In zwei Gemeinden in Niedersachsen fallen in der Nacht auf Freitag mehrere Schüsse. Vier Menschen sterben, darunter auch ein Kind. Wenige Tage danach gibt es neue Erkenntnisse.
Die Opfer der Schüsse im Landkreis Rotenburg (Wümme) stammen aus dem Umfeld des Verdächtigen. Der Soldat soll den neuen Freund seiner in Trennung lebenden Ehefrau und dessen Mutter im niedersächsischen Scheeßel getötet haben, bestätigten die Ermittler.
Anschließend soll er in der Nacht auf Freitag im wenige Kilometer entfernten Bothel auf eine Freundin seiner Ex-Partnerin und deren dreijähriges Kind geschossen haben.
Hätte die Tat verhindert werden können?
Wenige Tage nach den tödlichen Schüssen drängt sich die Frage auf, ob die Gewalttat hätte verhindert werden können. Kurz zuvor hatten die Noch-Ehefrau und ihr neuer Freund – eines der Opfer – Hilfe gesucht und den Verdächtigen wegen Bedrohung angezeigt. «Die beiden sind vor Kurzem bei uns gewesen», räumte Polizeisprecher Heiner van der Werp am Sonntag ein. Grund sei ein Streit um die neue Beziehung gewesen.
Noch am selben Tag fand nach Angaben der Ermittler eine sogenannte Gefährderansprache statt. Polizisten hätten dem 32-Jährigen die Situation erklärt und mögliche Konsequenzen geschildert. «Also eine deeskalierende Maßnahme», erklärte der Polizeisprecher am Wochenende. Die genauen Inhalte des Gesprächs kenne er nicht. «Hierbei ergaben sich keine weiteren Hinweise auf eine unmittelbar bevorstehende Eskalation des Konflikts», hieß es dazu am Montag.
Die Staatsanwaltschaft kündigte an, in einem eigenen Verfahren zu prüfen, ob der Verdächtige das Paar tatsächlich im Vorfeld der Tat bedroht hatte. Außerdem soll eine unabhängige Stelle die Geschehnisse und die Maßnahmen der Polizei überprüfen.
Waffen nicht aus Beständen der Bundeswehr
Nach den Schüssen soll sich der Deutsche an der Von-Düring-Kaserne in der Stadt Rotenburg (Wümme) gestellt haben. Rotenburg (Wümme) liegt in der Nähe der mutmaßlichen Tatorte. Der Soldat sei zu der Kaserne gefahren, aus seinem Auto gestiegen und habe sich zu erkennen gegeben. Polizisten nahmen den Mann fest. Nach Angaben der Ermittler ist der Verdächtige nicht Mitglied der Kaserne.
Der Verdächtige sei mit einem Sturmgewehr und einer Pistole bewaffnet gewesen. «Die Waffen stammen nicht aus Beständen der Bundeswehr», teilten die Ermittler am Montag mit. Sie seien ordnungsgemäß auf der Waffenbesitzkarte des Soldaten eingetragen. «Eine genaue Untersuchung der möglichen Tatwaffen steht noch aus.» In der Fahrertür seines Autos steckte ein Molotowcocktail, im Kofferraum lag neben einem Bundeswehr-Rucksack Munition. Was der Mann damit vorhatte, blieb zunächst unklar.
«Die Bundeswehr unterstützt die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen», teilte eine Sprecherin der Bundeswehr am Montag mit, äußerte sich allerdings weder zu den Waffen noch zu dem Einsatz des verdächtigen Soldaten. Auch aus Datenschutzgründen könne sie keine weiteren Angaben machen.
Mordkommission soll Tat aufklären
Eine Mordkommission soll nun die Hintergründe der Tat aufklären. Bis zu 50 Beamten beteiligen sich an den Ermittlungen. Sie sollen unter anderem herausfinden, was den Verdächtigen angetrieben hat. «Eine Motivlage im familiären Umfeld kann nicht ausgeschlossen werden», hieß es zuletzt nur. Unklar blieb auch, ob sich der 32-Jährige zu den Schüssen geäußert hat.