Unterwegs mit dem Schneepflug

Winterdienst in Friedrichshafen.
Winterdienst in Friedrichshafen. (Bild: Stadt Friedrichshafen)

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Wintereinbruch in Friedrichshafen, die ganze Stadt ist seit Donnerstag weiß. Für viele Autofahrer eine Herausforderung. Eine Herausforderung auch für den städtischen Winterdienst, der die Straßen vom Schnee frei räumt. Am Donnerstag und Freitag, 14. und 15. Januar, hatte der Räumdienst alle Hände voll zu tun.

Um 6 Uhr morgens am Donnerstag begannen Ralf Müller und seine Kollegen vom Baubetriebsamt mit dem Räumen der Straßen der Dinglichkeitsstufe I. Das sind die Hauptverbindungsstraßen und Straßen, auf denen Busse fahren müssen. An diesem Morgen hat Ralf Müller sechs Stunden benötigt, um seine Tour vom Baubetriebsamt zur Messe und dann quer durch die Stadt am Landratsamt vorbei, durch Fischbach bis nach Immenstaad und wieder zurück, zu fahren.

Im Winterdienst arbeiten die Mitarbeiter grundsätzlich in zwei Schichten, verteilt auf verschiedene Touren. In jeder Schicht sind 36 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz. Es werden acht Räumfahrzeuge und Unimogs, fünf Schmalspurfahrzeuge, drei Kleintraktoren und sieben Mannschaftswagen eingesetzt. Öffentliche Straßen, Wege und Plätze sowie Radwege und Radfahrschutzstreifen werden von den Baubetrieben der Stadt geräumt und gestreut, insgesamt über 300 Kilometer. Um ein möglichst zusammenhängendes und verkehrssicheres Radwegenetz zu erreichen, werden die gemeinsamen Geh- und Radwege weitestgehend von den Städtischen Baubetrieben geräumt.

Für Ralf Müller endet am Donnerstag um 12 Uhr die erste Schicht. Dann hat er Pause, bevor er erneut auf Tour gehen muss. Es ist 16 Uhr nachmittags, als Ralf Müller mit seinem Räumfahrzeug, an dem vorne der Schneepflug und hinten der Salzstreuer montiert sind, zu seiner zweiten Schicht aufbricht.

(Bild: Stadt Friedrichshafen)

Moderne Elektronik steht dem Fahrer zur Verfügung, mit der er das Räumschild einstellen kann und vieles mehr. Die Schneeflocken fallen immer noch groß und dicht vom Himmel. Dann geht es los. Vor ihm fährt ein zweites Räumfahrzeug. Es geht in Richtung Messe. Beide Fahrzeuge fahren versetzt, so dass gleichzeitig beide Fahrspuren freigeräumt werden können. Gefahren wird bis zur Bushaltestelle bei der Messe und dann weiter bis zum Tierheim. Am Kreisel beim Tierheim, der sich sehr gut zum Wenden eignet und dabei gleichzeitig geräumt wird, geht es zurück in Richtung Stadt. Ralf Müller erklärt, dass am Kreisel die Zuständigkeit des Landkreises beginnt, der ab dieser Stelle räumt.

Bis auf wenige Male ist kein kratzendes Geräusch von dem riesen Pflug zu hören. Ralf Müller passt seine Geschwindigkeit zum einen dem Verkehr an, zum andern geht sein Blick immer in Richtung Fuß- und Radweg. Wenn Fußgänger auf dem Weg laufen, verringert er seine Geschwindigkeit, damit diese nicht von dem nach rechts spritzenden Schnee getroffen werden. Millimetergenau fährt er mit Fahrzeug entlang der Straßenbegrenzung. Hohe Konzentration und Aufmerksamkeit ist hier gefragt.

