Gesundheitsamt sensibilisiert für offenen Umgang mit der Erkrankung Mehr Krätze-Fälle in Pflege- und Kindereinrichtungen

Für Ärzte ist die Krätze aufgrund ihrer vielfältigen Erscheinungsformen eine schwer zu diagnostizierende Erkrankung
Für Ärzte ist die Krätze aufgrund ihrer vielfältigen Erscheinungsformen eine schwer zu diagnostizierende Erkrankung (Bild: pixabay)

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Das Kreisgesundheitsamt beobachtet aktuell einen starken Anstieg von Krätze-Erkrankungen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Pflegeheimen und Kindereinrichtungen.

Bei der Krätze (Skabies) handelt es sich um eine ansteckende Hauterkrankung, die durch die Krätzemilbe übertragen wird. Sie äußert sich in Hautveränderungen, wie Ausschlag, Pusteln oder Quaddeln und ist typischerweise von starkem Juckreiz begleitet. Die Erkrankung kann aber auch als sogenannte „gepflegte Skabies“ mit nur leichten Hautveränderungen und geringem Juckreiz auftreten. Viele Betroffene denken dann an ein harmloses Ekzem. Erst wenn dieses nicht von allein verschwindet oder sich weiter ausbreitet, suchen sie einen Arzt auf. In der Zwischenzeit können erkrankte Personen aber bereits andere angesteckt haben.

Das Kreisgesundheitsamt bittet betroffene Personen und Einrichtungen daher, offen mit der Erkrankung umzugehen und Kontaktpersonen zu informieren. „Wir gehen davon aus, dass wir aktuell nur die Spitze des Eisbergs sehen“, sagt Amtsleiter Dr. Claus Unger. „Da bei Krätze bisher ausschließlich Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten und Pflegeheime, Schulen, Asyl- und Obdachlosenunterkünfte meldepflichtig sind, sehen wir in der Regel nur dort, was sich in der Bevölkerung des Landkreises abspielt“.

Grundsätzlich gilt: Jeder Mensch mit engerem Kontakt zu einer besiedelten Person kann sich mit der Krätzemilbe anstecken. „Eine Krätzeerkrankung weist nicht auf mangelnde Körperpflege oder Hygienemängel hin. Daher bitte ich dringend darum, betroffene Personen oder Einrichtungen nicht zu stigmatisieren“, so Gesundheitsamtsleiter Dr. Claus Unger. Schamgefühle und die Verheimlichung der Erkrankung jedoch behinderten ein erfolgreiches Vorgehen gegen die Ausbreitung der Krätzemilbe, so Dr. Unger.

Für Ärzte ist die Krätze aufgrund ihrer vielfältigen Erscheinungsformen eine schwer zu diagnostizierende Erkrankung. Hatten betroffene Personen wissentlich Kontakt zu einer von Krätze betroffenen Person oder Einrichtung, sollten sie dies ihrem Arzt mitteilen. Die diagnostischen Methoden können dann angepasst werden.

Wichtig sei auch, dass bei einer bestätigten Krätze-Erkrankung nicht nur die betroffene Person, sondern auch enge Kontaktpersonen gleichzeitig mitbehandelt werden. Da die Krätze oft lange unbemerkt bleibe und sich jeder immer wieder neu anstecken kann, kann der Erreger zwischen engen Kontaktpersonen immer wieder hin und her gereicht werden. Es kommt bei nicht gleichzeitiger Behandlung zum sogenannten „Ping-Pong-Effekt“.

Für die Behandlung stehen Salben zur Verfügung. Die Behandlung sollte nach einigen Tagen wiederholt werden. Des Weiteren ist die Krätze durch Tabletten behandelbar. Welche Behandlungsmethode zur Anwendung kommt, hängt von der Krankengeschichte der betroffenen Person und ihren Lebensumständen ab. Richtig angewendet, ist die Behandlung der Krätze jedoch sehr effektiv.

Parallel zur Behandlung sind umfangreiche Reinigungsmaßnahmen im betroffenen Haushalt beziehungsweise der betroffenen Einrichtung notwendig. Sämtliche Textilien müssen während des Behandlungszeitraums täglich gewechselt und bei mindestens 60 Grad Celsius gewaschen werden. Sofas und Sessel sowie alle nicht waschbaren Textilien müssen gründlich gesaugt und dürfen für drei Tage nicht benutzt werden.

Mehr Informationen gibt es online beim Robert-Koch-Institut.

(Pressemitteilung: Landratsamt Biberach)