Wegen der möglichen Gefährdung eines Kindes rückt die Polizei am Freitag in Brandenburg mit Spezialeinsatzkräften aus. Es folgt ein mehr als 34-stündiger Großeinsatz, an dessen Ende der mutmaßliche Täter tot ist.
Am Tag nach dem Großeinsatz wegen eines bewaffneten und nun toten Mannes in der Gemeinde Milower Land laufen die Ermittlungen auf Hochtouren. Unklar blieb am Sonntag zunächst vor allem, ob der Verdächtige von den Einsatzkräften erschossen wurde, oder ob er sich selbst umgebracht hat, wie Polizeisprecherin Kerstin Schröder am Sonntag in Brandenburg an der Havel sagte.
Die Staatsanwaltschaft Potsdam habe deshalb ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, hieß es. Die Leiche des Verdächtigen soll am Sonntag obduziert werden. Ein Ergebnis werde für die kommenden Tage erwartet.
Mit einem Großaufgebot war die Polizei bereits am Freitagnachmittag zu dem Haus im Ortsteil Vieritz ausgerückt. Es ging um die mögliche Gefährdung eines Kindes. Die Beamten sollten Amtshilfe für das Jugendamt leisten und einen entsprechenden Beschluss des Amtsgerichts durchsetzen. Ob es um einen Sorgerechtsstreit oder die Inobhutnahme des Kindes ging, war eine von vielen Fragen, die am Sonntag weiter unbeantwortet blieb.
Immer wieder Schusswechsel
Der Mann hatte sich mit dem Kind, der Mutter und einem weiteren Mann in dem Gebäude verschanzt. Immer wieder kam es zu Schusswechseln zwischen dem Verdächtigen und den Beamten, sagte Sprecherin Schröder. «Der Mann hat Schüsse auf Polizeibeamte eingesetzt und entsprechend gab es die Reaktion der handelnden Kolleginnen und Kollegen vor Ort», betonte sie. «Die Schusswechsel würde ich nicht zeitlich eingrenzen, sondern würde sie über den gesamten Verlauf des Einsatzes terminieren.»
Am Freitagabend gelang es den Einsatzkräften schließlich, den zweiten, ebenfalls bewaffneten Mann zu überwältigen, als dieser vor die Tür trat. Er wurde verhaftet und sitzt seither in der JVA Wriezen. In der Nacht zu Samstag konnten auch Mutter und Kind das Haus verlassen. Das Kind wurde dem Jugendamt übergeben. Alter und Geschlecht sind bislang ebenfalls nicht bekannt. Auch zu den jeweiligen Verwandtschafts- oder Bekanntschaftsverhältnissen machte die Polizei am Sonntag keine Angaben.
Spurensicherung im Einsatz
Im Haus verblieb bis zum Schluss der nun tote Verdächtige, der sich dort bis tief in die Nacht verschanzte. Am Samstagabend gelang es den Einsatzkräften, ins Gebäude vorzurücken. Gegen 0.30 Uhr konnten sie zu dem Mann vordringen, den sie leblos im Dachgeschoss des Hauses fanden. Ein Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.
«Es regt ja auf, macht betroffen, es gibt und gab viele Fragen», sagt der Bürgermeister der Gemeinde, Felix Menzel, am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. Für die Grundschulen in der Gemeinde und auch für die Menschen im betroffenen Ortsteil Vieritz werde es eine Nachbereitung geben. «Ich wünsche mir für die Vieritzer und für die Region, dass sie die Situation verarbeiten können», sagte Menzel.
Am Sonntag war die Spurensicherung vor Ort im Einsatz. Auf dem Gelände sowie im Gebäude fanden die Kräfte den Polizeiangaben zufolge «eine Vielzahl an Waffen», darunter auch eine Handgranate. Es seien mehr Waffen gefunden worden «als erwartet», sagte die Polizeisprecherin am Sonntag, ohne zu präzisieren, was genau erwartet wurde. Auch zu der Art der weiteren Waffen gab es keine Angaben.