Von der Schlossbrauerei damals bis zu einer Premiere heute

Gespräch des Stadtseniorenrats mit den Bierbrauern
Gespräch des Stadtseniorenrats mit den Bierbrauern (Bild: Gerhard Maucher)

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Aulendorf – Die Zeitzeugenveranstaltung des Stadtseniorenrats „Jung fragt alt“ konnte die Frage, welche Funktion die Räume des Jugendtreffs in der damaligen Schlossbrauerei hatten, zwar nicht klären, denn selbst der ehemalige, jetzt 85- jährige Brauer Franz Eisele wusste darüber nicht mehr Bescheid. Aber ansonsten war im Gespräch des Stadtseniorenrats mit den Bierbrauern vieles Neues zu erfahren.

Da die Jugendlichen, Schüler oder Jugendtreffbesucher sich nicht angesprochen fühlten, blieb es bei einer Unterhaltung zwischen den Brauern Nikolaus Schreiner, Rudolf David, Georg Steinhauser, Franz Eisele und dem Betreiber des Schalander und der Schlossbrauerei heute, Flo Angele, sowie den Stadtseniorenräten Franz Erwin Kemper, Wolfgang Bartel und Gerhard Maucher.

Zu Beginn wurde mit einem Film „Auf Spurensuche Gräfliche Brauerei Aulendorf“ 2016 auf Anregung von Traditio e.V.  produziert, an die Königseggwalder Tradition und die Schlossbrauerei im letzten Jahrhundert erinnert. Damals gab es, wie im alten Keller noch zu sehen ist, vier Gärbottiche mit 184 Hektoliter, also 18400 Liter Bier. Wenn auch nur 3 ½ Bottiche in Betrieb waren, wie die Brauer berichteten, sind es trotzdem noch insgesamt 64400 Liter Bier oder 128800 Halbe.

In einem Jahr wurden cirka 21000 Hektoliter produziert, zum Vergleich Angele braut heute 600 Hektoliter im Jahr, damals mit einer Belegschaft von 30 Mitarbeitern in der ehemaligen Schlossbrauerei und Angele mit seinem Lehrmädle Sabrina, beziehungsweise jetzt seinem Stift Jannik. Eine schwere Arbeit war es, bis zu 14 Stunden wurde geschuftet und schon um vier Uhr morgens begann die Arbeit mit dem Anzünden des Ofens. Schon immer musste auch sauber produziert und auf Hygiene geachtet, also viel geputzt werden. „Ein schlechter Brauer gibt immer noch eine gute Putzfrau“, weiß Angele als Spruch seiner Lehrzeit zu berichten. Am Prozess des Brauens hat sich im Vergleich damals und heute nichts geändert. Darin sind sich die alten und neuen Brauer einig.

Vorhin war noch der Michaelimarkt in Betrieb und ein altes Reinheitsgebot erlaubte das Brauen nur von Michaeli (29.September) bis Georgi (23.April). Weil es früher keine Kühlmöglichkeiten gab, standen die Sudkessel in den Sommermonaten leer.

Das jüngste Bier der Schlossbrauerei nennt sich „Dorothea“, ebenfalls eine Schutzpatronin der Bierbrauer. Erfunden wurde es von der inzwischen ausgelernten Bierbrauerin Sabrina, die soeben die Meisterschule begonnen hat. Es ist ein Rotbier, etwas mehr malzig und rauchig im Geschmack, ähnlich wie die Frankenbiere aus Nürnberg oder Bamberg. Und zur Premiere kam auch das von Bierbrauer und ehemals Chef der Mälzerei Franz Eisele in mühsamer Arbeit ausgegrabene und nach Erinnerung vertonte Brauerlied: ein versprochenes Geschenk zur bestandenen Prüfung des Lehrmädle Sabrina.

Gerhard Maucher