Unterstützung für härteren Lockdown deutlich gestiegen

Unterstützung für härteren Lockdown deutlich gestiegen
Zwei Frauen gehen im Gegenlicht durch eine Straße in der Innenstadt von Oldenburg. (Hauke-Christian Dittrich/dpa)

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Berlin (dpa) – Mit den steigenden Corona-Infektionszahlen wächst in der Bevölkerung das Bedürfnis nach härteren Maßnahmen gegen die Pandemie.

In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sprachen sich 47 Prozent dafür aus, den bestehenden Lockdown zu verschärfen. Dagegen sind nur 30 Prozent für eine Lockerung oder Abschaffung der Einschränkungen. 17 Prozent meinen, sie sollten so bleiben wie sie sind. Vor zwei Wochen hatten sich in einer vergleichbaren YouGov-Umfrage nur 30 Prozent für Verschärfungen ausgesprochen. Seitdem hat es keine größeren Veränderungen bei den Beschränkungen gegeben.

Noch deutlicher wird der Wunsch nach härteren Maßnahmen bei der Frage nach bundesweiten Ausgangsbeschränkungen in der Nacht. 56 Prozent sind dafür, 37 Prozent dagegen, 7 Prozent machten keine Angaben. Je älter die Befragten, desto größer sind die Sympathien für Ausgangsbeschränkungen. Von den 18- bis 24-Jährigen sind nur 36 Prozent dafür, unter den über 55-Jährigen sind es 66 Prozent.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte am Sonntag in der ARD-Sendung «Anne Will» gesagt, Ausgangsbeschränkungen könnten in Regionen mit besonders hohen Infektionszahlen «ein ganz wirksames Mittel sein». In Berlin und Hamburg traten am Freitag solche Maßnahmen neu in Kraft. In beiden Städten gelten sie zwischen 21.00 und 5.00 Uhr.

In Hamburg dürfen Bewohner die Wohnung bis zum 18. April in diesem Zeitraum nicht mehr ohne triftigen Grund verlassen. Ausnahmen gelten beispielsweise für berufliche Tätigkeiten, Gassigehen mit dem Hund oder Sport im Freien, allerdings immer nur für eine Person. Bei Verstößen gegen die Ausgangsbeschränkung droht ein Bußgeld. In Berlin dürfen sich Menschen in der Nacht nur noch alleine oder zu zweit im Freien aufhalten.

Der harte Lockdown mit der Schließung von Geschäften, Schulen, Sport- und Kulturstätten hatte in Deutschland Mitte Dezember begonnen. Seit Wochen steigen die Infektionszahlen wieder, trotzdem hatten sich Bund und Länder bei ihren letzten Beratungen vor zwei Wochen nicht auf deutliche Verschärfungen einigen können. Kanzlerin Merkel hat die Ministerpräsidenten der Länder dafür scharf kritisiert.

Unter den Wählern aller im Bundestag vertretenen Parteien außer der AfD ist eine Mehrheit für eine Verschärfung der Maßnahmen. Besonders groß ist der Wunsch danach bei den Anhängern der Grünen mit 65 Prozent. Dahinter folgen die Wähler der SPD (58), der CDU/CSU und der Linken (jeweils 57 Prozent) und der FDP (50 Prozent). Von den Anhängern der AfD und den Nichtwählern sind jeweils nur 33 Prozent für Verschärfungen.

Der Aufruf von Kanzlerin Merkel, an Ostern zu Hause zu bleiben, wird unterdessen nicht von allen Deutschen beherzigt. In der YouGov-Umfrage gaben zwar 60 Prozent an, selbst auf Tagesausflüge verzichten zu wollen. 10 Prozent wollen aber im Inland verreisen, etwa um Verwandte oder Freunde zu besuchen, weitere 2 Prozent wollen ins Ausland. Bei 19 Prozent der Befragten steht mindestens ein Tagesausflug ins Umland ihres Wohnorts auf dem Osterprogramm. 6 Prozent hatten sich zum Zeitpunkt der Umfrage noch nicht entschieden, 4 Prozent machten keine Angaben.

Die Regierungen von Bund und Ländern haben in ihrem jüngsten Beschluss zur Bekämpfung der Corona-Pandemie eindringlich dazu aufgerufen, «auf nicht zwingend notwendige Reisen im Inland und auch ins Ausland zu verzichten – auch hinsichtlich der bevorstehenden Ostertage». Sie sehen Mobilität als einen wesentlichen Pandemietreiber. Bundeskanzlerin Merkel wiederholte den Appell am Donnerstag in einer Videobotschaft. Wegen der immer weiter steigenden Zahl von Corona-Infektionen solle es ein Osterfest «im kleinen Kreis, mit sehr reduzierten Kontakten» werden, sagte sie.