Der Mann, der eine Sechsjährige aus dem Erlebnisbad Rulantica gelockt und missbraucht haben soll, ist in Rumänien verhaftet worden. Innerhalb von zehn Tagen wird er nach Deutschland überstellt.
Sechs Tage nach dem mutmaßlichen Missbrauch eines kleinen Mädchens im Erlebnisbad Rulantica in Rust haben Ermittler den Tatverdächtigen in Rumänien festgenommen. Der 31-jährige Rumäne wurde im Dorf Tileagd im Nordwesten des Landes gefasst und befindet sich nach einem Gerichtsbeschluss in Oradea in Haft. Laut Polizeipräsidium Bukarest wurde der Mann aufgrund eines internationalen Haftbefehls gesucht.
Gericht ordnet Auslieferung an
Das Appellationsgericht im nordwestrumänischen Oradea entschied am Samstag, dass der Verdächtige binnen zehn Tagen an die deutschen Behörden überstellt werden muss. „Diese Frist laufe bereits seit der Gerichtsentscheidung vom Samstag“, sagte eine Sprecherin des Gerichts der Deutschen Presse-Agentur. Das genaue Übergabedatum sei eine technische Frage, über die sich die deutschen und rumänischen Behörden einigen.
Ob der 31-Jährige bereits vernommen wurde, ist weiterhin unklar. Durch den internationalen Haftbefehl gilt die Übergabe des Mannes nach Deutschland als beantragt.
Identifizierung durch Überwachungsvideos
Nach Angaben der Polizei war der Tatverdächtige nach der Tat durch Aufnahmen von Überwachungskameras identifiziert worden. Diese Bilder hatte der Europa-Park als Betreiber des Erlebnisbads zur Verfügung gestellt. Erst Tage nach der mutmaßlichen Tat kamen die Ermittler dem Mann auf die Spur. Das habe auch an der Menge der Bilder gelegen, die nach und nach ausgewertet werden mussten, so ein Polizeisprecher.
Ein unbeteiligter Zeuge, der ebenfalls auf dem Bildmaterial zu sehen war, gab den entscheidenden Hinweis auf die Identität des Mannes. „Von da an wussten wir, wer er ist“, hatte ein Polizeisprecher erklärt. Bei einer Wohnungsdurchsuchung fanden die Beamten Kleidungsstücke, die der Verdächtige zum Tatzeitpunkt getragen haben soll. Sein Reisepass blieb verschwunden, die Pässe seiner Familienangehörigen jedoch nicht – daraufhin wurde er international zur Fahndung ausgeschrieben.
Ablauf der Tat
Am Tattag hatte die Sechsjährige im Bad ihre Eltern aus den Augen verloren. Der Mann bemerkte dies offenbar, sprach das Kind laut Polizei an und bot ihm Hilfe an. Dann führte er es in ein angrenzendes Wäldchen und forderte es dort auf, sexuelle Handlungen an ihm vorzunehmen.
Hinweise auf eine Vergewaltigung gebe es nicht, erklärten die Ermittler. Auch sonst blieb das Kind physisch weitgehend unverletzt. Nach der Tat ließ der Mann sein Opfer zurück. Das Mädchen kämpfte sich verängstigt, lediglich mit Badeschlappen und Bikini bekleidet, durch den Wald. Ein Zeuge entdeckte die Sechsjährige später im fünf Kilometer entfernten Grafenhausen. Währenddessen suchten die Eltern im Bad verzweifelt nach ihrem Kind.
Reaktionen und Ermittlungen
Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) zeigte sich erleichtert: „Die erfolgreiche Fahndung zeigt: Unsere Sicherheitsbehörden sind international sehr gut vernetzt, die Zusammenarbeit mit Rumänien ist eng und vertrauensvoll“, sagte Strobl laut Mitteilung des Innenministeriums. Die schnelle Festnahme sei „gut für die Sicherheit in unserem Land“.
Zuvor hatten die Ermittler zwischenzeitlich andere Männer im Visier, die jedoch wieder ausgeschlossen wurden. Auch zu Fragen nach einer psychologischen Betreuung der Familie oder deren Wohnort machte die Polizei keine Angaben – dies geschehe aus Gründen des Opferschutzes.