Gruppenangebot kraft.akt startet Wenn Männer Gewalt in der Familie ausüben

Familienleben ohne Gewalt: Präventionsangebot kraft.akt.
Familienleben ohne Gewalt: Präventionsangebot kraft.akt. (Bild: Pixabay)

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Laut einer aktuellen Auswertung des Bundeskriminalamts gab es 2022 mehr als 143.000 Opfer häuslicher Gewalt – 80 Prozent davon Frauen. Diakonie und Caritas bieten an 20 Terminen – immer samstags – ein soziales Training für Männer bei häuslicher Gewalt an. Beginn ist voraussichtlich Ende März in Ravensburg.

„Gewalt zerstört nachhaltig die Nähe und das Vertrauen in einer Familie. Dem möchten wir mit unserem Präventionsangebot entgegenwirken“, sagt Eva Weißer, systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin bei der Diakonie Oberschwaben Allgäu Bodensee.

Sozialtraining findet wöchentlich statt

Gemeinsam mit der Caritas Bodensee-Oberschwaben wird seit 2021 das Gruppenangebot kraft.akt – ein soziales Training für Männer bei häuslicher Gewalt – angeboten. Das Sozialtraining findet wöchentlich in einer geschlossenen Gruppe mit acht bis zehn Männern statt. Bei den insgesamt 20 Terminen, die immer 100 Minuten dauern, gibt es professionelle Begleitung durch eine weibliche und eine männliche Gruppenleitung in einem geschützten Raum. Die Betroffenen können sich hier mit ihren Gefühlen und ihren Konflikten auseinandersetzen. Die Caritas- und Diakonie-Mitarbeitenden unterliegen der Schweigepflicht.

Verantwortung für das Handeln unternehmen

„Wir wollen verstehen, welche Situationen und welche Bedingungen in der Vergangenheit dazu geführt haben, dass die Männer in ihrer Partnerschaft Gewalt ausüben“, sagt Andreas Schöfer, Diplom-Sozialpädagoge und Suchttherapeut bei der Caritas Bodensee-Oberschwaben. Meist sei ein Mix von verschiedenen Motiven und negativen Einflüssen, darunter auch Suchterkrankungen, Ursache für die häuslichen Ausschreitungen.

Durch kraft.akt sollen die Männer lernen, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen, ihre Selbstwahrnehmung zu verbessern und sich Techniken anzueignen, um Konflikte gewaltfrei zu lösen. Zentrales Ziel ist es, dass die Teilnehmer keine erneute Gewalt mehr ausüben. Dabei geht es neben der physischen auch um verbale und sexualisierte Gewalt.

Männer stammen aus allen Altersgruppen

„Wir führen mit jedem Mann vor den Gruppenabenden drei bis fünf Einzelgespräche“, berichtet Schöfer. Ohne die persönliche Bereitschaft eines jeden einzelnen, sich selbstkritisch zu öffnen und Verantwortung zu übernehmen, gebe es für das Sozialtraining keine Aussicht auf Erfolg. Die Männer stammen aus allen Altersgruppen und sozialen Schichten. Im Rahmen des Gruppentrainings, bei dem alle Teilnehmer auch über sich selbst, über ihre eigenen Wünsche, Vorstellungen und Beobachtungen sprechen, sollen Bedürfnisse und Gefühle wahrgenommen, erlebbar und gewaltfrei ausgedrückt werden.

Dolmetscher gibt es keine

Ein zentraler Teil des Trainings ist die Auseinandersetzung mit der konkreten ausgeübten Gewalt gegenüber der Partnerin. Dolmetscher gibt es keine. Wichtige Voraussetzung für die Teilnahme an dem Sozialtraining ist daher auch, dass die Männer ausreichend gut Deutsch verstehen und sprechen. Auch mit den (Ex-)Partnerinnen der Männer werden mit deren Wissen Gespräche geführt. „Nicht nur die teilnehmenden Männer profitieren von kraft.akt, sondern die ganze Familie und auch ihr Umfeld.“

Weitere Informationen, Kontakt und Anmeldung: www.caritas-bodensee-oberschwaben.de, Telefon 0751 36 25680 (Caritas BOS); www.diakonie-oab.de, Telefon 0751 95 223 070 (Diakonie OAB).

(Pressemitteilung: Caritas Bodensee-Oberschwaben)