Wetter-Spezial: Wie geht der November weiter? „Massiver Wintereinbruch“ – ja oder nein?

Ist ein „massiver Wintereinbruch“ tatsächlich tatsächlich in Sicht?
Ist ein „massiver Wintereinbruch“ tatsächlich in Sicht? (Bild: Pixabay)

Derzeit erleben wir über Mitteleuropa klassisches Novemberwetter mit viel Hochdruck. Tiefs mit Regen und Wind haben gegen die Hochdrucklage bisher kaum eine Chance. Dabei stellen wir uns die Frage: Wie geht der November nach der Monatshälfte weiter? Ist ein „massiver Wintereinbruch“, ein „Arctic-Outbreak“ oder gar eine „Einwinterung“ bis zum Start in den Advent wahrscheinlich?

Bislang zeigte sich der November von seiner trockenen und leicht zu milden Seite. Im deutschlandweiten Mittel beträgt die Temperaturanomalie (Abweichung) über den Zeitraum 01.11 – 12.11.2021 insgesamt 0,6 Grad.

Der November verzeichnet von den Temperaturen bislang große Unterschiede zwischen Nord und Süd.
Der November verzeichnet von den Temperaturen bislang große Unterschiede zwischen Nord und Süd. (Grafik: Mtwetter.de)

Allerdings ist innerhalb des Landes eine große Zweiteilung zu erkennen: Während es im Norden zu mild war, war es in der Südhälfte und im Südwesten vielerorts kühler als üblich.

Verantwortlich dafür war häufige Inversion durch wenig Wind. Zum aktuellen Sonnenstand wird die Feuchtigkeit aus den Böden bei wenig Wind kondensiert und es bildet sich Nebel/Hochnebel.

Was die Niederschläge (meist Regen) anbelangt, wurden im Osten die langjährigen Niederschlagssummen des ganzen Monats bereits erreicht, während es im Westen und in Teilen Süddeutschlands einschließlich den Bodenseegebieten deutlich zu trocken war.

NOAA“-Prognose für November

Das sogenannte „NOAA“-Wettermodell aus den USA versucht einige Monate im Voraus, die Abweichungen für Temperatur und Niederschlag für die jeweiligen Monate zu berechnen.

Für den November sahen die Behörden der „NOAA“ bis vor kurzem noch einen zu milden Monat. Die milden Abweichungen wurden in den neusten Herausgaben relativiert, wie die aktuelle Monatsprognose für November zeigt.

Ein echtes Novum: Im Süden könnte der Monat nach der „NOAA“ leicht zu kalt ausfallen.
Ein echtes Novum: Im Süden könnte der Monat nach der „NOAA“ leicht zu kalt ausfallen. (Grafik: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

Über Mitteleuropa und Deutschland sind keine rötlichen Farbtöne mehr zu erkennen. Nun sind über Süddeutschland sogar vielfach blaue Farbflächen zu besichtigen, die für einen leicht zu kalten Novemberverlauf stünden. Wenn diese Temperaturabweichungen so eintreffen, wäre das im Vergleich zu den vorherigen Jahren ein echtes Novum. Zudem sollte der Monat besonders im Süden und Südwesten viel zu trocken ausfallen. Im Norden würde der November dagegen durchschnittlich bis nur leicht zu trocken enden.

In dieser gemittelten Monatsprognose wird also auch in der zweiten Monatshälfte mit tendenziell mehr Hochdruckeinfluss (ohne Wind = oft Inversion) gerechnet.

Ensemble-Vorhersage bis Monatsende

Diese Monatsprognose der „NOAA“ vergleichen wir nun mit einer sogenannten „Esemble-Vorhersage“ für den Beispielort Lindau (Bodensee).

Die rote Linie des Diagramms ist das Klimamittel der Luftmassentemperaturen in 1.500 m Höhe (850 hPa) aus den Jahren 1990 bis 2020. Dabei handelt es sich um das neue Klimamittel, das ohnehin schon wärmer als die älteren Klimamittel ist. Die dicke weiße Linie ist das Mittel aller Einzelberechnungen, die sich vielfarbig im Bund einbringen. Je enger die Linien aneinanderliegen, desto eindeutiger ist die Wetterlage.

