Wertvolles Naherholungs- und Naturschutzgebiet „Alter Rhein“

Das Rheinholz mit der Mündung des Alten Rheins in den Bodensee ist ein bei alt und jung beliebtes, autofreies Ausflugs- und Wanderziel.
Das Rheinholz mit der Mündung des Alten Rheins in den Bodensee ist ein bei alt und jung beliebtes, autofreies Ausflugs- und Wanderziel. (Bild: Wilfried Vögel)

Der Alpenrhein wurde durch die Internationale Rheinregulierung (IRR) eingedämmt und begradigt. Den einst wilden Fluss haben die Anrainerstaaten Österreich und Schweiz gezähmt und die Gefahr von wiederkehrenden Hochwassern weitgehend gebannt. Das Wochenblatt hat kürzlich ausführlich darüber berichtet. Nach zwei Durchstichen hat der Rhein sein neues Bett gefunden. Gleichzeitig entstanden zwei voneinander unabhängige Flussläufe, die man jeweils als „Alten Rhein“ bezeichnet.

Der sogenannte „Alte Rhein“ besteht aus zwei Teilabschnitten, die voneinander unabhängig sind. 1900 wurde der Fußacher Durchstich nach fünfjähriger Bauzeit fertiggestellt. In den alten Flussarm wurde bei Höchst/St. Margrethen der zwischen 1896 und 1906 neu angelegte Rheintaler Binnenkanal eingeleitet. Dadurch entstand der unter Teilabschnitt Alter Rheins. Dieser nimmt die Meteorwasser des St. Galler Rheintals und Teile des Appenzellerlandes auf und führt diese in den Bodensee ab. Dieser Teilabschnitt mündet bei der Ortschaft Altenrhein in den Bodensee. Der Alte Rhein bildet, wie vor der Rheinregulierung, überwiegend die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz.

Der obere Teilabschnitt zwischen Altach, Hohenems, Lustenau und Diepoldsau entstand 1923, als der Flusslauf des Alpenrheins mit dem sogenannten Diepoldsauer Durchstich nochmals eingekürzt wurde. Dieser Teilabschnitt des Alten Reins hat mit dem Alpenrhein keine direkte Verbindung mehr. Auch dieser Teilabschnitt bildet die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz weitgehend wie früher ab.

Beide Gewässer haben sich zu einem wertvollen Naherholungs- und Naturschutzgebiet entwickelt. Zwischen den Mündungen des Alten und des Neuen Rheins in den Bodensee erstreckt sich das Naturschutzgebiet Rheindelta. Ein weiteres Naturschutzgebiet befindet sich am Eselschwanz bei Ruderbach, einem Ortsteil von St. Margrethen.

An der Spitze der Landzunge an der Mündung schweift der Blick über den See. Der Alte Rhein bildet die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz.
An der Spitze der Landzunge an der Mündung schweift der Blick über den See. Der Alte Rhein bildet die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz. (Bild: Wilfried Vögel)

Den Alten Rhein beim Diepoldsauer Durchstich nutzte man in den ersten Jahren nach der Abschottung vom Alpenrhein intensiv von beiden Uferseiten her zur Kiesgewinnung.  Dazu hat man den Fluss bis zu einer Tiefe von 14 Metern ausgebaggert. Da der Grundwasserspiegel dieses Bereichs bei sechs bis zehn Metern liegt, wurde dieses dadurch verschmutzt und der Grundwasserpegel senkte sich ab. Daraufhin musste das Ausbaggern verboten werden. Die Ruinen der Anlagen (Förderbänder und Schwimmbagger etc.), standen noch Jahrzehnte und dienten gerne als Spielgeräte. Aufgrund von Bade-Unfälle wurden diese Anlagen entfernt und das Gebiet renaturiert.

Der Naturpark „Alter Rhein“ beim Diepoldsauer Durchstich wurde am 22. Mai 2005 feierliche eröffnet.

Wir erkunden heute das Rheinholz. Als Rheinholz bezeichnet man den Hartholz-Auwald im österreichischen Teil des Rheinspitzes. Es bildet den westlichen, entlang des Alten Rheins bis zu seiner Mündung verlaufenden Teil des Vorarlberger Naturschutzgebiets Rheindelta im Gemeindegebiet von Gaißau.

