Verläuft Multiple Sklerose schwerer bei Rauchern?

Raucher häufiger und viel schwerer von der MS betroffen als Nichtraucher.
Raucher häufiger und viel schwerer von der MS betroffen als Nichtraucher. (Bild: Ralf Kunze)

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Köln – In einer Querschnitts-Studie haben Forscher mit 351 Patienten den Einfluss von Alkoholkonsum und Zigarettenrauch auf den Schweregrad der Multiplen Sklerose (MS) ermittelt. Demnach waren Raucher – so das Deutsche Gesundheitsportal (DGP) in seiner Mitteilung – häufiger und viel schwerer von der MS betroffen als Nichtraucher.

Welche Rolle Rauchen und Alkohol bei der Multiplen Sklerose (MS) spielen, wird seit Jahren diskutiert. Die Zusammenhänge – speziell mit dem Schweregrad – sind, laut DGP, allerdings weniger gut untersucht als beispielsweise das Erkrankungsrisiko.

In einer Querschnittstudie ermittelten Forscher nun den Einfluss von Alkoholkonsum und Zigarettenrauch auf den Schweregrad der MS. Patienten wurden gebeten, einen Lebensstil-Fragebogen aus einer größeren europäischen Studie (European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition) auszufüllen.

Daraus wurde eine Schätzung des kumulativen Zigarettenrauchens über die Lebenszeit und des Alkoholkonsums geschätzt. Das Ausmaß des jeweiligen Konsums wurde mit dem Schweregrad der MS verglichen, die mit dem Schweregrads-Score MSSS (Multiple Sclerosis Severity Score) bestimmt wurde.

Am wenigstens betroffene (erstes Tertil der MSSS-Werte) und besonders schwer betroffene Patienten (drittes Tertil der MSSS-Werte) wurden einander in der Analyse gegenüber gestellt. 351 Patienten nahmen an der Studie teil. Der mediane MSSS war höher bei Rauchern als bei Menschen, die nie geraucht hatten (3,2 vs. 2,3, p = 0,002).

Es gab keinen solchen Unterschied bei Menschen, die Alkohol tranken im Vergleich zu solchen, die nie Alkohol getrunken hatten (2,7 vs. 2,8, p = nicht signifikant). Raucher waren fast doppelt so wahrscheinlich in der oberen MSSS-Tertile als Menschen, die nie geraucht hatten. Beim Alkoholkonsum gab es dagegen wiederum keine statistisch signifikante Assoziation zwischen Schweregrad der MS und Alkoholeinnahme.

Das Sturzrisiko in der am schwersten betroffenen MSSS-Tertile lag für Raucher bei 10,81 (Konfidenzintervall CI 2,0–58,48; p < 0,01), wenn sie nie Alkohol konsumiert hatten. Hatten sie auch Alkohol getrunken, war das Risiko dagegen geringer (1,65, CI 0,89–3,03, p = 0,11). Im Gegensatz dazu war das Risiko zu stürzen für alkoholtrinkende Menschen in der am schwersten betroffenen MSSS-Tertile unabhängig davon, ob sie auch rauchten (0,46; CI 0,13–1,65; p = 0,23) oder nicht (1,49; CI 0,55–4,04, p = 0,43).

Zigarettenrauchen war demnach mit dem Schweregrad der MS assoziiert. Dies traf nicht auf Alkoholkonsum zu, bei dem sich erstaunlicherweise ein möglicher dämpfender Effekt auf die Folgen des Rauchens auf den MS-Schweregrad zeigte.

Wie genau ein solcher Zusammenhang biologisch und medizinisch zu verstehen sein könnte, ist unklar – es könnte beispielsweise mit dem Aspekt assoziiert sein, dass Personen mit schwereren Erkrankungen und entsprechenden Medikationen auch häufiger als andere auf Alkohol verzichten. Da die Analyse – so das DGP – allerdings eine reine Querschnitts-Studie ist und keine kausalen Zusammenhänge ermitteln kann, sind die Ergebnisse bis zur Bestätigung durch weitere, optimal prospektive Studien, mit Vorsicht zu betrachten.