Glücksgefühl und Grenzen spüren VAUDE-Chefin Antje von Dewitz durchquerte zweieinhalb Monate die Alpen

VAUDE-Chefin Antje von Dewitz durchquerte zweieinhalb Monate die Alpen
Eine Auszeit vom Unternehmen sieht von Dewitz nicht als „letzte Maßnahme gegen den Burn-Out“, sondern als Geschenk und bereichernden Bestandteil des Berufslebens. (Bild: VAUDE)

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Drei Monate Auszeit als CEO eines mittelständischen Unternehmens – wie kann das funktionieren? Antje von Dewitz, Geschäftsführerin des Outdoor-Herstellers Vaude, erfüllte sich mit der Überquerung der Alpen einen lang gehegten Outdoor-Traum. Sie legte insgesamt rund 1.100 Kilometer und 66.000 Höhenmeter zurück.

„Möglich war das durch unsere starke Vertrauenskultur, die gelebte Mitverantwortung und die großartige Vertretung durch meine Kollegen“, so VAUDE Antje von Dewitz. Im Juni gings los. Start der Tour war auf dem GTA Fernwanderweg, der vom schweizerischen Wallis, quer durch das Piemont und dessen Lepontinische, Grajische und Cottische Alpen, durch die Seealpen und schließlich direkt zur Abkühlung ins ligurische Meer führte.

Auf dieser Route, die durch zahlreiche Quertäler und einsames, anspruchsvolles Gelände verläuft, legte sie insgesamt rund 1.100 Kilometer und 66.000 Höhenmeter zurück. Dewitz ließ sich etappenweise von ihrer Familie und von Freundinnen begleiten, war aber über weite Strecken auch ganz bewusst alleine unterwegs.

Auszeit als Geschenk

„Ich liebe das Fernwandern und habe immer davon geträumt, eine mehrwöchige Trekkingtour zu machen. Diesen Traum habe ich mir zu meinem 50. Geburtstag erfüllt, dank der Unterstützung meiner Familie und meiner Kollegen“, erzählt Antje von Dewitz, die ihre Tour und die Abwesenheit von VAUDE lange im Voraus geplant hatte.

„Einige Unternehmer und Geschäftspartner kamen auf mich zu und meinten: ,Gott sei Dank, dann kommst du mal raus und kannst abschalten‘. Aber so war es nicht“, erzählt Dewitz. „Ich hatte schon immer eine gute Balance zwischen Arbeit und Freizeit.“ Eine Auszeit vom Unternehmen sieht sie nicht als „letzte Maßnahme gegen den Burn-Out“, sondern als Geschenk und bereichernden Bestandteil des Berufslebens.

Ohne mich ist nichts zusammengebrochen

„Das hat mich nachdenklich gemacht, denn ich finde es wichtig, darauf zu achten, dass man im Beruf in einer guten Balance steht und es gar nicht erst so weit kommt, dass man dringend eine Auszeit braucht. Dazu gehört auch, dass man sich herausnehmen kann, selbst als Geschäftsführerin. Wenn ich immer das Gefühl habe, dass ohne mich alles zusammenbricht, stelle ich mir das sehr belastend vor“.

VAUDE legt großen Wert darauf, dass die Mitarbeitenden selbstwirksam arbeiten und für eine gute Balance zwischen Beruf und Privatleben sorgen. Das Familienunternehmen bietet dafür die passenden Rahmenbedingungen wie flexible Vertrauensarbeitszeit, eine betriebseigene Kinderbetreuung, ein Sportprogramm oder auch die Möglichkeit für alle, in Abstimmung mit dem Team, eine Auszeit zu nehmen.

Im Einklang mit der Natur und dem eigenen Rhythmus

Drei Monate in der Natur, kaum Infrastruktur und täglich mindestens 1.000 Höhenmeter – das sind intensive Erfahrungen: „Die meisten Etappen sind steil und lang. Das ist echt anstrengend, da kommt man an seine Grenzen, doch dann, wenn Du oben bist, erfüllt dich dieses wahnsinnige Glücksgefühl. Diese Weitsicht, die Natur… Das ist so intensiv und schön und es macht alles auf. Also, ich habe mich wieder aufs Neue in die Berge verliebt. Die Natur ist meine Kraftquelle.“

Mit vier Kindern und als Geschäftsführerin von VAUDE – da ist Antje von Dewitz‘ Alltag gut durchgetaktet. „Es hat mir super viel Spaß gemacht, allein unterwegs zu sein.“ Allein wandern, sagt sie, ist perfekt, um in sich hineinzuhören und sich selbst besser kennenzulernen. Das lässt sich auch nachhaltig in den Alltag integrieren. „Es fühlt sich an, wie eine Kraftquelle, die ich aufgeladen habe. Ich nehme ein Stück Gelassenheit und die Erkenntnis, dass ich auf meinen eigenen Rhythmus achte, mit.

Geburtstags- und Welcome-Back-Party

Ende September wurde Antje von Dewitz auf dem Firmen-Campus von der versammelten VAUDE Mannschaft herzlich willkommen geheißen – mit einem Geburtstagsständchen, Willkommen-zurück-Plakaten, leckeren Snacks und vielen Umarmungen. Denn nicht nur die Rückkehr von ihrer Alpenüberquerung gab es zu feiern, sondern auch ihren 50. Geburtstag.