Wetter-Spezial: Erste Sommerprognose 2022 – Droht nach dem „Mildwinter“ ein trockener Hitzesommer?

Wie wird der kommende Sommer nach dem milden Winter?
Wie wird der kommende Sommer nach dem milden Winter? (Bild: Tim Eiden von Pexels)

Anlässlich der eingefahrenen Wetterlage mit sonnigem Frühlingswetter und viel Trockenheit blicken wir erstmals und vorsichtig auf den Sommer 2022. Wir stellen uns die Frage: Erwartet und droht uns nach dem Unwettersommer 2021 ein neuer Hitzesommer mit großer Dürre?

Rückblickend kann man sagen, dass die Sommer in den vergangenen Jahrzehnten im Mittel immer wärmer wurden. Dieser „Wärmeberg“ läuft seit um 1970 an – ab den 80ern haben wir immer wärmere Sommer verzeichnet. Am heißesten war der Sommer 2003 mit einem Temperaturdurchschnitt von 19,7 Grad. 2018 gilt mit 19,3 Grad als zweitwärmster seit Beginn der Wetteraufzeichnungen.

Seit rund 50 Jahren wurden die Sommer im Mittel immer wärmer.
Seit rund 50 Jahren wurden die Sommer im Mittel immer wärmer. (Grafik: Mtwetter.de)

Der letzte Sommer 2021 war gefühlt zwar eher kühl und nass, laut Datenauffassungen der Mitteltemperatur von 17,9 Grad aber trotzdem einer der 10 wärmsten seit 1881.

Milder Winter = Kalter Sommer? Quatsch!

Dass nach einem milden Winter beispielsweise ein kühler Sommer folgt, ist nicht wissenschaftlich belegbar. Es gibt die Möglichkeit, dass sich Großwetterlagen durch eine bestimmte Positionierung von Hochs und Tiefs wiederholen oder halten können. Sicher ist das allerdings nicht – die Wahrscheinlichkeit liegt bei 50 %.

Folgt auf einen milden Winter ein kühler Sommer?
Folgt auf einen milden Winter ein kühler Sommer? (Bild: Pixabay)

Auch wenn es Wiederholungsneigungen von Wetterlagen (Nordlage, Südlage, etc., …) gibt, stellen solche Wetterlagen vom Verlauf einer Vorjahreszeit keine Garantie für die kommende Jahreszeit dar.

NOAA-Wettermodell mit Monatsprognose: Vorerklärung

Das Wettermodell „NOAA“ aus den USA gibt in Zeitabschnitten immer wieder sogenannte Monatsprognosen heraus, die jeweils die Abweichungen von Temperatur und Niederschlag berechnen. Man muss sich das wie folgt vorstellen: Täglich werden diverse Wetterlagen für bestimmte Tage in einem Monat prognostiziert und allesamt gemittelt. Daraus entstehen die groben Temperatur- und Niederschlagsabweichungen für einen ganzen Monat. Solch eine Monatsprognose kann also nicht aussagen, wie das Wettergeschehen an einzelnen Tagen, zum Beispiel am 15. Juli 2022 wird.

April und Mai: Zu warm, aber keine Trockenheit

Insgesamt leicht zu warm fallen die kommenden Frühlingsmonate über weiten Teilen Europas aus.

Nach den Berechnungen der NOAA erkennen wir für April über Deutschland und den Nachbarländern vielfach orangene Farbflächen. Hierzulande könnte der zweite meteorologische Frühlingsmonat im Vergleich zum Klimamittel (1991 bis 2020) +0,5 bis +1,0 Grad ausfallen. Die höchsten Abweichungen werden für den östlichen Mittelmeerraum und über Nordosteuropa berechnet. Über Westeuropa könnte der April eher durchschnittliche Temperaturen bringen.

Der April könnte leicht zu warm ausfallen.
Der April könnte leicht zu warm ausfallen. (Grafik: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

Im Wonnemonat Mai nehmen die positiven Temperaturanomalien (Abweichungen) vor allem über dem Osten Europas zu. Abweichungen von +1,0 bis +2,0 Grad sind über Osteuropa möglich. Mit bis zu +3 Grad könnte der Vormonat des Sommers über Nordskandinavien, Finnland und Russland deutlich zu warm ausfallen. Über Deutschland ändert sich an den Abweichungen wenig.

