26 Menschen waren an Bord als ein japanisches Ausflugsboot vor der Küste Nordjapans Seenot meldete. Nach und nach konnten nun einige aus dem eiskalten Meer geborgen werden.
Tokio (dpa) – Schweres Schiffsunglück in einer beliebten japanischen Tourismusregion: Nach dem Kentern eines Ausflugsboots mit insgesamt 26 Menschen an Bord vor Nordjapan hat die Küstenwache zunächst neun Verunglückte aus dem eiskalten Meer bergen können.
Wie der japanische Fernsehsender NHK am Sonntag berichtete, waren acht Opfer bewusstlos. Über den Zustand der anderen Person gab es zunächst keine Angaben.
Die Menschen wurden vor der Küste der nordjapanischen Halbinsel Shiretoko in der rauen See und zwischen Felsen entdeckt und ins Krankenhaus gebracht. Die Einsatzkräfte hatten aus der Luft und mit Booten die ganze Nacht durch nach Überlebenden und dem Boot gesucht.
Auch Kinder an Bord
Die «KAZU I» hatte am Samstag gegen Mittag (Ortszeit) einen Notruf abgesetzt: Am Bug dringe Wasser ein, der Motor sei ausgefallen. Kurz darauf meldete die Besatzung, dass das Boot starke Schlagseite habe, bevor der Kontakt schließlich abbrach. An Bord befanden sich neben zwei Mann Besatzung 22 erwachsene Passagiere sowie zwei Kinder. Informationen zu Namen, Alter und Geschlecht gab es zunächst nicht. Japan lässt wegen der Corona-Krise derzeit keine Touristen ins Land.
Alle Personen an Bord sollen Sicherheitswesten getragen haben, als das Ausflugsboot am Samstag gegen 10.00 Uhr Ortszeit auslief, hieß es in japanischen Medienberichten. Jedoch hätten lediglich fünf der Geborgenen eine solche Weste auch umgehabt. Möglicherweise hätten die vier anderen Opfer ihre Weste auf See verloren, hieß es.
Schlechtes Wetter
Die Wassertemperatur an der Meeresoberfläche betrug lediglich zwei bis drei Grad. Zum Zeitpunkt des Notrufs herrschten vor der Halbinsel Shiretoko hoher Wellengang und starke Winde. Nach Angaben des örtlichen Fischereiverbands waren Fischerboote wegen des schlechten Wetters noch vor Samstagmittag in den Hafen zurückgekehrt.
Die Halbinsel im Nordosten Hokkaidos, Japans nördlichster Hauptinsel, ist wegen ihres Treibeises ein beliebtes Ausflugsziel und seit 2005 Weltnaturerbe. Sie ist Heimat vieler seltener Tierarten und Pflanzen. Das Unglück ereignete sich in den Gewässern vor den beliebten Kashuni Wasserfällen, rund 27 Kilometer nordöstlich des Heimathafens des Unglücksboots.
Japans Ministerpräsident Fumio Kishida brach wegen des Unglücks eine Dienstreise nach Kumamoto im Süden des Landes ab und kehrte noch in der Nacht zum Sonntag nach Tokio zurück. Die Suche nach Überlebenden habe höchste Priorität, sagte der Regierungschef.