Weingarten (dpi) – Am Sonntag fanden in Weingarten die Oberbürgermeisterwahlen statt. Der 41-jährige Clemens Moll wurde mit 62,51 Prozent in das Amt gewählt und steht vor großen Herausforderungen.
Viele Wochen anstrengender Wahlkampf liegen hinter den fünf Kandidaten. Clemens Moll, Gerrit Elser, Christian Binder, Markus Kuhnert und Roman Urban waren die Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt. Sonntag, um 19 Uhr, wurde vom Rathaus-Balkon von Bürgermeister Alexander Geiger das Wahlergebnis verkündet. Mit 62,51 Prozent der Stimmen konnte Clemens Moll das Rennen für sich entscheiden und ist nun neues Stadtoberhaupt in Weingarten.
Enttäuschende Wahlbeteiligung
Von den insgesamt 19.447 Wahlberechtigten machten nur 34,11 Prozent (6.633 Personen) von ihrem Stimmrecht Gebrauch. Bürgermeister Alexander Geiger bezeichnete die Wahlbeteiligung als enttäuschend. Im Vorfeld wurde damit gerechnet, dass es zu einem engen Duell zwischen Gerrit Elser und Clemens Moll kommen könne. Deshalb gingen einige Wähler davon aus, dass eine zweite Runde nötig sein könnte, um den Sieger der Wahlen zu ermitteln. Doch Elser, ehemaliger OB von Giengen an der Brenz, erhielt lediglich 17,99 Prozent der Stimmen und lag damit nur knapp vor dem Weingartener Christian Binder, der 15,72 Prozent für sich einholen konnte. Binder war der letzte Kandidat, der seine Unterlagen für die Kandidatur im Rathaus einwarf.
Rund 250 Bürger vor dem Rathaus
Trotz Eiseskälte versammelten sich schätzungsweise rund 250 Bürger vor dem Weingartener Rathaus, um die Bekanntgabe des Wahlergebnisses und die Gratulation zu verfolgen. Unter den Besuchern waren Vertreter der Wirtschaft, sowie aus Kommunal-, Landes- und Bundespolitik. Zahlreiche Besucher blieben auch noch zur persönlichen Gratulation vor Ort um dem neugewählten Oberbürgermeister von Weingarten, Clemens Moll, die Hand zu schütteln. Der Musikverein Weingarten spielte zudem viele festliche Stücke.
Erste Ergebnisse sorgten für Klarheit
Erste Ergebnisse aus den insgesamt 22 Wahlbezirken sorgten sehr schnell für Klarheit. Im Minutentakt aktualisierte die Stadt Weingarten ihre Website mit dem aktuellen Stand der Stimmabgaben. Von Anfang an zeichnete sich ab, dass Clemens Moll in so gut wie allen Wahlbezirken auf über 50 Prozent der Stimmen kommen würde.
Moll: „Ich bin sprachlos und dankbar“
Nachdem Bürgermeister Alexander Geiger den neugewählten Oberbürgermeister verkündete, kamen Clemens Moll sowie seine Frau und die drei Töchter auf den Balkon. „Ich möchte mich bei allen Wählerinnen und Wählern bedanken“, sagte Moll. Auch jenen, die ihn nicht gewählt haben, wolle er die Hand reichen und auch für sie ein Oberbürgermeister sein. Weiter bedanke sich Moll bei seinen Wahlhelfern und seiner Familie, die sich um die Plakatierung und um das Austeilen der Flyer gekümmert haben. Ein Dank galt auch den anderen Kandidaten für den „stets fairen Wahlkampf“, so Moll.
Sichtlich erleichtert bedankte sich Clemens Moll anschließend noch bei den vielen Besuchern, die ihm nach der Verkündung der Wahlergebnisse gratulierten. Unter den Gratulanten waren Baden-Württembergs Sozialminister Manne Lucha, Ravensburgs Polizeipräsident Uwe Stürmer, Ravensburgs Oberbürgermeister Dr. Daniel Rapp, Bundestagsabgeordneter Axel Müller, Landtagsabgeordneter August Schuler sowie weitere Vertreter aus Politik, Bürgerschaft, Vereinslandschaft und Wirtschaft.
Roman Urban und Markus Kuhnert konnten nicht überzeugen
Mitbewerber Roman Urban sowie der Wangener Markus Kuhnert konnten bei der Wahl am Sonntag nicht überzeugen. Urban landete mit 2,90 Prozent auf dem vorletzten Platz, während Kuhnert, der eine Seilbahn über das Schussental bauen wollte, bei 0,77 Prozent. Über den Kandidaten Roman Urban berichtete das Netzwerk „allgäu rechtsaußen“ und bezeichnete ihn dort als Völkischen Antisemit. In seinem YouTube-Video sprach der 42-Jährige von der Zukunft von Weingarten mit ihm als Oberbürgermeister. Dort blickt er auf das Jahr 2036 und sagte: „Ich bin überrascht, wie viel Leute mich gewählt haben“. Weiter würde er als Oberbürgermeister von Weingarten mit dem russischen Präsidenten Putin reden. Dort stelle sich dann heraus, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ein großes Missverständnis sei. Bereits bei der Kandidatenvorstellung der Stadt Weingarten im Kultur- und Kongresszentrum vor wenigen Wochen sprach Urban über Wirtschaftsflüchtlinge aus der Ukraine. Mehrere Zwischenrufe aus der Zuschauerschaft boten ihm Kontra.
Stimmen aus der Bürgerschaft
„Ich habe nicht mit einem so klaren Ergebnis gerechnet“ sagt eine Seniorin dem WOCHENBLATT. Sie sei aber froh über das Ergebnis. Moll stehe für sie für einen Aufbruch und für frischen Wind im Rathaus. Ein weiterer Bürger blickte mit Wehmut auf die Wahl eines neuen Oberbürgermeisters: „Herr Ewald war ein grandioser Oberbürgermeister mit vielen Kompetenzen und Stärken. Seine Gründe zum Rücktritt seien absolut verständlich, trotzdem sei es schade. „Ich hoffe Herr Moll schafft es, in die großen Fußstapfen von Herrn Ewald zu treten“.
Einfach wird die Amtszeit für den 41-jährigen Clemens Moll nicht. Weingarten steht seit Jahren finanziell auf dünnem Eis. Themen wie Wohnraum, Verkehr, Wirtschaft und Klimaschutz sind drängende Aufgaben für den Oberbürgermeister in Weingarten.