Im Mai nehmen die positiven Abweichungen über Nordosteuropa stark zu.
Im Mai nehmen die positiven Abweichungen über Nordosteuropa stark zu. (Grafik: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

Unwettersommer oder trockener Dürresommer? Weder noch

Für die offiziellen und meteorologischen Sommermonate Juni, Juli und August werden ebenfalls positive Abweichungen für Mitteleuropa prognostiziert.

Da alle drei Monate über Europa ähnliche Anomalien der Mitteltemperaturen vorsehen, mitteln wir die Wetterkarten und kommen zu folgendem Ergebnis: Ein leicht zu warmer Sommer ist wahrscheinlich. Die höchsten Abweichungen gibt es mit bis zu +2,0 Grad über dem Osten berechnet, ansonsten „verschwimmt“ alles und sollte uns Abweichungen von +0,5 bis +1,0 Grad bescheren.

Insgesamt erwartet uns nach NOAA ein "nur" leicht zu warmer Sommer 2022.
Insgesamt erwartet uns nach NOAA ein „nur“ leicht zu warmer Sommer 2022. (Grafik: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

Niederschläge im Frühjahr & Sommer: Zu nass?!

Nachdem der März bisher exorbitant zu trocken ausfiel, herrscht in unseren Breitengraden teils große Trockenheit und regional akute Waldbrandgefahr. Besonders in der Landwirtschaft benötigt man jetzt im Frühjahr den Niederschlag (Landregen, Schauer), damit wir im Sommer und Herbst eine tolle Ernte bekommen.

Für den April hat das NOAA-Modell durchaus spannende Niederschlagsabweichungen in den Berechnungen: Über Mitteleuropa und Deutschland sind mehr Niederschläge als üblich möglich. Südlich der Alpen und auf der iberischen Halbinsel bliebe es im Vergleich zum 30- jährigen Klimamittel teilweise zu trocken. Die Monatsprogose für Mai sieht bei den Niederschlägen ähnlich aus.

Nach dem sehr trockenen März könnte der April teils deutlich zu nass werden.
Nach dem sehr trockenen März könnte der April teils deutlich zu nass werden. (Grafik: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

Das rekordverdächtig trockene und sonnige Wetter im März würde sich im April und Mai also nicht weiter durchweg fortsetzen. Mehr Unbeständigkeit durch heranziehende Tiefdruckgebiete über unseren Breitengraden würde die Trockenheit lindern.

Die Niederschläge für die Sommermonate Juni, Juli und August sehen gleicherweise nicht nach anhaltender Trockenheit im kommenden Sommer aus: Weiße Farben sind über weiten Teilen Mitteleuropas zu erkennen, die für einen durchschnittlich nassen Verlauf der Monate sprechen. Während über Ost- und Südeuropa leicht zu trockene Verhältnisse herrschen, sind besonders über Großbritannien und dem Alpenraum mehr Niederschläge als „normal“ möglich.

Eine große Dürre ist im Sommer 2022 nach den Berechnungen nicht zu erwarten.
Eine große Dürre ist im Sommer 2022 nach den Berechnungen nicht zu erwarten. (Grafik: http://flaeming-wetter.bplaced.net/Synoptik/Langfrist-Vorhersage.html)

Eine ausgeprägte Hochdrucklage mit großer Trockenheit und Dürre über mehrere Wochen oder gar Monaten ist hieraus nicht ableitbar.

Fazit: Nach den Berechnungen und Einschätzungen des Wettermodells „NOAA“ erwartet uns kein Dürre- oder Hitzesommer. Das sehen die Behörden des europäischen Wettermodells (ECMWF) ähnlich. Der Sommer könnte tendenziell leicht zu warm und zu ausfallen. Zuvor ist in den weiteren Frühlingsmonaten April und Mai mehr Niederschlag als im März abzusehen.

Ich persönlich schätze, dass der kommende Sommer von mehr Hochdruck (Sonnenschein) als Tiefdruck geprägt wird. Solch ein Unwettersommer wie im letzten Jahr, wo es gefühlt keine drei trockenen Tage hintereinander gab, wird es heuer nicht geben.

Die sonnigste und trockenste Zeit der nächsten Wochen erleben wir noch bis Monatsende. Genießt den „Turbo-Frühling!“