Dieser Tage werden hierzulande wieder Nachtwachen geschoben, um ein kostbares Gut vor Dieben zu schützen – die Maibäume. Doch der Maibaumdiebstahl unterliegt gewissen Regeln. Nur wenn diese eingehalten werden, darf der Maibaum gemopst werden. Was erlaubt ist – und was als absolutes No-Go gilt, gibt’s hier zu lesen.
Der Maibaum gilt als Symbol der Fruchtbarkeit. ER ist – ausstaffiert mit Bändern, Kränzen und Ständesymbolen – der ganze Stolz einer Gemeinde.
In größeren Städten auch der Stolz eines Stadtteiles, weil verschiedene Vereine, Burschenschaften oder andere Gruppierungen ihren eigenen Maibaum haben. Gut für Diebe! Denn dann gibt es potenziell mehr Chancen, einen Maibaum zu klauen und für dessen Auslöse tolle Sachen abzustauben.
Auslöse in Form von Vesper und Bier
Traditionell wird das Diebesgut nämlich dann zurückgegeben, wenn sich die Bestohlenen auf die Forderungen der Räuber einlassen. In der Regel wollen die Brotzeiten und Bier haben. Und davon nicht zu wenig!
So mussten die Taufkirchener – im Süden Münchens – satte 400 Liter Bier und 100 Brotzeiten spendieren, um ihren Maibaum von den Burschenvereinen in Putzbrunn und Harthausen zurück zu bekommen. Überhaupt werden dieses Jahr Maibäume geklaut, wie sonst noch was! Doch der Grund dafür liegt auf der Hand. Die Leute sind einfach ausgehungert, nachdem in den letzten beiden Jahren nix ging in Sachen Maibaumdiebstahl.
Wenn die Wache einschläft oder duschen geht…
Deshalb muss jetzt besonders gut auf die Maibäume aufgepasst werden. Sonst sind sie weg! Wer seinen Wachposten verlässt, um zum Beispiel duschen zu gehen, handelt sich den Unmut all seiner Kollegen ein. Um es mal nett zu formulieren.
Wer sich fragt, wer zur Hölle denn bitte DUSCHEN geht während er Wache schieben soll, dem können wir versichern, dass das genau so passiert ist in Fleischwangen, im Landkreis Ravensburg. In diesem Fall haben die Maibaumdiebe ihre Chance einfach genutzt und den Maibaum perfekt entwendet. Denn so ein Riesen-Teil zu stehlen, ist nicht ohne.
Doch auch wenn es schwer ist und viele Menschen dafür erforderlich sind, so müssen doch immer gewisse Regeln eingehalten werden. Sonst drohen neben Spott und Schande sogar richtige Anzeigen. Wir haben die Regeln zum Maibaumklau zusammengetragen.
Die Regeln zum Maibaumklau
1. Keine Polizei!
Wer die Polizei einschaltet, hat den Spaß an der Sache nicht verstanden. Und die Polizisten selbst, drücken in der Mainacht auch gern ein Auge zu, was den Diebstahl des Baumes betrifft.
2. Der Baum darf nicht beschädigt werden!
Sollte die Deko in Mitleidenschaft gezogen werden, muss der mopsende Verein Schadensersatz leisten. Der Baum darf außerdem weder zersägt, bemalt, noch sonst wie verunstaltet werden.
3. Der Maibaum darf nur so lange entwendet werden, bis er aufgestellt wird
Einen bereits gerichteten Maibaum zu klauen, gehört sich nicht. Dafür gibt’s auch keine Auslöse. Es dürfen nur ungestellte Maibäume gestohlen werden.
4. Der Maibaum MUSS außerhalb der Gemeindegrenze aufbewahrt werden
Wenn ein Maibaum erfolgreich gestohlen wurde, muss er außerhalb der Gemeindegrenze aufbewahrt werden. So lange er sich INNERHALB der Gemeindegrenze befindet, gehört er auch noch der Gemeinde und gilt nicht als erfolgreich gestohlen.
5. Nur liegende Maibäume dürfen entwendet werden – der Wald ist tabu!
Ganz schlaue Gesellen wollten schon den Baum direkt aus dem Wald klauen, weil sie wussten welcher Baum im Wald der Maibaum werden sollte. Doch auch das ist verboten. Erstens ist es in diesem Fall Holzdiebstahl und zweitens darf der Baum nur liegend aus der Gemeinde gestohlen werden, in der er auch aufgestellt werden soll.
6. Ein Maibaum darf nur in der Walpurgisnacht gestohlen werden
Wer es ganz genau nimmt, darf den Maibaum nur in der Walpurgisnacht stehlen, wenn er in der Gemeinde liegt, in der er aufgestellt werden soll.
7. Wenn ein Maibaum nicht ausgelöst wird..
Wird der Baum NICHT ausgelöst, weil die Diebe zum Beispiel Forderungen stellen, die die Beklauten nicht leisten können und die Verhandlungen zur Herausgabe scheitern, stellt die Gemeinde beide Bäume auf. Den eigenen und den geklauten als Schandmal für die Nachbargemeinde. Der gestohlene Baum wird nach einigen Wochen zersägt und versteigert. In manchen Fällen bekommt er (oder Teile von ihm) eine extra Tafel, auf der die Diebe zum Ausdruck bringen, wie unfähig die Bestohlenen waren. Und das können diese ja keinesfalls auf sich sitzen lassen…
Und so entwickeln sich seit Jahrhunderten richtiggehende Fehden zwischen zwei Gemeinden. Es gibt Orte – vor allem in Süddeutschland – die sich seit Jahren gegenseitig die Maibäume klauen. Das nimmt dann richtig professionelle Ausmaße an. Für einen Maibaumklau schadet es nicht, 50 Mann und einen Bulldog am Start zu haben. Immerhin ist für die Mühen Bier und Brotzeit zu erwarten. Und es geht doch nichts über die Pflege von Brauchtum.