Ein massiver Wintereinbruch ist hieraus nicht ableitbar.
Ein massiver Wintereinbruch ist hieraus nicht ableitbar. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Anfangs haben wir es mit zwei „Wärmebergen“ in der Höhe zu tun. Da in diesen Tagen wenig Wind berechnet wird, kann keine Durchmischung stattfinden. Die Warmluft schafft es um die Jahreszeit mit wenig Wind nicht bis zu uns an den Erdboden. Ab dem 21. November sinken die Luftmassentemperaturen in 1.500 m Höhe langsam ab und etablieren sich um das Klimamittel.

In 1.500 m Höhe (850 hPa) bewegen sich die Temperaturen über unsren Köpfen bei knapp unter 0 Grad. Am Erdboden in 2m-Messhöhe wären das umgerechnet etwa 3 bis 8 Grad. Aus dem Mittel aller Modellberechnungen kann man hieraus schon entnehmen, dass ein Wintereinbruch bis zum Ende des Monats nicht in Sicht ist.

Aus den Ensembles ist ein brachialer Wintereinbruch nicht ableitbar.
Aus den Ensembles ist ein brachialer Wintereinbruch nicht ableitbar. (Bild: Pixabay)

Die großen Schlagzeilen wie „massiver Wintereinbruch bis ins Flachland“ oder ähnlichen, die derzeit vermehrt zu lesen und hören sind, basieren auf den kältesten Einzelläufen in der Ensemble (siehe Diagramm), die meist nur als Ausreißer zu bewerten sind.

Mit seriösen Prognosen haben solche Schlagzeilen in den Medien und von ein paar „Wetterkollegen“ innerhalb der Branche überhaupt nichts zu tun.

Schnee-Ensemble: Nasse Schneeflocken möglich

Für ein paar Schneeflocken bis in mittlere und tiefere Lagen (400 – 800 m) könnte es in den letzten zwei Novemberdekaden dennoch reichen.

Wie die Ensemble-Vorhersage mit den Neuschneehöhen für Lindau (Bodensee) anschaulich zeigt, nehmen die Schneesignale – auch in anderen Regionen – deutlich zu. Einzelne Modellläufe berechnen sogar einige Zentimeter Neuschnee. Mit einem nachhaltigen und brachialen Wintereinbruch bis ins Tiefland hat das allerdings auch wenig am Hut.

Im Laufe der zweiten Novemberhälfte nehmen die Schneesignale zu.
Im Laufe der zweiten Novemberhälfte nehmen die Schneesignale zu. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Winterlicher Beginn der Adventszeit?

Wie sich die genaue Wetterlage zu Adventsbeginn entwickelt, ist aufgrund der großen Zeitspanne bis dahin noch unklar.

Dennoch berechnet das sogenannte „GFS-Modell“ für Sonntag, den 28. November und dem 01. Advent um 14 Uhr nachmittags (MEZ) im direkten Modelloutput (Berechnung) deutschlandweit 5 bis 13 Grad. Die höheren Werte lägen im Nordwesten, die kühleren im Osten und Süden. Schneefälle wären bei den Temperaturen in 2m-Messhöhe zum Startpunkt in die Adventszeit bei uns über Mitteleuropa kein Thema.

Die aktuellen Tageswerte, berechnet vom GFS-Modell für den 01. Advent.
Die möglichen Tageswerte, berechnet vom GFS-Modell für den 01. Advent. (Grafik: Wetterzentrale.de)

Die Tendenz zu unbeständigem „Schmuddelwetter“ mit den obligatorischen 5 bis 10 Grad, im Süden und Osten mitunter etwas darunter, ist momentan als wahrscheinlich anzusehen. Die Unsicherheiten bis dahin sind allerdings extrem groß, was die Ensemble-Vorhersage uns anfangs unter Beweis gestellt hat. Neben dem Mittel aller Modellberechnungen gibt es einige Einzelläufe, die teils wärmer oder deutlich kälter sind.

Ein massiver Wintereinbruch bis in die tiefsten Lagen mit Dauerfrost und Schnee ist nach der großen Mehrheit der Modelle aktuell im Verlauf der nächsten Wochen nicht absehbar.