Weingarten setzt ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen

Seit Donnerstag lenkt eine rote Bank im Stadtgarten die Blicke auf sich. Diana Morhard von der Ortspolizeibehörde, Oberbürgermeister Clemens Moll, Petra Lutz vom Verein Frauen und Kinder in Not e.V., die städtische Gleichstellungsbeauftragte Maike Kreutz, Polizeipräsident Uwe Stürmer, die Leitung des Familientreffs Sabine Neubauer und die zuständige Polizeihauptkommissarin für das Thema „Häusliche Gewalt“ im Polizeirevier Weingarten, Manuela Veser (v.l.n.r.) nahmen die Bank in Empfang.
Seit Donnerstag lenkt eine rote Bank im Stadtgarten die Blicke auf sich. Diana Morhard von der Ortspolizeibehörde, Oberbürgermeister Clemens Moll, Petra Lutz vom Verein Frauen und Kinder in Not e.V., die städtische Gleichstellungsbeauftragte Maike Kreutz, Polizeipräsident Uwe Stürmer, die Leitung des Familientreffs Sabine Neubauer und die zuständige Polizeihauptkommissarin für das Thema „Häusliche Gewalt“ im Polizeirevier Weingarten, Manuela Veser (v.l.n.r.) nahmen die Bank in Empfang. (Bild: Stadt Weingarten)

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Seit Donnerstag zieht eine Bank im Weingartener Stadtgarten die Blicke auf sich: auf das auffällig rot lackierte Sitzmöbel ist in Schwarz die Silhouette einer Frau gemalt. Daneben in Weiß der Spruch: „Kein Platz für Gewalt gegen Frauen“.

Die Aktion „La panchina rossa“ übersetzt „die rote Bank“ ging einst von der italienischen Stadt Perugia aus, um auf die erschreckend hohen Zahlen häuslicher Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Mittlerweile sind die Aktionsbänke auch in vielen Städten Deutschlands angekommen und auf Initiative des Vereins „Frauen und Kinder in Not“ seit Winter letzten Jahres im Landkreis Ravensburg auf Wanderschaft. Bis Mitte Oktober steht die Bank im Weingartener Stadtgarten und lenkt den Blick auf ein bedeutsames Thema. 

„Leider ist bis heute das Thema „Häusliche Gewalt“ noch weitgehend ein gesellschaftliches Tabu“, so Petra Lutz vom Verein „Frauen und Kinder in Not e.V.“ und Initiatorin der landkreisweiten Aktion. „Doch betrifft es alle Milieus und Gruppen unserer Gesellschaft. Das Aufstellen der Bank inmitten der Öffentlichkeit soll in den kommenden Wochen auf das Thema aufmerksam machen und die Vorbeigehenden anregen, darüber nachzudenken, dass jeder und jede dazu beitragen kann, seelische und tätliche Gewalt in Beziehungen zu beenden“, so Lutz.

Der Verein mit Beratungsstellen in Ravensburg und Wangen bietet Hilfesuchenden niedrigschwellig Informations-, Unterstützungs- und Beratungsangebote. Über 291 Frauen meldeten sich landkreisweit allein im vergangenen Jahr bei dem Verein, der sich u.a. aus Spenden finanziert.

Den Schritt zur örtlichen Polizeiwache wagten hingegen weitaus weniger Betroffene, weiß Manuela Veser, die zuständige Polizeihauptkommissarin im Polizeirevier Weingarten.

„Nach wie vor ist häusliche Gewalt ein durchaus schambehaftetes Thema“, so Veser, „und viele Betroffene sind in der misslichen Situation, dass sie entweder auf die Besserung des Verhaltens des Partners hoffen oder sich in einem derartigen Abhängigkeitsverhältnis befinden, dass sie vor weiteren rechtlichen Schritten zurückweichen“, so Veser weiter. „Ich kann Betroffene nur darin bestärken, mit uns Kontakt aufzunehmen. Natürlich sind wir als Polizei verpflichtet, Straftaten zur Anzeige zu bringen. In erster Linie steht bei uns aber der Schutz der oder des Betroffenen im Vordergrund – und in einem zweiten Schritt erst mögliche Konsequenzen für den oder die Täter“, so Veser.

30 Delikte im Bereich häusliche Gewalt gingen bei der Polizei Weingarten im vergangenen Jahr ein. 23 Delikte liegen bereits für dieses Jahr vor. Eine auf den ersten Blick vermeintlich niedrige Zahl, bei der allerdings von einer enormen Dunkelziffer ausgegangenen werden kann. „Das Tückische an häuslicher Gewalt ist, dass sie hinter der Wohnungstüre stattfindet“, so Polizeipräsident Uwe Stürmer. „Man sieht sie nicht. Sie findet hinter den Kulissen unserer Gesellschaft statt“, so Stürmer abschließend.

Information und Hilfe

Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, können sich genauso wie ihre Verwandten, Freundinnen und Freunde sowie Fachkräfte bei allen Fragen an das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ wenden.

Unter der kostenfreien Nummer 08000 116 016 erhalten sie Informationen zum Opferschutz und zur Strafverfolgung sowie Kontakt zu den Unterstützungseinrichtungen in ihrer Nähe, zum Beispiel zu Interventionsstellen und Frauenhäusern aber auch zu Beratungsstellen, die sich auf die Situation von Kindern spezialisiert haben, die von häuslicher Gewalt betroffen sind.

Das Polizeirevier Weingarten ist telefonisch unter der Nummer 0751 8036666 erreichbar. Die Beratungs- und Interventionsstelle des Vereins „Frauen und Kinder in Not e.V.“ ist telefonisch unter 0751 233 23 erreichbar. 

(Pressemitteilung: Stadt Weingarten)