Vorsicht ist geboten Verletzungen bei Kindern – im Alltag lauert die größte Gefahr

Im Alltag kommt es bei Kindern öfters zu Verletzungen.
Im Alltag kommt es bei Kindern öfters zu Verletzungen. (Bild: AOK)

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Ulm – Kleine Kinder sind sehr neugierig: Alles muss erkundet und ausprobiert werden. Vor dem Hintergrund des fehlenden oder noch nicht voll ausgebildeten Gefahrenbewusstseins, einer unsicheren Umgebung oder mangelnder Aufsicht kommt es im Alltag häufig zu Verletzungen.

Der Unfallprävention kommt daher eine besondere Bedeutung zu, denn viele Unfälle sind durch situationsangepasstes Verhalten und Vorbeugung weitgehend vermeidbar.

„Bei Kindern und Jugendlichen sind Verletzungen der häufigste Grund für eine Aufnahme in ein Krankenhaus und der zweithäufigste Anlass für einen Arztbesuch“, sagt Dr. Hans-Peter Zipp, Kinder- und Jugendarzt bei der AOK Baden-Württemberg. Im Jahr 2020 wurden in Baden-Württemberg 117.053 AOK-versicherte Kinder wegen einer Verletzung ärztlich behandelt. Dies entspricht 20,8 Prozent aller Kinder. Jungen (64.725) sind etwas häufiger betroffen als Mädchen (52.328). Eine leichte Häufung tritt insbesondere bei den 1- bis 4-Jährigen auf.

Auffällig ist, dass die Fallzahlen in den letzten Jahren um jährlich 5,7 Prozent abgenommen haben. Einen besonders hohen Anteil an dieser Entwicklung hat das „Corona“-Jahr 2020 mit einem Unfall-Rückgang von 10,7 Prozent. Die Zahlen für den Landkreis Biberach spiegeln die Tendenzen im ganzen Land wider: Im Jahr 2016 wurden hier 2.807 Kinder nach einer Unfallverletzung ärztlich versorgt, 2020 waren es 2.567 Kinder. Das bedeutet einen durchschnittlichen jährlichen Rückgang von 6,7 Prozent.

Während Kinder im ersten Lebensjahr meistens in der häuslichen Umgebung verunglücken, gewinnen mit zunehmendem Lebensalter und wachsender Mobilität Unfallorte in Betreuungs- und Bildungseinrichtungen, auf Spiel- und Sportplätzen, auf öffentlichen Verkehrswegen oder beim Aufenthalt im Freien an Bedeutung. Die Unfallrisiken sind altersabhängig. „Bis zu sechs Monaten dominieren Sturzunfälle, vor allem vom Wickeltisch, Erstickungsunfälle oder Unfälle beim Transport“, erklärt Dr. Zipp.

„In der Altersgruppe sieben Monate bis etwa vier Jahre handelt es sich vor allem um Verschlucken von Gegenständen, Vergiftungen und Verätzungen, Verbrennungen und Verbrühungen, aber auch um Stürze durch Lauflernhilfen oder beim Treppensteigen. Weiterhin zählen hier Elektrounfälle oder Ertrinken dazu. Ab etwa fünf Jahren fallen Sport- und Freizeitunfälle, vor allem Stürze und Zusammenstöße, sowie Verkehrsunfälle ins Gewicht.“

Zu den vier häufigsten Todesursachen im Kleinkindalter zählen Ersticken, z. B. durch Aspiration oder Strangulation im Kinderbett, Ertrinken, insbesondere in der Badewanne, Stürze und Verbrennungen bzw. Rauchvergiftungen. Die häufigsten Unfallursachen ab dem Grundschulalter sind Straßenverkehrsunfälle bzw. ab zehn Jahren Fahrradunfälle.

Vieles, was für Erwachsene selbstverständlich ist, kann für Kinder eine Gefahrenquelle bedeuten. Damit sich das Kind gesund und unversehrt entwickeln kann, ist es hilfreich, die Welt aus dem Blickwinkel des Kindes zu betrachten, um mögliche Gefahren zu erkennen und vorausschauend zu entschärfen. „Eltern sollten ihrem Kind eine Umgebung schaffen, in der es sicher heranwachsen und seiner kindlichen Neugier folgen kann.

Nur durch eigene Erfahrungen kann das Kind selbstständig werden und lernen, Gefahren einzuschätzen bzw. damit umzugehen“, so der Arzt.

Bei aller Vorsicht lässt sich ein Unfall nie völlig ausschließen. Daher sind eine gut sortierte Hausapotheke und die Teilnahme an einem Erste-Hilfe- oder Notfall-Kurs für Babys und Kinder sinnvoll. Wichtige Telefonnummern, wie die des Notarztes (112), der Giftnotrufzentrale und die Nummer des Kinderarztes sollten immer griffbereit sein.

(Pressemitteilung: AOK Ulm-Biberach)