Nach dem tragischen Verlust von Luchsweibchen Finja, die im Juli an der seltenen Infektionskrankheit Staupe starb, gibt es nun wieder Hoffnung für die scheuen Jäger im Schwarzwald: Verena, ein etwa eineinhalbjähriges Luchsweibchen, wurde im Nordschwarzwald ausgewildert. Das teilte das Landwirtschaftsministerium in Stuttgart mit. Damit soll ein wichtiger Schritt zur Sicherung und zum Aufbau einer stabilen Luchspopulation im Land getan werden.
Vorbereitete Rückkehr in die Wildnis
Verena wurde in einem speziellen Gehege in Thüringen auf ihr Leben in freier Natur vorbereitet. Dort lernte sie, sich autark zu bewegen und entwickelte die nötige Scheu vor Menschen und Hunden – eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Auswilderung. „Nur Tiere, die diese Scheu zeigen, können in die Natur entlassen werden“, erklärte ein Sprecher des Ministeriums. Laut Eva Klebelsberg, Projektleiterin an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), müssen die Luchse das Jagen nicht erst erlernen, sondern können auf ihre angeborenen Instinkte vertrauen.
Zehn Luchse bis 2027: Ein ehrgeiziges Ziel
Bis zum Jahr 2027 sollen insgesamt bis zu zehn Luchse, überwiegend Weibchen, im Schwarzwald heimisch werden. Die Tiere stammen aus einem internationalen Zuchtprogramm, das genetisch vielfältige Luchse auswählt, um die Population von anderen Regionen wie dem Schweizer Jura, dem Pfälzerwald und den Vogesen zu unterscheiden. Ziel ist es, dass sich diese Bestände langfristig miteinander verbinden. In diesen Nachbarregionen haben sich ähnliche Projekte bereits als erfolgreich erwiesen.
Die Rückkehr einer fast vergessenen Art
Vor mehr als 200 Jahren war der Luchs in Europa weit verbreitet, doch intensive Verfolgung als Räuber von Nutztieren sowie der Verlust natürlicher Lebensräume führten zum nahezu vollständigen Verschwinden der Tiere. In den letzten zwei Jahrzehnten wanderten immer wieder männliche Luchse aus der Schweiz nach Baden-Württemberg ein. Doch ohne Weibchen kann sich keine stabile Population entwickeln. Verena soll das nun ändern.
Herausforderungen für die scheuen Einzelgänger
Luchse sind Einzelgänger, die große Reviere benötigen. Während männliche Tiere wie der im Nordschwarzwald nachgewiesene „Toni“ weite Wanderungen auf sich nehmen, sind Weibchen deutlich zurückhaltender bei der Erkundung neuer Lebensräume. Das ist einer der Gründe, warum Luchsweibchen bisher nicht aus dem Schweizer Jura in den Schwarzwald eingewandert sind – obwohl die Region ideale Bedingungen bietet.
Hoffnungsträgerin Verena und die Zukunft des Luchses
Mit Verena lebt nun eines von insgesamt drei bekannten Luchstieren in Baden-Württemberg. Die Hoffnungen der Experten ruhen auf einer möglichen Paarung zwischen Verena und Toni, um die Grundlage für eine neue Luchsgeneration im Schwarzwald zu schaffen. Die Auswilderung weiterer Tiere soll diesen Prozess unterstützen und den Luchs langfristig wieder als festen Bestandteil der heimischen Tierwelt etablieren.
Die Rückkehr der majestätischen Großkatze ist ein wichtiger Schritt für den Artenschutz und ein Symbol für den Erhalt der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg.