Wangen wappnet sich vorzeitig für ein mögliches Hochwasser

Sandsäcke sind im Bauhof eingelagert. Bei großen Hochwassersituationen werden sie dort auch parallel aufgefüllt.
Sandsäcke sind im Bauhof eingelagert. Bei großen Hochwassersituationen werden sie dort auch parallel aufgefüllt. (Bild: Archiv-Foto/Stadt Wangen sum)

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Krisenstad tagt digital – Bauhof rückt früher aus als gewöhnlich

Wangen – In Anbetracht der Wetterlage muss die Stadt Wangen von Donnerstagabend an zum Wochenende mit Hochwasser rechnen. Nach verschiedenen Modellen ist ein Anstieg der Argen auf um die 3 Meter möglich. Wegen der Corona-Pandemie beginnen die Vorarbeiten früher als sonst üblich und auch die Organisation wird ein bisschen anders verlaufen. 

Weil es in Zeiten von Corona nicht ratsam ist, dass alle Entscheidungsträger an einem großen, runden Tisch zusammenkommen, findet sich der Krisenstab erstmals digital zusammen, wie Oberbürgermeister Michael Lang sagt. „Alle Beteiligten von Feuerwehr, Polizei, THW, DRK, DLRG, städtischem Bauhof und Stadtverwaltung werden über eine Videokonferenz von ihrer jeweiligen Unterkunft oder von Zuhause aus das Vorgehen abstimmen. Einen Testlauf wird es heute geben. Im Feuerwehrhaus sollen nur Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr sein.“ Für Kommandant Christoph Bock ist die Arbeit unter Corona-Bedingungen inzwischen schon Routine. „Wir halten unsere Einheiten möglichst klein, sind generell mit Mundschutz unterwegs und fahren nicht mit vollbesetzten Fahrzeugen. So wird es auch während einer Hochwasserlage sein. „Wir sind vorbereitet“, sagt er.

Die Vorbereitungen für den Hochwassereinsatz beginnen bei einem Pegelstand von 2,30 Metern, gemessen am Pegel in Epplings. Bei 3 Metern ist eine kritische Marke erreicht, wenngleich die Hochwasserschutzverbauungen im Hinteren Ebnet seit Sommer 2005 die Altstadt bisher geschützt haben. Und dennoch gilt es gewappnet zu sein. So werden die Mitarbeiter des städtischen Bauhofs bereits vorzeitig mit dem Einsetzen der Dammbalken an den Durchlässen zur Altstadt beginnen und auch die Stege über die Argen werden früher als sonst gesperrt. Bereits im Lauf des Mittwochs ist damit zu rechnen.

Die Feuerwehr im Einsatz beim Dammbalken setzen am Argenufer beim Hochwasser 2018. (Bild: Archiv-Foto/Stadt Wangen sum)

„Üblich wäre, diese Arbeiten am Donnerstag tagsüber zu erledigen“, sagt Martin Blum. Zwei Gründe sind es, weswegen die Bauhofmitarbeiter einen frühen Start brauchen: Zum einen sollen wegen der Pandemie nur kleine Teams zusammenarbeiten, um Ansteckungen zu vermeiden. Und zum anderen sei vor dem Regen zuerst mit Schnee zu rechnen. Das wiederum bedeutet: Der Räumdienst muss parallel zu den Hochwasservorbereitungen laufen.

Deshalb hat der Bauhof – von der Öffentlichkeit unbemerkt – die technischen Anlagen in den letzten Tagen bereits freigeräumt und mit Salzeinsatz so gut wie möglich vor dem Zufrieren geschützt. „Sie funktionieren und können genutzt werden“, sagt Blum. Er hat eine Bitte an alle Anwohner an der Argen: Auch sie sollten ihre Vorbereitungen frühzeitig beginnen und dem Bauhof auch signalisieren, dass die vorbereitet sind.

Der Parkplatz unter der Gallusbrücke soll ab Donnerstagnachmittag nicht mehr genutzt werden. Fahrzeuge, die dann noch dort parken, müssen abgeschleppt werden.

Die Wettervorhersage

Grund für das erwartete Hochwasser ist das ab Mittwoch einsetzende Tauwetter, das landesweit mit ergiebigem Regen einhergehen soll. Deshalb sei insbesondere in kleineren und mittleren Flüssen in der Südhälfte des Landes, deren Einzugsgebiete von der Schneeschmelze und dem Tauwetter betroffen sind, mit raschem Anstieg des Wasserstands zu rechnen, schreibt die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg im Internet. Neben anderen Regionen im Land sei auch im Allgäu mit Hochwasser zu rechnen. Dies umso mehr als der Regen bis in die Hochlagen ansteigen soll. Der Deutsche Wetterdienst gab am Dienstagnachmittag eine Vorab-Info heraus, nach der von Donnerstagnacht bis Samstagabend 60 bis 100 mm Regen und Tauwasser, in Staulagen bis zu 130 mm zusammenkommen sollen. Wie die Wetterlage weiter oben im Allgäu sein wird und wieviel Wasser von dort kommt, wird sich zeigen.

Nach den bisherigen Erfahrungen mit Winterhochwasser in Wangen sind zwei Szenarien möglich: Der Schnee kann den Regen wie ein Schwamm aufsaugen und nach unten in den Boden abgeben, wenn dieser nicht gefroren ist. Oder: Der Regen fließt mit dem Schnee direkt über die Bodenoberfläche ab. Dann ist die Gefahr für ein Hochwasser groß.

Hochwasser in Wangen

Das Pfingsthochwasser am 22. Mai 1999 ging mit einem Pegelstand von 351 cm als eines der ganz großen ins Gedächtnis der Stadt ein.  Jahrzehnte lang war die Stadt von solchen Ereignissen verschont geblieben. Doch kurz vor der Jahrtausendwende sorgte dieses Hochwasser für schlimme Verwüstungen und hohen Sachschaden. Bereits im folgenden Jahr kam es erneut zu einem Hochwasser mit 303 Metern am Pegel Epplings. 2002 im August erreichte das Wasser „nur“ 283 cm. Gleichzeitig liefen zwischen Land und Stadt bereits Planungen für den Bau von Hochwasserschutzmaßnahmen, die im Sommer 2005 fertiggestellt, noch vor ihrer offiziellen Inbetriebnahme am 28. August 2005 ihre Tauglichkeit beweisen. Das Wasser stieg auf 350 cm und die Altstadt kam mit dem Schrecken davon. Dasselbe gilt für den 2. Juni 2013, an dem Wasser bis 330 cm stieg.

Aktuelles

Die Stadt Wangen berichtet auf ihrer Homepage über die aktuelle Entwicklung unter www.wangen.de. Dort ist auch der Pegel Epplings zu finden.