Was braucht die Biberacher Altstadt? Bei „Platz für alle“ kann jeder mitreden

Was braucht die Biberacher Altstadt? Bei „Platz für alle“ kann jeder mitreden
Der Biberacher Marktplatz: Treffpunkt, Parkplatz, Handelsplatz, Verkehrsdrehscheibe oder alles zusammen? Darüber darf in den nächsten Wochen debattiert werden. (Bild: Uli Landthaler)

Was braucht die Biberacher Innenstadt? Mehr Parkplätze, mehr Fußgängerzonen? Oder Läden, Wohnungen und Kultur? Auf jeden Fall will man sie am Leben erhalten – als Platz zum Wohnen, Arbeiten und Einkaufen und für die Freizeitgestaltung. Darüber sind sich alle einig. Wie das gehen soll, darüber will die Stadt mit den Biberachern ins Gespräch kommen. Unter dem Motto „Platz für alle“ gibt es eine Homepage und Dialog-Angebote auf Facebook und Instagram. Und am 14. Mai ist Aktionstag auf dem Marktplatz. 

Auch in Zeiten von Amazon gilt: Die Biberacher sind eingeladen, in den Biberacher Geschäften einkaufen. Die Stadt will das Ihre dazu tun, um die Innenstadt attraktiv zu halten. Was aber ist dazu nötig? Am Anfang steht die Bestandsaufnahme. Das historische Biberacher Stadtbild ist enorm wertvoll, weil sich die Leute hier wohlfühlen und gerne in die Stadt kommen, erläuterte Baubürgermeister Christian Kuhlmann beim Info-Nachmittag zum Start von „Platz für alle“ in der Gigelberghalle. Und was machen die Leute, wenn sie in der Stadt sind? Es gibt mehrere gleichberechtigte Nutzungen, analysierte Kuhlmann: Einkaufen, wohnen, arbeiten, zum Arzt oder zum Friseur gehen, das Rathaus oder das Finanzamt aufsuchen, ein Lokal besuchen oder ins Kino oder Konzert – all diese Ansprüche müssen die Stadtplaner berücksichtigen und es möglichst allen recht machen. Aber der Raum ist knapp, und Biberach überlasse viel Platz den Autos, kritisierte der Baubürgermeister: Ein Drittel der innerstädtischen Flächen seien Straßen, nur zwei Prozent Spielplätze. Dazu zeigte er Fotos von Altstadt-Straßen mit breiten Parkstreifen und schmalen Gehwegen, auf denen sich die Leute aneinander vorbei drängen müssen. Das wolle er ändern, deutete Kuhlmann an und erntete in der Gesprächsrunde Zustimmung von einer Mutter, die mit ihrer Familie die Innenstadt bewohnt: Kinder bräuchten Platz, um sich zu bewegen – auch in der Stadt. 

Die Sicht der Händler ist eine andere, entgegneten der Werbegemeinschafts-Vorsitzende Gustav Eisinger und der IHK-Handelsexperte Josef Röll: Biberach profitiere von Kunden aus dem Umland. Und die kämen mit dem Auto in die Stadt und wollen in der Nähe der Geschäfte parken – und nicht am Stadtrand erstmal in einen Shuttlebus zum Marktplatz umsteigen, wie das in einer Video-Animation von Studenten der Biberacher Hochschule illustriert wurde. Er halte Bilder für irreführend, auf denen „an einem warmen Junitag“ hunderte Flaneure auf dem Marktplatz unterwegs sind. „Wir sind keine Großstadt“, im Winter sei der Platz leergefegt, erst recht wenn man die Leute nicht mit dem Auto hinfahren lasse. Eisinger: „Die Parkplätze auf dem Marktplatz sind Gold wert“.  Und Röll empfahl Biberach aus Sicht des Handels ganz klar „keine neuen Fußgängerzonen“. 

Biberachs Kulturdezernent Dr. Jörg Riedlbauer (rechts) will die Kulturangebote in der Stadt sichtbarer machen. Das ist nur eine von vielen Vorschlägen für die Aktion „Platz für alle“, die bei der Auftaktveranstaltung in der Gigelberghalle präsentiert wurden.
Biberachs Kulturdezernent Dr. Jörg Riedlbauer (rechts) will die Kulturangebote in der Stadt sichtbarer machen. Das ist nur eine von vielen Vorschlägen für die Aktion „Platz für alle“, die bei der Auftaktveranstaltung in der Gigelberghalle präsentiert wurden. (Bild: Uli Landthaler)

Einfacher lösen lässt sich da der Plan von Kulturdezernent Jörg Riedlbauer: Er will die Kulturangebote in der Stadt sichtbarer machen. Immerhin gibt es ein großes, modernes Museum, das Kino, die Jugendkunstschule und die Stadthalle als Ort für Konzerte und Veranstaltungen – und ein paar weitere Attraktionen, die mehr Aufmerksamkeit verdienen. Und ein Vertreter der Gastronomen verlangte, dass im Sinne einer belebten Innenstadt die Gäste im Sommer zumindest an den Wochenenden abends möglichst lange draußen sitzen dürfen. Was wiederum die Anwohner stören dürfte.

Es gibt also einiges zu besprechen. Die Stadt will dazu unter anderem online mit ihren Bürgern in Kontakt treten: Den Stand der Diskussion und die entsprechenden Infos gibt’s auf einer Unterseite der städtischen Homepage. Dort ist das Thema in acht Bereiche von „Marktplatz morgen“ bis zu „Kultur und Bürgerschaft“ aufgeteilt, die in nächster Zeit mit Inhalten gefüllt werden. Auf Facebook und Instagram sollen in entsprechenden Gruppen Fragen und Infos gepostet werden und jeder seine Meinung kundtun können. Und am 14. Mai ist Aktionstag auf dem Biberacher Marktplatz, wo die Resultate präsentiert werden.