Wenn der Fernseher das ganze Haus unterhält: Schwerhörigkeit – ein schleichender Prozess

Wenn der Fernseher das ganze Haus unterhält: Schwerhörigkeit – ein schleichender Prozess
(Symbolbild: pixabay)

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Der Fernseher und das Radio werden immer lauter gestellt, Unterhaltungen kann man kaum noch folgen und in Gesprächen muss man ständig nachfragen – jeder erlebt früher oder später eine Form der Hörminderung.

In Baden-Württemberg zählte die AOK im Jahr 2019 rund 250.000 Menschen, die wegen einer Hörschwäche behandelt wurden. Davon haben 34.890 ein Hörgerät verordnet bekommen. Im Stadtkreis Ulm haben von den 2.313 Betroffenen 375 eine Hörhilfe erhalten. Im Alb-Donau-Kreis 614 von 4.355 Erkrankten. Die Zahl der Betroffenen steigt mit zunehmendem Alter deutlich an: Erst bei den 55- bis 59-Jährigen wird die Hörschwäche zum weiter verbreiteten Problem. 5,7 Prozent der Versicherten müssen deshalb behandelt werden. Danach steigen die Zahlen kontinuierlich an. In der Altersgruppe der 65- bis 69-Jährigen steigt die Zahl der Betroffenen auf 10,2 Prozent, bei den 80- bis 85-Jährigen sind 20,5 Prozent in Behandlung und bei den über 85-Jährigen 24,2 Prozent der Versicherten.

Anfangs merken die Betroffenen selbst oft gar nicht, dass ihr Hörsinn nicht mehr zu 100 Prozent funktioniert. „Zu Beginn können Schwerhörige der Kommunikation mit einer Person noch gut folgen. Doch kommen Hintergrundgeräusche dazu oder reden viele Menschen durcheinander, haben sie zunehmend Probleme, sich am Gespräch zu beteiligen“, sagt Dr. Sabine Schwenk, Geschäftsführerin der AOK Ulm-Biberach. Gespräche in Gruppen und am Telefon empfinden Betroffene häufig als anstrengend.

Da eine Schwerhörigkeit ab dem mittleren Lebensalter oft schleichend und lange unbemerkt einsetzt, wird die Veränderung von Betroffenen oft ignoriert und heruntergespielt. „Je früher eine Hörminderung jedoch erkannt und behandelt wird, desto eher kann ein Fortschreiten verhindert werden“, so die AOK-Geschäftsführerin. Ohne Hilfe dagegen verschlechtert sich das Hören weiter. Soziale Isolation und Depressionen sind mögliche Folgen. Dennoch weigern sich viele, Hilfe anzunehmen. „Auch wenn es für Angehörige schwierig ist, sollten sie verständnisvoll bleiben. Bieten Sie an, sich gemeinsam bei einem Hörakustiker über die Versorgungsmöglichkeiten einer Schwerhörigkeit zu informieren“, rät Sabine Schwenk. „Eine Hörhilfe gibt ein bedeutendes Maß an Lebensqualität zurück.“

(Quelle: AOK Ulm-Biberach)