Von Ravensburg nach Afrika: So ist es, für die Bundeswehr in Mali zu arbeiten

Der Ravensburger Tim Urbaniak ist Oberfeldwebel bei der Bundeswehr und derzeit in Mali im Auslandeinsatz.
Der Ravensburger Tim Urbaniak ist Oberfeldwebel bei der Bundeswehr und derzeit in Mali im Auslandeinsatz. (Bild: Bundeswehr)

Ravensburg (dpi) – Der Ravensburger Tim Urbaniak (26) ist für die Bundeswehr in Mali im Einsatz. Im Wochenblatt berichtet er von seiner Ankunft in einem Land, in dem blutige Terroranschläge fast schon zum Alltag gehören.

Ein halbes Jahr: So lange wird der 26-Jahre alte Oberfeldwebel Tim Urbaniak im 3600 Kilometer weit entfernten Camp Castor in Mali stationiert sein. Zu dem Einsatz hatte er sich freiwillig gemeldet, daher kam die Einberufung nicht unbedingt überraschend. Unterstützung bekommt er hierbei von seiner Familie. „Meine Familie steht bezüglich meiner Berufswahl komplett hinter mir, was mich nach wie vor sehr freut. Wir alle wussten, dass mit dieser besonderen Berufswahl der Tag kommen wird, der mich in den Einsatz führt. Jetzt bin ich hier in Mali, umgeben von tollen Kameradinnen und Kameraden.“ erzählt der Ravensburger Tim Urbaniak dem Wochenblatt.

Klimawechsel: vom deutschen Herbst in die afrikanische Hitze

Corona ist überall. Ganze zwei Wochen hatte Urbaniak in der Selbstquarantäne verbringen müssen, bevor es mit einem negativen Schnelltest dann endlich an Bord des Flugzeugs ging. Neben dem Abschied von Freunden und Familie stellten auch die klimatischen Bedingungen Urbaniak vor Herausforderungen. „Das ist etwas völlig Neues“ sagt der 26-jährige Ravensburger. Gestartet war die Maschine der Bundeswehr bei unter 10 Grad Lufttemperatur in Deutschland, bei der Ankunft in Mali musste sich der Körper erstmal an die 40 Grad malische Hitze gewöhnen.

Tim Urbaniak aus Ravensburg - er ist Soldat bei der Bundeswehr.
Tim Urbaniak aus Ravensburg – er ist Soldat bei der Bundeswehr. (Bild: Bundeswehr)

Arbeitsalltag im Auslandseinsatz

Urbaniak ist Truppführer eines digitalen Funksystems und kümmert sich dort um die Wartungen der Funksysteme. Berührungspunkte mit ausländischen Soldaten habe er immer wieder, denn neben der Instandhaltung kümmert sich der Oberfeldwebel auch um die Einweisung und Fortbildung der Soldaten an den Funksystemen. 63 Hektar, das sind neuneinhalb Fußballfelder, umfasst Camp Castor in der malischen Stadt Gao. Rund 1.400 Soldaten verschiedener UN-Nationen sind dort stationiert.

„Durch diese besondere Situation im Einsatz haben wir natürlich nie den klassischen Feierabend.“ sagt Urbaniak. Tagesordnung sei eine 24-Stunden Rufbereitschaft, sollte mal ein Funksystem ausfallen. Die digitale Kommunikation ist auch für die Einsatzkräfte essenziell und sicherer. Um 7:30 Uhr öffnet seine Einsatzabteilung den sogenannten Servicedesk. Eine Stunde später beginnt die täglich stattfindende Besprechung, bei der die wichtigsten Punkte und Projekte durchgegangen werden.

Die strukturierte Abarbeitung tagesaktueller Vorhaben sind für den Ablauf im Camp und der Funksystem-Abteilung enorm wichtig. Ob Schweden, Briten oder Litauer: Bei der multinationalen Mission kommt Oberfeldwebel Urbaniak regelmäßig mit Soldaten aller möglicher Nationalitäten ins Gespräch. Doch nicht nur dienstlich, auch in der dienstlichen Freizeit, also beim Essen, beim Trainieren oder im Sportzelt unterhalten sich die Soldaten miteinander. Passable Englischkenntnisse sind also wirklich elementar.

„Feierabend“ hat Tim Urbaniak meist gegen 17:30 Uhr. Dann heißt es erstmal Essenfassen mit den Kameraden. Nach der Stärkung können die meisten Soldaten, immer in Rufbereitschaft, ihre verdiente Dienstunterbrechung genießen. „Manche spielen dann Tischtennis, gehen einer anderen Sportart nach, oder schauen Fernsehen“ so Urbaniak. 

Seltene Telefonate in die Heimat

In seiner Freizeit versucht der Ravensburger mindestens einmal in der Woche mit seiner Familie zu telefonieren, die restlichen Tage hält er den Kontakt über Messangerdienste. Als Erinnerung an Daheim hat sich Tim Urbaniak sein Kissen mitgenommen: „So bekommt man abends, auch fernab von Zuhause, ein wenig das Gefühl von Heimat“ sagt er.

Sein Einsatz läuft noch vier Monate. Bis er im Frühjahr zurück in die Heimat kommt, begleiten wir ihn weiterhin und berichten von seinen Erlebnissen in Mali.

Bundeswehrsoldaten stehen bei einer Übung im Camp Castor in Gao in Mali. Soldaten der Bundeswehr sind im westafrikanischen Mali im Rahmen der UN Mission MINUSMA stationiert.
Bundeswehrsoldaten stehen bei einer Übung im Camp Castor in Gao in Mali. Soldaten der Bundeswehr sind im westafrikanischen Mali im Rahmen der UN Mission MINUSMA stationiert. (Bild: Michael Kappeler/dpa)
Am 25. April 2013 wurde die Mission der Vereinten Nationen (UN) als Resolution im Sicherheitsrat genehmigt. Mittlerweile beträgt die Truppenstärke der UN-Mission über 13.000 Soldaten und knapp 2.000 Polizisten. Ziel der Mission ist die Stabilisierung des Staates Mali. Mali gilt als derzeit gefährlichste Auslandseinsatz der Bundeswehr und der UN.Mehrere Terrorzellen sind in dem mittelafrikanischen Land ansässig. Fast 250 Soldaten und Mitarbeiter der Mission sind seit Beginn 2013 bei dem Einsatz getötet worden und zahlreiche wurden verletzt. Im Juni dieses Jahres kam es bei einem Anschlag eines Selbstmordattentäters zu zahlreichen Verletzten, darunter 12 deutschen Bundeswehr-Soldaten.