Von der Messestraße aus geht es über die Ehlersstraße, die Keplerstraße, die Cosmanstraße, die Maybachstraße, die Albrechtstraße in Richtung Fischbach. Noch immer fahren beide Fahrzeuge versetzt voneinander, um so eine möglichst breite Fahrspur frei räumen zu können. Inzwischen nimmt der Lkw- und Pkw-Verkehr zu. Immer wieder macht Ralf Müller einen kleinen Schwenker in die Bushaltestellen, um auch diese frei zu räumen, damit die Busse einfahren können.

Die Fahrt geht bis zum Kreisel bei der Firma Airbus in Immenstaad. Von dort geht es zurück in Richtung Innenstadt Friedrichshafen. Durch den anhaltenden Schneefall ist die Fahrbahn in Richtung Immenstaad, die gerade geräumt wurde, schon wieder leicht vom Schnee bedeckt.

Am Landratsamt geht es geradeaus in Richtung Innenstadt. Die Fahrt führt über die Friedrichstraße in die Olgastraße bis zum Graf-Zeppelin-Haus. Dort muss Ralf Müller mit seinem riesigen Räumfahrzeug wenden. „Normalerweise“, sagt er, „wenden wir bei der Einfahrt vor dem GZH.“ Jetzt, da durch die Baustelle ein Bauzaun aufgestellt ist, muss er auf der engen Straße wenden. Hier ist wieder Millimeterarbeit gefragt. Überall parken Autos und die Verkehrsschilder darf er auch nicht beschädigen. Mehrmals muss Ralf Müller vor- und zurückfahren und sein Räumschild drehen. Souverän meistert er diese Situation.

Dann geht es zurück über die Olgastraße in die Eugenstraße. An der Steigung vor dem Kreisel in Hofen erhöht er die Menge an Salz, damit die Fahrzeuge nicht hängen bleiben. Vom Kreisel in Hofen geht es weiter in die Maybachstraße. Der Verkehr ist inzwischen sehr dicht geworden. In der Maybachstraße stauen sich Lkws und Pkws. Die Fahrzeugschlange bewegt sich aber bereits nach wenigen Minuten langsam weiter, so dass er seine Fahrt über die Keplerstraße fortführen kann.

Fünf Tonnen Salz geladen
Inzwischen ist es Donnerstag, 18 Uhr geworden. Der Verkehr wird immer mehr und so kommt das Räumfahrzeug nur noch stockend voran. Es geht über die Ehlersstraße bis zum Kreisel Mühlöschstraße. Dann ist Schluss. Inzwischen geht auf der B 31 in Richtung Lindau nichts mehr. Lkw an Lkw stauen sich zurück bis zum Kreisel Mühlöschstraße. Ralf Müller und sein Kollege entscheiden sich, ihre Route über die Mühlöschstraße und die Ailnger Straße in Richtung Rheinstraße zum Baubetriebsamt fortzusetzen, um Salz für die nächste Runde zu laden.

Die Salzsilos und die überdachten Lager in den Städtischen Baubetrieben wurden mit 1.000 Tonnen Streusalz aufgefüllt. Dazu kommen 25 Tonnen Splitt, 25 Tonnen Splitt-Salz-Gemisch, 30.000 Liter Calciumchlorid-Lösung sowie 25 Tonnen Calciumchlorid-Flocken zur Feuchtsalzmischung.

Etwa 60 Kilometer Strecke hat Ralf Müller in seiner Schicht zu räumen und zu streuen. Die Salzstreuung kann er digital mit einem kleinen Kästchen im Fahrzeug steuern, sowohl in der Menge wie in der Streubreite. So kann er individuell an Steigungen mehr Salz streuen als auf der ebenen Strecke. Fünf Tonnen Salz hat er insgesamt geladen. Das Gewicht hilft ihm auch, Gewicht auf die Hinterachse zu bekommen. Dann auch Räumfahrzeuge haben keine besondere Winterbereifung, sondern fahren mit ganz normalen Winterreifen. Am Baubetriebsamt angekommen, fährt Ralf Müller direkt zum Salzlager. Dort lädt er wieder fünf Tonnen Salz nach und macht eine kleine Pause. Dann startet er in seine zweite Runde und fährt dieselbe Tour erneut – und zwar bis 22 Uhr.

