Fahrlehrer werden immer knapper Wenn der Pauker auf dem Beifahrersitz Platz nimmt

Wenn der Pauker auf dem Beifahrersitz Platz nimmt
Wird es bald keine Fahrlehrer mehr geben? (Bild: picture alliance / ZB | Volkmar Heinz)

Der Beruf des Fahrlehrers ist nicht gerade ein Traumjob, oder doch? Die Arbeitszeiten sind wegen der anfallenden Nachtfahrten kaum familienfreundlich, die Ausbildung ist teuer und obendrauf ist Fahrlehrer kein anerkannter Ausbildungsberuf. Wird es bald keine Fahrlehrer mehr geben?

In Deutschland gibt es aktuell rund 10.000 Fahrschulen. Laut einer Statistik der amtlichen Fahrschulüberwachung gab es im Jahr 2022 in Baden-Württemberg 4.522 Fahrlehrer in 1.389 Fahrschulen – davon 687 Frauen. Die Frauenquote beträgt 15,1 Prozent – Tendenz steigend.

Jeder Fahrlehrer ist auch eine Art Hobbypsychologe

Bevor ein Fahrlehrer Schüler unterrichten darf, muss er zuerst selbst noch mal in die Rolle des Schülers schlüpfen und die Schulbank drücken. In dieser Zeit der theoretischen und praktischen Ausbildung werden alle Grundlagen gelernt. Dazu gehören Themen wie Verkehrsverhalten, Technik, Umweltschutz, Recht… Wichtige Bausteine der Fahrlehrerausbildung sind laut Jochen Klima, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Baden-Württemberg, auch die Fächer Psychologie und Pädagogik (Didaktik, Methodik). Bei der Palette menschlicher Emotionen, die ein Fahrlehrer kennenlernt, muss er allzeit richtig reagieren können.

Kosten sind nicht ohne

Wieviel Geld muss man aus eigener Tasche bezahlen, um Fahrlehrer zu werden? „Der achtmonatige Vollzeit-Grundkurs zum Erwerb der Fahrerlaubnis der Klasse BE (PKW-Fahrlehrer) bei der Fahrlehrerausbildungsstätte kostet ca. 15.000 Euro. Hinzu kommen noch die erforderlichen Lebenshaltungskosten. Die daran anschließende Zeit von mindestens 4 Monaten – maximal 24 Monate in der Ausbildungsfahrschule – wird mit einer Ausbildungsvergütung entlohnt. In vielen Fällen werden Fahrlehreranwärter vom künftigen Arbeitgeber unterstützt oder sogar im Rahmen einer Umschulung gefördert,“ so Jochen Klima.

Für den Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes ist Fahrlehrer ein wunderschöner Beruf, bei dem man überwiegend mit jungen Menschen zu tun hat. „Obendrauf kommt, dass man seine Arbeitszeit frei einteilen kann, die Tätigkeit gute Möglichkeiten bietet, in Teilzeit zu arbeiten und der Gehalt stimmt ebenfalls.“

Typischer Umschulungsberuf

Früher kamen aus der Bundeswehr Fahrlehrer, aber dieses Kapitel ist vorbei. Immer mehr aktive Fahrlehrer gehen in Rente und der Nachwuchs muss dringend motiviert werden. Die Zukunft des Autos schreckt ebenfalls viele ab. Laut Jochen Klima ist der Fahrlehrerberuf ein klassischer Umschulungsberuf. „Das Mindestalter für den Erwerb der Fahrlehrererlaubnis beträgt 22 Jahre. Voraussetzung ist eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ähnliche Vorbildung (z.B. Abitur). Die Ausbildung zum Fahrlehrer ist in den wenigsten Fällen die erste Ausbildung der Bewerber.“

Agentur für Arbeit unterstützt

Die Agentur für Arbeit kann beispielsweise arbeitslose Personen, bei Erfüllung der nötigen Voraussetzungen, beim Erwerb der Fahrlehrerlizenz fördern.

Im Rahmen einer beruflichen Umschulung können sämtliche Kosten der Ausbildung zum Fahrlehrer von der Agentur für Arbeit übernommen werden. Während der Ausbildung zum Fahrlehrer erhalten die Umschüler zusätzlich noch Arbeitslosengeld – vorausgesetzt, sie sind vor Beginn der Umschulung arbeitslos gemeldet.

Interessante Weiterbildung für Fahrlehrer der Klasse B

Wer als Fahrlehrer der Klasse B mit seiner Situation unzufrieden ist oder sich gerne weiterbilden möchte, kann eine Ausbildung zum Fahrlehrer C/CE/D/DE für LKW und Busse machen. Die Fahrerakademie Süd GmbH in Ravensburg sucht aktuell beispielsweise Fahrlehrer für Profis in Vollzeit oder Teilzeit. „Der Beruf ist interessant und vielseitig, man hat mit Menschen aller Nationen zu tun, kann sich seine Arbeitszeit frei einteilen und bekommt dazu noch ein top Gehalt. Unsere Fahrlehrer kommen auf weniger als 8 Stunden Arbeitszeit pro Tag“, so Geschäftsführer Michael Lauber.

Die Fahrerakademie Süd GmbH bildet im Jahr ca. 230 Lkw-Fahrer und ca. 40 Bus-Fahrer aus. „Wir könnten noch viel mehr, die Nachfrage ist da, aber uns fehlen die Fahrlehrer“. Da der Fahrlehrermangel größer als der Fahrermangel ist, übernimmt die Fahrerakademie Süd GmbH bei Weiterbildungen die kompletten Kosten – je nach Voraussetzung. „Da kommen schnell mal Kosten zwischen 10.000 bis 30.000 Euro zusammen“, so Michael Lauber.

Fahrschule Schobloch Weingarten

Als Berufseinsteiger besteht die Chance, schnell in einer Fahrschule eine Anstellung zu erhalten und in der Branche Fuß zu fassen. Entwicklungen in der Mobilitätsbranche sind die ständigen Begleiter im Berufsleben und Fahrlehrer sind auf alle Fälle immer am Puls der Zeit.