Waldbaden – der neue Trend aus Japan für Stressgeplagte

Ein geruhsamer Spaziergang im Wald tut Körper, Geist und Seele gut. Gerade während der Pandemie zog und zieht es viele Menschen in die Natur.
Ein geruhsamer Spaziergang im Wald tut Körper, Geist und Seele gut. Gerade während der Pandemie zog und zieht es viele Menschen in die Natur. (Bild: DAV/Tina Gauss)

Sigmaringen (le) – Stress ist überall gegenwärtig und kann jeden treffen. Wie aber findet man einen Weg aus dem Rad? Aus Asien kommt ein neuer Wellness- und Gesundheitstrend: Shinrin Yoku, was so viel wie „ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“ heißt. Es geht darum, sich intensiv auf die Natur um sich herum einzulassen und mit allen Sinnen auf eine tiefe Tuchfühlung mit dem Wald zu gehen.

Wohlfühlen inmitten lauter Bäume

Waldbaden soll erfolgreich bei Stressbewältigung helfen und unterstützt die Heilung bei Depressionen, Burn-Out, vielerlei Ängsten und sogar psychosomatische Erkrankungen. Über den Hype aus Asien gibt es mittlerweile viele Bücher und verschiedene Naturführer zeigen Interessierten einfache Übungen zur Selbstanwendung. Ob Blätterrauschen, das Gefühl von Rinde unter den Fingern oder der Geruch von feuchtem Moos – der Wald steckt voller Eindrücke.

Spüre dich selbst

Sogar der Deutsche Alpenverein hat zum „Internationalen Tag des Baumes“ am 25. April im Rahmen seiner Kampagne „Spüre Dich selbst“ auf das Thema „Waldbaden“ aufmerksam gemacht – also auf den bewussten Aufenthalt in alpinen oder außeralpinen Wäldern. „Die Bedeutung des Waldes für die Gesundheit des Menschen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden“, sagt Stefan Winter vom DAV.

Frische Waldluft ist wie ein Elixier

„Es ist nicht nur altes Volkswissen, dass sich die frische Waldluft zum Beispiel positiv auf die Atmung auswirkt. In Japan ist Shinrin Yoku sogar eine anerkannte Therapieform; die Waldmedizin an japanischen Universitäten ein Forschungsgebiet. Seit über drei Jahrzehnten untersuchen dort Wissenschaftler die Auswirkungen, die der Wald auf die Physis und Psyche der Menschen hat.“

Wie der Wald unsere Gesundheit beeinflusst

Manuela Goerlich, Waldbademeisterin, Kräuterpädagogin, Wald-Gesundheits- und ganzheitliche Entspannungstrainerin weiß: „Die Forschungsergebnisse belegen zahlreiche Verbesserungen der Gesundheit. Der Aufenthalt im Wald stärkt das Immunsystem, kann den Blutdruck ausgleichen, verringert die Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin und kann chronische Schmerzen mindern.“ Studien legen nahe, dass die therapeutische Wirkung des Waldes unter anderem auf sogenannten Terpenen beruht. „Die Botenstoffe dienen den Bäumen dazu, miteinander zu kommunizieren, um zum Beispiel Schädlinge oder Pilze abzuwehren“, erklärt Manuela Goerlich.

Gehirn aus – Achtsamkeit an

Doch wie waldbadet man nun richtig? Der bekannte amerikanische Naturphilosoph John Muir beschrieb das schon vor hundert Jahren sehr treffend: Man geht in den Wald, um den Verstand zu verlieren und die Seele zu finden. Manuela Goerlich erklärt die Sichtweise des Vordenkers: „Eigentlich kann man nichts falsch machen, wenn man Eifer, Ehrgeiz und Leistungsgedanken ausschaltet. Kindliche Neugier ist gefragt!“

Manuela Goerlich ist Waldbademeisterin und gibt ihr Wissen in Führungen und Kursen weiter. (Bild: Christian Schwier)
Manuela Goerlich ist Waldbademeisterin und gibt ihr Wissen in Führungen und Kursen weiter. (Bild: Christian Schwier)

Spüre den Wald und du spürst dich selbst

Beim achtsamen, langsamen Gehen durch den Wald begeistern nicht nur die Details des Waldes, man nimmt auch die Farben und Gerüche intensiver wahr. „Viele Menschen stellen beim ersten Mal fest, wie schwer es ist, ohne Aufgabe an Ort und Stelle „zu sein“. Aber gerade deshalb lohnt sich der Sprung ins „Badebecken“ voller Bäume“, erzählt Manuela Goerlich. „Wer regelmäßig in der Natur ist, wird feststellen, dass auch die zahllosen Gedanken im Kopf irgendwann verstummen. Einfache Atem- und Bewegungsübungen, das Schulen der Sinne und Erspüren des Körpers können dabei helfen. Wer den Wald bewusst wahrnimmt, spürt sich selbst!“

Info: Weitere Infos zum Thema Waldbaden und ein ausführliches Interview mit der Waldbademeisterin Manuela Goerlich gibt es unterhttps://www.alpenverein.de/Bergsport/Gesundheit/Spuere-dich-selbst/Eintauchen/

Einfache Übungen zum Nachmachen

Die Tourist-Information Sigmaringen bietet am Mittwoch, 27. April, erstmalig ein „Waldbaden“ an. Mit Naturführerin Gerlinde Gruber geht es um die bewusste Verbindung mit der Natur, um Achtsamkeit, Stressabbau und Stärkung des Immunsystems. Durch einfache Übungen auf dem Weg durch den Wald wird die einzigartige Atmosphäre wahrgenommen und erkundet.

Die ca. 2-stündige Veranstaltung startet um 16 Uhr am Parkplatz „Sieben Kirschbäume“ in Sigmaringen und kostet 10 Euro pro Person. Anmeldung und Bezahlung vorab in der Tourist Info. Näheres: Tel. 07571 / 106-224.

(Quelle: DAV)