Wasserfall, Quelle, Waldgeist: Das steckt hinter dem Wasser-Wunder-Baum bei der Adelmühle

Der Wasserwunderbaum bei der Adelmühle
Der Wasserwunderbaum bei der Adelmühle (Bild: privat)

Horgenzell (le) – Ein Baumstumpf, aus dem Wasser sprudelt, wie aus einem Springbrunnen. Überwachsen mit Moos, mitten im Wald. Was steckt hinter dem Naturphänomen?

Wer von Weingarten Richtung Zogenweiler fährt und Kids im Schlepptau hat, sollte unbedingt einen kleinen Abstecher bei der Adelmühle machen. Nicht nur, dass man hier herrlich wandern und geheime Stufen auf einen Bergsporn, wo ehemals eine Ringburg stand, hochkraxeln kann – hier steht auch ein wundersamer Baum am Wegesrand. Das Besondere: Aus ihm sprudelt Tag und Nacht Wasser – wie von Geisterhand.

Mystisches in nächster Nähe

Waren hier etwa Waldgeister, Feen und Kobolde am Werk, oder wurde einfach nur von Menschenhand unterirdisch eine Wasserleitung gelegt? Wer den besonderen Baum zum ersten Mal sieht, bekommt große Augen. Ein Wunder der Natur mitten im Wald? Jetzt heißt es erst mal neugierig den Stumpf umrunden – irgendwo muss doch ein Wasserhahn oder ein Zulauf sein. Doch Fehlanzeige!

In diesem ursprünglichen Naturschutzgebiet steht der Wunder-Wasser-Baum.  (Foto: privat)
In diesem ursprünglichen Naturschutzgebiet steht der Wunder-Wasser-Baum.(Foto: privat)

Was sagt der internationale „Baumpapst“ dazu?

Woher also kommt das Wasser aus dem Baumstumpf? Schaut man im Netz, findet man viele Fotos vom „weinenden Baum“. Es gibt Wandertipps dorthin, YouTube-Videos und Foreneinträge. Doch mit Erklärungen sieht es mau aus. Auf der Suche nach Antworten fanden wir einen Fachagrarwirt der Baumpflege. Rüdiger Lesehr wird als „Baumpapst“ gefeiert. Die „International Society of Arboriculture“ (ISA) hat den Ehinger im Jahr 2010 sogar als „Master Arborist“ zertifiziert. Damit wurde ihm attestiert, dass er ein umfangreiches Wissen in Sachen Baum hat. Damit ist Lesehr DER Baumexperte unserer Region. Also haben wir ihm das Video vom geheimnisvollen Baum geschickt.

Wie entsteht dieses Naturphänomen?

„Da mir die vorliegende Videosequenz keinerlei detaillierte Diagnose zulässt, bleibt mir nur, Vermutungen zu äußern. Erkennbar ist ein Baumtorso, in feuchtem Umfeld stehend, der massive Moos- und Sedimentablagerungen aufweist und unnatürliche Wassermengen abgibt.

Zwar kennt die Wissenschaft hohen Baumsaftausstoß aus im Frühjahr frisch gefällten Baumstubben, die sprudelnd in Gartenschlauchstärke über Tage und Wochen existent sind. Da hierbei die im Wurzelsystem eingelagerten Photosyntheseprodukte des Vorjahres den „Motor“ bilden, ist dieses Phänomen endlich. Im vorliegenden Fall geht dies jedoch schon über Monate hinweg in unterschiedlicher Intensität.“

Erfindungsreichtum der Natur?

„Eine mögliche Erklärung könnte im Zusammenspiel mit bakteriellen Infektionen der Leitungsbahnen liegen, die diese offen halten und mit zellstärkenden Abbauprodukten versorgen. Sicher ist nur, dass eine Vielzahl von Ursachen in besonderem Umgang miteinander wieder einmal den Erfindungsreichtum der Natur darstellen und uns staunen lassen.“

Unterirdische Quelle oder Wasserleitung des Landwirtes?

Ganz vereinfach sagt der Baumexperte damit, dass es durchaus Fälle gibt, in denen Bäume ordentlich Wasser sprudeln lassen. Aber eben nur für einen begrenzten Zeitraum. Nämlich nur so lange, noch Wasser im gefällten Baum vorhanden ist. Ein Baumstumpf, der über Monate und Jahre vor sich hin blubbert, bleibt ein Geheimnis. Möglicherweise ist der Grund auch ganz simpel und unter dem Baum befindet sich eine Leitung oder eine Quelle? Oder: Es sind halt doch Waldgeister. Am besten schauen Sie einfach selbst mal vorbei und machen sich ein Bild vom Wasser-Wunder-Baum bei der Adelmühle.