«Du fehlst, Uli»: Trauer um Grünen-Politiker Sckerl

Der verstorbene Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Sckerl.
Der verstorbene Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Sckerl. (Bild: Gregor Bauernfeind/dpa/Archivbild)

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Er war ein politisches Schlachtross: Wenn es schwierig wurde, musste oft Uli Sckerl ran. Nun ist der Ur-Grüne im Alter von 70 Jahren gestorben. Landespolitiker trauern um einen «Parlamentarier erster Güte» und einen «lieben Freund».

Stuttgart (dpa/lsw) – Der langjährige Grünen-Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Sckerl ist tot. Er sei bereits am Sonntag im Alter von 70 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Dienstag. Zuerst hatte der «Mannheimer Morgen» berichtet. Sckerl war bis zuletzt parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion und Fraktionsvize. Er vertrat den Wahlkreis Weinheim im Landtag. Sckerl hinterlässt seine Frau und zwei Kinder.

Kretschmann zeigte sich erschüttert. «Ich bin wirklich sehr bestürzt und traurig über seinen Tod», sagte der Grünen-Politiker in Stuttgart. Kretschmann würdigte Sckerl als außerordentlich engagierten, besonnenen Abgeordneten. Grünen-Fraktionschef Andreas Schwarz nannte Sckerl einen «leidenschaftlichen Debattenredner und Parlamentarier erster Güte, mit einer klaren Haltung und einem präzisen Wertekompass». Man habe einen klugen Mentor, ehrlichen Ratgeber und einen politischen Mitstreiter im allerbesten Sinn verloren. «Doch vor allem verlieren wir einen lieben Freund», betonte Schwarz. «Du fehlst, Uli. Wir werden dich sehr vermissen.»

Sckerl war seit 2006 im Landtag und bekleidete seit mehr als zehn Jahren den Posten des Fraktionsmanagers. In dieser Funktion musste er immer mal wieder brenzlige Situationen klären – zuletzt im Oktober. Da stemmte er sich im Parlament gegen den Einzug von AfD-Abgeordneten in das Aufsichtsgremium der Landeszentrale für politische Bildung. In der Debatte gab er den Hardliner: «Wir brauchen keine Brunnenvergifter wie Sie, deswegen lehnen wir Ihre Wahl ab», rief er der AfD zu. Bis heute verwehren die anderen Fraktion der AfD die Plätze in dem Kuratorium.

Doch die harte Linie hatte eine Vorgeschichte: Vor der Sommerpause stand im Landtag die Wahl eines AfD-Kandidaten in den Verfassungsgerichtshof des Landes an. Nachdem die AfD angekündigt hatte, den Bewerber stets aufs Neue aufstellen zu wollen, kam der Kandidat schließlich doch durch. Die Folge: Bundesweite Empörung vor allem bei Grünen und SPD mitten im Bundestagswahlkampf. Im Oktober sagte Sckerl, er habe seine Lektion aus dem Sommer gelernt. Nun heiße die Devise, man wolle der AfD keinen Millimeter mehr entgegenkommen.

Der Weinheimer gehörte zu den Grünen der ersten Stunde. 1980 half er dabei, die Wählervereinigung Grüne/Alternative Liste in seiner Stadt zu gründen. Zuvor hatte er Jura und Volkswirtschaftslehre studiert, das Studium aber nicht abgeschlossen. Um sich selbst machte Sckerl nicht viel Aufhebens. Auf seiner persönlichen Internetseite schrieb er denn auch: «Ich rede nicht so gern über mich. Nicht, weil es nichts zu erzählen gäbe, nee, das nicht.» Er sei aber zur Bescheidenheit erzogen worden. «Ich will daher nicht im Mittelpunkt stehen und nehme mich auch nicht so wichtig.»

Vize-Regierungschef Thomas Strobl (CDU) würdigte Sckerl als standhaften und verlässlichen «Frontkämpfer für unsere Demokratie». Der Innenpolitiker Sckerl habe es ihm selbst als CDU-Innenminister inhaltlich und politisch nie leicht gemacht, dennoch sei Sckerl ein feiner Kerl gewesen, mit dem er verlässlich, vertrauensvoll und unheimlich gerne zusammen gearbeitet habe, sagte Strobl.

«Er war ein echtes politisches Urgestein und wurde viel zu früh und zu schnell aus dem Leben gerissen», sagte CDU-Fraktionschef Manuel Hagel. Man werde Sckerl als «durchaus kämpferischen, aber verlässlichen Koalitionspartner sowie als humorvollen und sympathischen Kollegen» vermissen. CDU-Generalsekretärin Isabell Huber sagte: «Baden-Württemberg verliert mit ihm einen engagierten, streitbaren und erfahrenen Parlamentarier und Charakterkopf.»

Der Landtag verliere einen markanten Abgeordneten, sagte FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke. Bei allen inhaltlichen Unterschieden sei Sckerl immer den gemeinsamen Weg eines selbstbewussten Parlaments gegangen, in dem eine lebendige Streitkultur gepflegt werde. SPD-Fraktionschef Andreas Stoch sagte, das Land verliere einen «überzeugten Verfechter der parlamentarischen Demokratie, der immer für einen starken Landtag stand». Sckerl sei immer streitbar in der Sache gewesen, aber immer fair geblieben.

Der Präsident des Gemeindetags, Steffen Jäger, betonte, Sckerl habe seine kommunalpolitische Erfahrung in der Landespolitik eingebracht. «Als jahrelanger kommunalpolitischer Sprecher seiner Fraktion war er ein aufrechter Streiter für die kommunale Sache.»