Für die einen sind sie Orte der stillen Einkehr, für andere grüne Oasen oder touristische Ziele: Friedhöfe. Ob Ravensburg, Lindenberg, München oder Wien – sie alle strahlen etwas ganz Besonderes aus und sind einen Besuch wert.
Friedhöfe haben sich im Laufe der letzten Jahrhunderte verändert. Neben ihrer Funktion als Stätte der letzten Ruhe haben sie sich immer mehr zu einem Platz der Selbstbesinnung, einer Oase des Krafttankens und zu einer Wertschätzung des gegenwärtigen Augenblicks entwickelt.
Ursprünglich bot der mittelalterliche Kirchhof den Toten nur wenig Ruhe. Er diente auch als Gerichts-, Markt- und Zufluchtsort. Aufgrund der räumlichen Begrenzung war die Ruhefrist der Toten nur auf wenige Jahre begrenzt. Das alles hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Viele der heute noch bestehenden Friedhöfe haben ihren gestalterischen Ursprung in den Park- oder Waldfriedhöfen des 19. Jahrhunderts.
Grüne Lunge in Ravensburg
So auch der Ravensburger Hauptfriedhof. Er wurde im Jahr 1875 angelegt und erstreckt sich weitläufig auf ca. 5,7 Hektar. Mit seinem alten Baumbestand dient er als wichtige Lebensraum für die Vogelwelt und als grüne Lunge für die Besucher. Zahlreiche Ruhebänke laden zum Verweilen ein und der riesige Bestand an historisch und künstlerisch wertvollen Grabdenkmälern ist etwas ganz Besonderes.
Eine Art Juwel ist auch der Alte Friedhof im Lindauer Stadtteil Aeschach. Er ist ein Kleinod aus der Reformationszeit und eine Rarität in Deutschland. Einzelgrabmäler, die in ihrer reichen Ausstattung den Wohlstand des frühneuzeitlichen Lindaus und seiner Bürger widerspiegeln, sind von kunstgeschichtlichem Wert.
Seine Entstehung geht auf das Jahr 1510 zurück. Um damals die Opfer der Pest begraben zu können, liegt dieses Stück Lindauer Geschichte hinter hohen Mauern. Dem Lindauer Ehrenbürger Ludwig Kick ist es zu verdanken, dass der ausgediente Friedhof in einem beschaulichen Park mitten in der Stadt wieder umgewandelt werden konnte. Seit vielen Jahren kümmert sich ein Förderverein um den Erhalt des Alten Friedhofes.
Ruhestätte mit traumhafter Bergsicht
Eine der bestplatzierten Ruhestätten Bayerns ist der Bergfriedhof in Lindenberg (an der Alpenstraße B 308). Durch seine einmalige Lage mit Blick über die Stadt und in die herrliche Bergkulisse ist er ein besonderer Ort der Zufriedenheit. Seiner offenen, lebendigen Gestaltung ist es zu verdanken, dass hier Menschen aufeinandertreffen und dabei ungezwungen ins Gespräch kommen.
Manche Friedhöfe sind wie Magnete, da besondere Persönlichkeiten oder gar Schauspieler hier ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Einer davon ist der Friedhof Bogenhausen in München. Keine 300 Meter von der Isar entfernt, am nördlichen Ende der Maximiliansanlagen, umgibt eine gut zwei Meter hohe, von Efeu bewachsene Mauer den kleinen Friedhof in Bogenhausen.
Erich Kästner und Karl Valentin sind hier zu finden
Die rund 250 Grabplätze sind Verstorbenen vorbehalten, die mindestens 30 Jahre in nahen Stadtvierteln gewohnt oder aber sich besondere Verdienste um die Landeshauptstadt München und deren Kultur erworben haben.
Letztere werden von der Stadt bestimmt, eine Ehre, die unter anderem den Schriftstellern Erich Kästner und Oskar Maria Graf, den Filmemachern Rainer Werner Fassbinder und Bernd Eichinger und dem ehemaligen Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel zuteilwurde. Wobei einem Gärtner, den man zufällig bei der Pflege eines Grabes trifft, zuerst Liesl Karlstadt in den Sinn kommt, die Schauspielerin an der Seite des legendären Komikers Karl Valentin.
Hamburg hat den größten Parkfriedhof der Welt
Der Parkfriedhof ist zugleich Hamburgs größte Grünanlage. Eingeweiht wurde er 1877, misst 389 Hektar und sein Straßennetz ist 17 Kilometer lang. Die Anlage in Ohlsdorf ist ein Art Naherholungsgebiet und ein Mekka für kulturinteressierte Menschen.
Wer die Gräber von Loki und Helmut Schmidt, Hans Albers, Heinz Erhard, Uwe Seeler, Roger Cicero, Roger Willemsen oder Jan Vedder besuchen möchte, um nur einige zu nennen, braucht Zeit und einen guten Plan. Ein Tipp für Fußgänger: Die Busse der Linien 170 und 270, die im Halbstundentakt zwischen den Eingängen pendeln, halten an zentralen Punkten auf dem Friedhof.
Ein Foto mit dem Sensenmann
Kölns berühmter Melaten-Friedhof ist knapp 44 Hektar oder rund 60 Fußballfelder groß. Er wurde 1810 außerhalb der Stadt angelegt, so wollten es die Franzosen unter Napoleon. Nahe der «Millionenallee», wie die Ost-West-Achse im Volksmund genannt wird, liegen die teuersten Gräber, aber auch einige schlichte, etwa das der Familie Millowitsch oder das von Guido Westerwelle.
Eher in zweiter Reihe befindet sich das Grab des Schauspielers, Komikers und Moderators Dirk Bach, vielbesucht und besonders bunt. Pink sieht man auf einem Friedhof schließlich auch nicht alle Tage. Zu finden sind auch die Gräber von Alfred Biolek und Heinz G. Konsalik. Am häufigsten fotografiert wird vermutlich eine Skulptur: der Sensenmann, der das Grab eines 1902 gestorbenen wohlhabenden Kaufmanns ziert.
Falco ist auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben
Einer der größten Friedhöfe Europas ist der Zentralfriedhof in Wien. Mit seinen prachtvollen Grabanlagen, weitläufigen Wegen und beeindruckenden Denkmälern lädt der wunderschöne Park zum Verweilen ein. Rund 330.000 Gräber, darunter zahlreiche berühmte Persönlichkeiten wie Ludwig van Beethoven, Johannes Brahms und natürlich auch Udo Jürgens sind hier beerdigt.
Eines der meistbesuchten Gräber ist das von Hans Hölzel – eher bekannt als „Falco“. Seine letzte Ruhestätte in einem Ehrenhain (Gruppe 40, Nr. 64) ziert ein Grabmal der Superlative – bestehend aus drei Teilen: Falco der Künstler (Obelisk), Falco das Werk (Glasplatte) und Falco der Mensch (Säule).
Jedes Jahr zu Allerheiligen gedenken viele FALCO-Fans ihrem Idol und besuchen die Gedenkstätte des österreichischen Musikers und Rockstars. Er starb am 6. Februar 1998 im Alter von 40 Jahren in der Dominikanische Republik bei einem Autounfall.
Weitere Infos zu interessanten Friedhöfen: www.wo-sie-ruhen.de
(Quelle: dpa/Wikipedia/Zentralfriedhof Wien, Falco.net)