Wetter-Spezial: Heißluft bringt den Hochsommer zu den Eisheiligen – extrem warmer und trockener Mai?

Angesichts der weiteren Aussichten im Mai könnte der Monat deutlich zu warm und trocken enden.
Angesichts der weiteren Aussichten im Mai könnte der Monat deutlich zu warm und trocken enden. (Bild: pixabay)

„Schweißheilige“ statt Eisheilige: In diesem Jahr fallen die Eisheiligen mit letzten Frösten aus. Von Südwesten her strömt in der nächsten Woche sehr warme Sommerluft bis nach Mitteleuropa und Deutschland. Verbreitet sind um Wochenmitte 25 bis 30 Grad möglich. Wie geht der Mai weiter? Die Monatsprognosen zeigen plötzlich Wärme und Trockenheit!

Obwohl bereits 2/3 des meteorologischen Frühjahrs 2022 vorbei sind, zeigt sich der Frühling bisher viel zu trocken. In einem durchschnittlichen Frühjahr fielen in den vergangenen  20 Jahren im Mittel um 160 Liter auf den Quadratmeter. Im Zeitraum 1880 bis 2021 kamen im Flächenmittel 169,5 Liter zusammen.

Wäre das Frühjahr frühzeitig vorbei, wäre es der trockenste Frühling seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1880. (Bild: Mtwetter.de)
Wäre das Frühjahr frühzeitig vorbei, wäre es der trockenste Frühling seit Aufzeichnungsbeginn im Jahre 1880. (Bild: Mtwetter.de)

Aktuell liegen wir bei knapp 75 Liter pro Quadratmeter. Wie die Aufzeichnungen belegen, wäre es somit der trockenste Frühling seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Ähnlich trocken und niederschlagsarm waren die Frühjahre 1893 (82,6 Liter) und 2011 mit 90 Liter. Ob wir diesen negativen Allzeitrekord am Ende aufzeichnen, ist noch unsicher, aber durchaus möglich.

Wetterlage am Dienstag, den 10. Mai

Die Großwetterlage am Dienstag ist bei uns von Hochdruck geprägt: Ein sattes Hochdruck-Bollwerk breitet sich von Südwesten bis nach Mitteleuropa aus.

Mächtiger Hochdruck breitet sich bis nach Mitteleuropa aus. (Bild: Wetterzentrale.de)
Mächtiger Hochdruck breitet sich bis nach Mitteleuropa aus. (Bild: Wetterzentrale.de)

Das Hochdruckgebiet (H) etabliert sich etwas östlich von uns und sorgt für eine Stabilisierung. Nordwestlich von uns liegt ein Tief (T) über den Atlantik, was gleichzeitig leichte Wechselhaftigkeit birgt. Die Isobaren (weißen Linien) sind relativ weit auseinander, was für wenig Druckausgleich in Form von Wind spricht. Um das Tief (T) herum sind die Isobaren deutlich gedrängter.

In 1.500 m Höhe (850 hPa) strömen warme Luftmassen mit dem Ursprung von Nordafrika zu uns.

Warme Luftmassen strömen mit dem Hochdruck bis in unsere Breitengrade. (Bild: Wetterzentrale.de)
Warme Luftmassen strömen mit dem Hochdruck bis in unsere Breitengrade. (Bild: Wetterzentrale.de)

Über Süddeutschland liegt die 10-Grad-Isotherme (Luftmasse), im Norden liegen wir in der Höhe bei über 5 Grad. Im Alpenraum erkennen wir eine „Wärme-Beule“. Dort sind um Wochenmitte sogar knapp 15 Grad in 1.500 m (850 hPa) wahrscheinlich.

Die Isobaren sind nordwestlich und nördlich von uns ziemlich eng, was im Umfeld für leichte Unbeständigkeit (Schauer/Gewitter) sorgen kann. Über Südeuropa „verschwimmt“ das Ganze ein wenig.

Wettervorhersage bis Mittwoch, den 11. Mai

Am Wochenende ist von etwaigen Hochdruck noch nicht viel zu sehen: Viele Wolken, Schauer und lokale Gewitter dominieren unser Wettergeschehen.

Der Samstag startet meist trocken. Tagsüber ist der Himmel weiterhin mit kompakten Wolken bedeckt, das Schauerrisiko nimmt zu. Die größte Niederschlagsaktivität haben wir in den Mittags- und Nachmittagsstunden.

Einzelne Regenschauer sind in der zweiten Tageshälfte am Samstag möglich. (Bild: https://www2.wetter3.de/)
Einzelne Regenschauer sind in der zweiten Tageshälfte am Samstag möglich. (Bild: https://www2.wetter3.de/)

Die Höchstwerte erreichen abseits der Schauer 17 bis 19, in einem Regenschauer teilweise nur rund 15 Grad.

Am Sonntag machen die Temperaturen einen ersten Sprung nach oben. Untertags wechseln sich zahlreiche Wolkenfelder mit sonnigen Abschnitten ab. Ab der Mittagszeit könnte uns von den Alpen heraus ein kleines Regengebiet mit etwas Regen streifen – unsicher! Je nach Bewölkung und Sonnenschein klettern die Höchsttemperaturen auf 18 bis 21 Grad.

Der Start in die neue Woche bringt im Süden und am Bodensee viel Sonne. Häufig ist der Himmel nur von einzelnen und harmlosen Wolken verhangen.

Am Montag ist die Bewölkung im Süden gering. (Bild: https://www2.wetter3.de/)
Am Montag ist die Bewölkung im Süden gering. (Bild: https://www2.wetter3.de/)

Mit der intensiven Sonneneinstrahlung springen die Höchstwerte bereits auf 20 bis 23 Grad.