Im Flussbett des Alten Rheins, der das Rheinholz westlich abschließt, befindet sich die Staatsgrenze zwischen der Österreich und der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Auf schweizerischer Seite grenzt die Gemeinde Thal an den Fluss. Wenige Meter vom Flussufer und damit vom Rheinholz entfernt befindet sich im Gemeindegebiet von Thal der Flugplatz St. Gallen-Altenrhein.

Der Uferbereich befindet sich mitten im wertvollen Naturschutzgebiet "Rheindelta" zwischen Altem und Neuem Rhein.
Der Uferbereich befindet sich mitten im wertvollen Naturschutzgebiet „Rheindelta“ zwischen Altem und Neuem Rhein. (Bild: Wilfried Vögel)
Die Bäume am Ufer werden vom Bodensee regelmäßig überschwemmt. Es handelt sich überwiegend um Pappeln und Weiden.
Die Bäume am Ufer werden vom Bodensee regelmäßig überschwemmt. Es handelt sich überwiegend um Pappeln und Weiden. (Bild: Wilfried Vögel)

Im letzten naturbelassenen Auwald, den der Bodensee periodisch überflutet, stellen Eschen, Ulmen, Birken, Ahorn, Eichen die vorherrschenden Baumarten dar. Seltene Vögel wie Schleiereule, Nachtreiher, Grauspecht, Kiebitz, Gelbspötter, Kleinspecht oder Pirol ziehen Ornithologen in ihren Bann. Ringelnattern, Gelbbauchunke, Dachs, Urzeitkrebse und zwei Biberfamilien mit Revieren am Alten Rhein und am Gaißauer Seehafen sind unter anderem hier heimisch.

Zum Bodensee hin geht der dichte Waldbestand in ein Gebiet mit vereinzeltem Weiden- und Pappelbestand über. Einzigartig ist der Schmetterlingsreichtum mit Pappelglucke, Erlenwickler, Zahnspinner, Weidenkahneule, Weidengelbeule und Weidenbohrer.

Das Rheinholz stellt ein beliebtes, autofreies Ausflugs- und Wanderziel dar. Der Strandbereich östlich der alten Rheinmündung mit Grillplätzen und einer kleinen Jausenstation („Rheinholz-Kiosk“) lädt zum Verweilen und Baden ein. Der Kiosk ist nur in den Sommermonaten geöffnet.

Wanderparadies „Rheinholz“

Wir empfehlen eine knapp eineinhalbstündige Wanderung im Rheinholz, die sogenannte „Rheinholz-Rundwanderung“. Die Anfahrt erfolgt über Bregenz, die Rheinstraße, die Brücke über den Neuen Rhein und weiter bis Höchst. Hier nicht links in die Schweiz (St. Margrethen) abbiegen. An der Kirche vorbei geht es geradeaus weiter bis nach Gaißau. Direkt vor der Schweizer Grenze biegen wir rechts ab und folgen der Straße parallel zum Flusslauf immer geradeaus bis zu einem Wanderparkplatz. Gaißau ist ab Bregenz auch gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.

Bei einem umgestürzten Baum endet der Weg am See entlang. Hier geht es rechts abbiegend wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Bei einem umgestürzten Baum endet der Weg am See entlang. Hier geht es rechts abbiegend wieder zurück zum Ausgangspunkt. (Bild: Wilfried Vögel)

Hier beginnt unsere leichte Wanderung, die für die ganze Familie geeignet ist. Erst geht es nach einer Absperrschranke geradeaus auf einem breiten Weg durch das Rheinholz, das mit seinem naturbelassenen Baumbestand fast urwaldähnlich anmutet. Nach einer guten halben Stunde erreichen wir das Bodenseeufer und die Mündung des Alten Rheins. Der Fluss bildet auch hier die Grenze zwischen Österreich und der Schweiz.

Man erreicht so die Spitze der Landzunge mit Feuerstellen, Grillplätzen und Sitzgelegenheiten. Der Blick schweift über die Weite des Sees. Das gegenüber liegende Deutsche Ufer scheint zum Greifen nah.

Wir folgen einem Weg am Ufer entlang Richtung Osten. Nach einer weiteren halben Stunde biegen wir wieder rechts ins Rheinholz ab. Bald ist nach einem Holzschuppen der Herweg erreicht, dem wir zurück bis zum Parkplatz folgen.