Mit kleinen Räumfahrzeugen werden zeitgleich Geh- und Radwege im Stadtgebiet freigeräumt. An den Fußgängerampeln ist Muskelkraft gefragt. Hier wird mit Schneeschaufeln der Schnee geräumt. Auch der Dienst der Männer in den sogenannten „Handkolonnen“ endet erst um 22 Uhr.

Am Ende der Schicht kommen alle Fahrzeuge zurück in das Baubetriebsamt, werden wieder mit Salz beladen, so dass es dann um 4 Uhr morgens wieder weitergehen kann. Am Freitagmorgen, starten die Mitarbeiter vom Baubetriebsamt wieder durch in zwei Schichten. Es geht von vorne los: Werktags wird von 4 bis 22 Uhr geräumt und gestreut. Am Wochenende von 5 bis 22 Uhr.

Am Freitag begann der Winterdienst um 4 Uhr zunächst wieder mit der Räumung der Straßen der Dringlichkeitsstufe 1. Im Laufe des Vormittags konnte dann mit der Räumung der Straßen der Dinglichkeitsstufe 2 begonnen werden. Der Räumdienst ist auch am Freitag bis 22 Uhr im Einsatz.

Feuerwehr im Dauereinsatz
Wegen der starken Schneefälle am Donnerstag, 14. Januar,  war die  B 31 vom Riedleparktunnel bis nach Eriskirch wegen liegen gebliebener Lkw’s gesperrt. Dies hatte auch erhebliche Auswirkungen auf den Verkehr im Stadtgebiet. Seit Freitagvormittag, 15. Januar ist die Feuerwehr Friedrichshafen nun im Einsatz, um zu helfen, die liegen gebliebenen Lkw’s abzuschleppen.

Wegen der hohen Schneelast sind zahlreiche Bäume im Stadtgebiet umgestürzt und Äste abgebrochen, die sowohl die Fahrbahn wie auch Geh- und Radewege versperrten.  Die Feuerwehr Friedrichshafen und alle Abteilungen aus den Ortschaften mussten deshalb am Donnerstag, 14. Januar und am Freitag, 15. Januar insgesamt rund 40 Mal ausrücken. Pro Einsatz wurden durchschnittlich 30 Feuerwehrkräfte eingesetzt.

Information zu den Dringlichkeitsstufen:

Dringlichkeitsstufe 1

Zu den Straßen der Dringlichkeitsstufe 1 gehören besondere Gefahrenstellen und sämtliche in geschlossener Ortslage verlaufende Bundesstraßen und andere vorrangige Straßen. Straßen in denen Linien- und Schulbusse fahren sowie alle verkehrswichtigen Hauptverbindungen zu den einzelnen Ortsteilen gehören ebenfalls in die Dringlichkeitsstufe 1. Diese werden von den Mitarbeitern der Städtischen Baubetriebe als erstes bearbeitet.

Dinglichkeitsstufe 2

In die Dringlichkeitsstufe 2 eingestuft sind weitere wichtige Straßen wie die Hauptzubringerstraßen zu den Wohngebieten. Erst wenn die Straßen der Dringlichkeitsstufen 1 und 2 geräumt sind und der Verkehr reibungslos verläuft, werden die Straßen der Dringlichkeitsstufe 3 geräumt.

Dringlichkeitsstufe 3

Zu dieser Kategorie zählen alle Straßen mit geringer Verkehrsbedeutung insbesondere Nebenstraßen in Wohngebieten.

Bei dauerhaft starkem Schneefall werden zunächst ausschließlich die Straßen der Dringlichkeitsstufe 1 und 2 geräumt bis der Verkehr wieder weitestgehend reibungslos verläuft, während die Straßen der Dringlichkeitsstufe 3 vorläufig unberücksichtigt bleiben müssen.