Ende aller Spekulationen: Stefan Raab hat sich nach vielen Jahren wieder im TV gezeigt – und die Fortsetzung seiner Show-Karriere angekündigt. Zuvor musste er allerdings ordentlich leiden.
Stefan Raab kehrt zurück ins Fernsehen. Nach langem Warten trat der Entertainer nach fast einem Jahrzehnt TV-Abstinenz am Samstagabend wieder live vor einem Millionenpublikum auf – und verlor in Düsseldorf einen Boxkampf gegen Regina Halmich. RTL übertrug das Event live mit viel Tamtam und inklusive gigantischem Feuerwerk.
Das Ergebnis des Kampfes zwischen der «Killerplauze» und der Ex-Boxweltmeisterin rückte allerdings schnell in den Hintergrund, als Raab verkündete: «Ich hab‘ mir überlegt: Ich mach‘ wieder Shows.» Schon in der kommenden Woche gehe es los.
Die neue Sendung soll den Namen «Du gewinnst hier nicht die Million bei Stefan Raab» tragen und am Mittwoch um 20.10 Uhr beim Streamingdienst RTL+ zu sehen sein. Es handle sich sozusagen um «die erste Entertainment-Quiz-Competition-Hybrid-Show der Welt», wie es Raab formulierte. Darin sei alles zu sehen, was er beherrsche. Unter anderem werde er auch das Geschehen der Woche «sezieren» und jede Woche werde es eine Million Euro zu gewinnen geben. All das klang ein wenig nach einer Mischung aus «TV total» und «Schlag den Raab», zwei seiner alten Formate aus früheren Fernseh-Tagen.
Fünf-Jahres-Exklusivvertrag mit RTL
Dabei soll es aber nicht bleiben. Raab – der jahrelang den Konkurrenten ProSieben mit seinen Sendungen prägte – wird nun ein festes RTL-Gesicht. Er hat einen Fünf-Jahres-Exklusivvertrag unterschrieben, wie der Kölner Privatsender mitteilte. Geplant seien unter anderem «verschiedene aufsehenerregende Primetime-Shows».
Raab selbst wirkte bester Laune, als er das Ende seiner Bildschirm-Pause verkündete. 2015 hatte er sich überraschend weitestgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen und fortan hinter den Kulissen gewirkt. Dass er noch einmal vor die Kameras zurückkehren könnte, daran hatten nicht mehr viele geglaubt.
Den Sinnesumschwung erklärte Raab bei einer fiebertraumartigen Pressekonferenz, bei der er zeitweise auf dem Tisch tanzte, damit, das er mit RTL eine «übereinstimmende Philosophie gefunden» habe. Er ließ durchblicken, dass er Freiheiten brauche, um so arbeiten zu können, wie er das wolle. Der Sendetag seiner neuen Show hat zugleich eine gewisse Brisanz. Der Mittwochabend ist auch der Sendeplatz von «TV total» bei ProSieben – Raabs alter Show, nun moderiert von Sebastian Pufpaff. Auch wenn Raab nun im Netz zu sehen sein wird.
Raab steigt vom Himmel zu seinem Volk herab
Für die Nachricht von der Rückkehr der «Raabinators» hatten der Moderator und seine Leute dramaturgisch eine der größten Rampen gebaut, die das deutsche Fernsehen je gesehen hat. Rund um Ostern hatte Raab das Comeback in kleinen Internet-Clips angedeutet und erklärt, er wolle noch einmal gegen Halmich boxen – wie schon 2001 und 2007. 2001 brach ihm Halmich dabei die Nase. Diesmal klagte Raab nach der Auseinandersetzung «über einen kleinen Rippenschaden».
In den vergangenen Monaten war dann ein großes Geheimnis um alles gemacht worden, was mit dem Kampf zu tun hatte – und mit Raab. Alles war auf den einen Moment ausgerichtet, in dem das Fernsehpublikum den mittlerweile 57 Jahre alten Entertainer, der von vielen Fans immer noch verehrt wird, nach fast einem Jahrzehnt mal wieder zu Gesicht bekommt. So banal, so wirkmächtig. Angeblich kannte niemand sein derzeitiges Aussehen. «So wie ich das einschätze, wird er zwischen 85 und 90 Kilo wiegen», las Boxkommentator Frank «Buschi» Buschmann im Kaffeesatz.
Um kurz nach 22.00 Uhr und nach reichlich Rückblicken auf alte Raab-Shows ohne großen Neuigkeitswert war es dann so weit – und der einstige Metzger-Lehrling aus Köln-Sülz ließ sich nahezu religiös von seinem Publikum empfangen. Nach einem Countdown schob sich eine Show-Treppe aus der hohen Hallendecke, die vom Himmel herabzuführen schien. Danach schwebte Fitness-Influencerin Pamela Reif als Engel an Halteseilen über das Publikum und sang die Hymne: «Stefan Raab ist zurück.»
So sieht Raab nun aus
Raab selbst stieg daraufhin genüsslich langsam in weißem Anzug und weißem Umhang die ewig lange Himmelsleiter zu pathetischer Musik hinab und schien das Licht im Raum gottgleich unter Kontrolle zu haben. Mit den beiden Rappern Sido und Ski Aggu sang er seinen neuen Boxkampf-Song «Pa aufs Maul».
Auffallend waren dabei zwei Dinge: Er wirkte ausgesprochen austrainiert. Und weißhaarig. Allerdings auch schlagfertig. Halmich monierte: «Du hast es mir schwer gemacht. Du hast Dich kein einziges Mal blicken lassen.» Raab konterte darauf: «Ich bin ja kein Altenpfleger. Ich bin Sportler.» Halmich gewann den Kampf, in dem Raab bisweilen ziemlich schnaufte, klar nach Punkten. Er soll der letzte zwischen den beiden gewesen sein.
Das Mett ist bestellt
«Ich habe zehn Kilo abgenommen, ich habe nur Hähnchen und Salat gegessen – für morgen früh aber schon Mett gekauft», berichtete Raab über seine Vorbereitungen. Zudem habe er «einfach hart trainiert. «Im Wesentlichen habe ich alleine die ersten vier Monate nur am Sack trainiert», sagte er genüsslich. Gemeint war ein 45-Kilo-Sack aus dem Boxsport-Bedarf. Aber der Satz gefiel dem Moderator so einfach besser – klassischer Raab-Humor.
Hinzu kam offenbar reichlich Versteckspiel. Denn klar: Hätte ihn vorher irgendwer gesehen oder gar gefilmt, wäre der ganze Zauber dahin gewesen. «Ich bin nicht viel rausgegangen», berichtete Raab. Er habe sich nur zwischen der Firma und Orten bewegt, zu denen er hin und wieder mal hingemusst habe. «Aber ich bin natürlich nicht in den Supermarkt gegangen und so. Mache ich sonst eigentlich», sagte er.
Künftig kann er wieder in den Supermarkt gehen – und vor die Kamera.