Am Dienstag haben wir es mit Resten eines abziehenden Tiefs zu tun. Viele Wolken verdecken zunächst die Sonne, ehe es langsam auflockert. Dann stellt sich weitgehend ein Wettermix aus dichteren Wolken und Sonnenschein ein. Im Vorhersagegebiet klettern die Temperaturen auf frühsommerliche 21 bis 24 Grad. Entlang des Rheins könnte örtlich sogar schon die 25-Grad-Sommermarke geknackt werden.

Am Mittwoch sind wir plötzlich im Hochsommer! Das sind die Höchstwerte vom direkten Modelloutput (Berechnung), worauf man erfahrungsgemäß nochmals ein paar Grad oben drauf rechnen kann.

Und plötzlich Sommer: Vielerorts steigen die Temperaturen auf sommerliche Werte. (Bild: https://www2.wetter3.de/)
Und plötzlich Sommer: Vielerorts steigen die Temperaturen auf sommerliche Werte. (Bild: https://www2.wetter3.de/)

Verbreitet hätten wir im Süden dann 23 bis 29 Grad. Am Rhein und in Teilen des Südwestens sind damit durchaus 30 oder 31 Grad möglich. In der Mitte des Landes haben wir ebenfalls sommerliche 22 bis 27 Grad. Nur im Bereich der Mittelgebirge ist es stellenweise noch kühler.

Im Norden kann sich die Sommerluft noch nicht komplett durchsetzen. Dort sind es im Binnenland meist 20 bis 26 Grad. Auch hier ist also ein Sommertag wahrscheinlich. Unmittelbar an den Küsten bleibt es mit 11 bis 15 Grad (!) merklich kühler. Hier ist von dem Sommerflair im Land nichts zu spüren.

14-Tage-Trend: Es bleibt überdurchschnittlich warm – zunehmende Schauer- und Gewitterneigung

Im Mittel bleiben die Luftmassentemperaturen andauernd überdurchschnittlich warm. (Bild: Wetterzentrale.de)
Im Mittel bleiben die Luftmassentemperaturen andauernd überdurchschnittlich warm. (Bild: Wetterzentrale.de)

Die rote Linie dieses 14-Tage-Trends (Ensemble) bildet das Klimamittel der Luftmassentemperaturen in 1.500 m Höhe (850 hPa) ab. Die weiße Linie zeigt uns das Mittel aller Einzelberechnungen, woran wir uns orientieren. Je weiter die einzelnen bunten Linien (Berechnungen) auseinander gehen, desto mehr Unsicherheit steckt dahinter.

Zunächst rollen wir auf einen mächtigen „Wärmeberg“. Wir starten bei 5 Grad in 1.500 m Höhe und landen bei 15 Grad. Das ist also ein Temperaturanstieg von 10 Grad binnen weniger Tage. Gleichzeitig nehmen die Niederschläge unten ab, der Hochdruck setzt sich durch. Anschließend sinken die Luftmassentemperaturen etwas ab, bleiben aber auf überdurchschnittlichem Niveau. „Zwischen den Zeilen“ erkennen wir aber zwei Richtungen: Einige Läufe zeigen eine Fortsetzung des sommerlichen Wetters, eine Vielzahl anderer Berechnungen aber einen deutlichen Temperaturrückgang. Das zeigt unter anderem der sogenannte Hauptlauf, der die vermeintlich besten Daten beinhaltet.

Die Niederschlagssignale nehmen besonders um den 13. Mai zu. „Hinten raus“ leben wir Niederschläge immer wieder auf. Das ist dann meistens auf die Konvergenz, also Schauer und Gewitter, zurückzuführen. Großräumige Landregenfälle sind daraus kaum absehbar.

Monatsprognose Mai: Auf einmal zu warm und trocken!

Kurios, aber angesichts der kommenden Wetterlage kaum anders vorstellbar: Der „Wonnemonat“ Mai könnte neuerdings vor allem im Westen und Südwesten deutlich zu warm ausfallen (bis +2 Grad).

Über Mitteleuropa soll der Mai insgesamt zu warm enden. (Bild: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)
Über Mitteleuropa soll der Mai insgesamt zu warm enden. (Bild: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

In den übrigen Landesteilen erkennen wir Richtung Norden und Osten nur eine leichte Gesamtabweichung von +0,5 bis +1,0 Grad. Das spricht für wiederholte Südwestlagen mit entsprechend warmen Temperaturen.

Interessant ist aber: Über Osteuropa soll der flächendeckend zu kalt ausfallen. Ob das tatsächlich so kommt, halte ich für fraglich.

Was die Niederschläge anbelangt, hat sich im Vergleich zu den Vorberechnungen einiges verändert: Plötzlich sieht die Monatsprognose der „NOAA“ deutlich zu wenig Regen. Insbesondere im Süden und Osten könnte der laufende Monat erheblich zu trocken ausfallen.

Der Wonnemonat könnte zudem deutlich zu wenig Niederschläge bringen. (Bild: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)
Der Wonnemonat könnte zudem deutlich zu wenig Niederschläge bringen. (Bild: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

Das ist angesichts der Aussichten (auch mittel- und langfristig) durchaus ein Problem. Auch die kommenden (Sommer- )Monate könnten aufgrund der Großwetterlagen, die mehr vom Hochdruck geprägt sind, wärmer und trockener als „normal“ ausfallen.

Warten wir’s mal ab und schauen uns die weiteren Entwicklungen genauer an. Wir halten sie jedenfalls auf dem Laufenden!