wettermodells „NOAA“ einen zu warmen Winter prognostiziert, ist grundsätzlich nicht ungewöhnlich und muss für den Verlauf des Winters nicht viel bedeuten. Der vergangene Winter 2020/2021 wurde damals (Stand der Vormonate) teilweise deutlich zu warm in Deutschland berechnet. Und was kam im Nachhinein heraus?

Der Winter 2021/2022 könnte insgesamt durchschnittliche Niederschlagssummen bringen.
Der Winter 2021/2022 könnte insgesamt durchschnittliche Niederschlagssummen bringen. (Bild: Pixabay)

Trotz der „Mild-Prognosen“ für die Wintermonate konnte der Winter uns öfters mit (viel) Schnee und Dauerfrost aus dem hohen Norden erreichen. Solch eine Monatsprognose dient also als „Hilfsmittel“, kann aber nicht wirklich sagen, wie sich der Verlauf eines Winters tatsächlich entwickelt.

Polarwirbel: Die Steuerung des Winters

Als wichtiger Faktor für die Kaltluftproduktion gilt der sogenannte Polarwirbel. Der Polarwirbel ist ein großes Windband in rund 36 Kilometer Höhe, das sich im Winterhalbjahr über dem Nordpool aufbaut und seine Kreise dreht. In kalten Wintern kommt es oftmals zu sogenannten „Polarwirbel-Splitts.“

Das bedeutet, dass sich der „Kaltluftsack“ durch zwei Tiefdruckgebiete teilt und die Möglichkeit aufgrund des Jetstreams (Windbahn in rund 10 Kilometer Höhe – Steuerung für Hochs und Tiefs) besteht, dass sich brachiale Kaltlufteinbrüche auf den Weg in unsere Breitengrade machen.

Der Polarwirbel baut sich mit zunehmen Kälte auf.
Der Polarwirbel baut sich mit zunehmen Kälte auf. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Die momentane Situation über der Nordhemisphäre (Polarwirbel) sieht noch entspannt aus, wobei sich nördlich von Deutschland schon größere Kälte sammelt. In den nächsten Wochen sammelt sich die Kälte dort weiter und bildet einen großen Kältepool.

Ich persönlich halte es für sehr wahrscheinlich, dass sich der Polarwirbel im Laufe des Winters (Dezember, Januar, Februar) mindestens einmal splittet und für ein paar extrem kalte Winterlagen bei uns sorgt.

Persönliche Einschätzung: „Normaler“ Winter mit winterlicher Adventszeit

Da wir nun die Winterprognose des Wettermodells „NOAA“ sowie den „Antreiber des Winters“, den Polarwirbel genauer angeschaut haben, gehe ich zum Schluss noch auf meine persönliche Einschätzung für den Winter 2021/2022 ein. Nach meiner Einschätzung erwarten uns in diesem Winter einige, mitunter auch sehr kalte Winterlagen mit Dauerfrost und strengem Nachtfrost über mehrere Tage/Wochen hinweg.

Da ich in diesem Winter eher mehr Hoch- als Tiefdruck erwarte, gehe ich von einigen Inversionslagen (In den Bergen sonnig & warm, im Flachland grau & kalt) aus, die uns vor allem im Dezember beschäftigen. Von enormen Schneemassen, wie wir es im vergangenen Jahr innerhalb weniger Stunden hatten, gehe ich in diesem Winter nicht aus.

Meine persönliche Einschätzung sieht nach einem „normalen“ Winter mit ein paar eisigen Winterlagen aus.
Meine persönliche Einschätzung sieht nach einem „normalen“ Winter mit ein paar eisigen Winterlagen aus. (Bild: Pixabay)

Der Winter wird gemittelt am Ende durchschnittlich bis leicht zu mild ausfallen, wobei ich glaube, dass der Dezember pünktlich zur Adventszeit uns gefühlt am meisten Winterwetter bringt. Ein „normaler“, sprich durchschnittlicher Winter wäre in Zeiten der Klimaerwärmung durchaus eine Hausnummer.

Auf die Frage, ob es heuer mal wieder weiße Weihnachten gibt, kann heutzutage noch keiner sagen. Tagesprognosen für einzelne Tage in einigen Monaten im Voraus zu präsentieren, ist meines Erachtens nicht wirklich seriös.

Ein Update der Winterprognose 2021/2022 machen wir in den nächsten Wochen bis hin zum Winter immer wieder. Es ist und bleibt (noch) alles offen! 🙂