Verlieren verboten! Bundesliga-Abstiegskracher zur besten Sendezeit

Eine Aufnahme aus dem 9. Spieltag im Oktober 2021: Berlins Marvin Plattenhardt (r-l) und Marton Dardai springen zum Kopfball gegen Torben Müsel von Mönchengladbach vor dem Berliner Tor.
Eine Aufnahme aus dem 9. Spieltag im Oktober 2021: Berlins Marvin Plattenhardt (r-l) und Marton Dardai springen zum Kopfball gegen Torben Müsel von Mönchengladbach vor dem Berliner Tor. (Bild: picture alliance/dpa | Andreas Gora)

Heute um 18:30 Uhr steigt das mit Spannung erwartete Bundesliga-Duell der beiden Traditionsvereine Borussia Mönchengladbach und Hertha BSC. Was sich auf den ersten Blick wie ein Top-Duell um die vorderen Tabellenplätze anhört, bedeutet in Wahrheit Abstiegskampf pur. Für beide gilt heute: Nur ein Sieg zählt!

Obwohl beide Teams vor gut acht Monaten mit durchaus realistischen Ambitionen aufs internationale Geschäft in die neue Saison gestartet sind, finden sich beide Vereine heute auf dem knallharten Boden der Realität wieder – Abstiegskampf! Hatte man sich bei beiden Clubs für die Saison 2022/2023 bereits packende Duelle mit Real Madrid, Manchester City oder Inter Mailand in der Champions League ausgemalt, scheint es mit Blick auf die aktuelle Tabelle jedoch deutlich wahrscheinlicher zu sein, dass demnächst Besuche in Sandhausen, Aue oder Rostock in der 2. Liga anstehen.

Geld schießt doch keine Tore – zumindest in Berlin schein das so zu sein

Bereits seit einigen Jahren wird in der Hauptstadt vergeblich versucht, die kriselnde Hertha zum „Big City Club“ zu avancieren. Spätestens 2019 wurde in Berlin dann endgültig ernst gemacht: Es wurde der „Sommermärchen“-Architekt Jürgen Klinsmann als neuer und hoffnungsvoller Trainer installiert. Um ihn und die Hertha beim Vorhaben Big City Club bestmöglich zu unterstützen, wurde zeitgleich ein Deal mit der Tennor-Gruppe, angeführt vom nicht wirklich unumstrittenen Lars Windhorst, eingegangen. Dieser investierte in den folgenden drei Jahren sagenhafte 375 Mio. Euro in den kriselnden Hauptstadtklub – selbstredend nicht ganz uneigennützig. Aber von einer Gewinnausschüttung an den Investor Windhorst ist die Hertha aktuell so weit entfernt, wie von den Champions League Plätzen. Zwar konnten durch die Tennor-Millionen einige vielversprechende Transfers realisiert werden (nicht wenige davon zu völlig überzogenen Preisen), der sportliche Erfolg wollte sich bislang jedoch nicht einstellen.

Derzeit stehen, der sich ebenfalls deutlicher Kritik ausgesetzte Trainer Tayfun Korkut und seine Mannschaft, lediglich auf Relegationsplatz 16. Stand jetzt, müsste Berlin gegen den 3. der zweiten Liga in zwei Relegationsspielen um den Verbleib in der Bundesliga kämpfen. Ein Szenario, dass sich beim Big City Club aktuell aber wohl keiner vorstellen mag.

Max Eberl zieht die Notbremse

Ein klein wenig entspannter sieht es beim Gegner Borussia Mönchengladbach aus. Aktuell trennen den 13. der Tabelle zwar noch 4 Punkte auf die Hertha, eine Niederlage heute und man befindet sich aber ebenfalls mittendrin im direkten Abstiegskampf. Hierfür hauptverantwortlich gemacht wird vor allem Trainer Adi Hütter.

Vor der Saison für 7,5 Mio. Ablöse aus Frankfurt losgeeist, konnte er bei der Elf vom Niederrhein bislang aber weder für Stabilität in der Defensive, alleine 13 Gegentreffer in den letzten 4 Ligaspielen sprechen hier eine eindeutige Sprache, noch für sportliche Kontinuität sorgen. Der negative Saisonverlauf ist unter anderem auch verantwortlich dafür, dass der langjährige und für den sportlichen Aufschwung der letzten Jahre stehende Sportdirektor der Borussia, Max Eberl, Ende Januar bereits seinen plötzlichen und unerwarteten Rücktritt verkündet hatte. Als Grund gab er damals in einer sehr emotionalen Pressekonferenz an, psychisch komplett erschöpft zu sein und eine enorme Müdigkeit zu verspüren, welche ihm eine Weiterarbeit in seiner Funktion unmöglich machen würden. Für diese ehrlichen und gleichzeitig einen tiefen Einblick in sein Seelenleben gewährenden Worte, hat der verdiente Sportdirektor von allen Seiten sehr viel Anerkennung, Lob und ausschließlich positives Feedback erhalten. Dennoch zeigt der Fall Max Eberl, in welchem Umfang die beteiligten Protagonisten von einer anhaltenden Ergebniskrise belastet werden. Natürlich kann dem immer ein exorbitant hohes Gehalt im modernen Fußballzirkus entgegenhalten werden – dennoch wird oft vergessen, dass es sich bei den Spielern und Verantwortlichen der Vereine immer noch um Menschen handelt, welche ihrerseits von Gefühlen und Emotionen geleitet werden.

Sobald der Ball heute Abend im Borussia-Park rollt, müssen die persönlichen Befindlichkeiten jedoch hinten angestellt werden. Dann nämlich kämpfen die 22 Protagonisten auf dem Platz vor allem darum, zumindest noch das Minimalziel Klassenerhalt zu erreichen. Ein Sieg im direkten Duell der mit hohen Zielen in die Saison gestarteten Vereine, ist also Pflicht. Gerade für beide Trainer geht es heute um Alles. Wer verliert, der dürfte den Rest der Saison wohl nicht mehr von der Seitenline miterleben. Die schönste Nebensache der Welt kann eben manchmal auch ungemütlich sein.