Triumph bleibt im Karton!

Das Kaufhaus Pfeiffer aus Stetten am kalten Markt verbirgt einen Schatz an Werbegrafiken.
Das Kaufhaus Pfeiffer aus Stetten am kalten Markt verbirgt einen Schatz an Werbegrafiken. (Bild: Dennis Ottink)

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Neuhausen ob Eck – Lächelnd und mit strahlend weißer Bluse reckt die blonde junge Frau ihren Arm in die Höhe. Was präsentiert sie? Natürlich Persil! Marlene Dietrich wirbt für Seife und „Marlboro gehört dazu“. So zumindest der Slogan. Ab Sonntag, dem 29. Mai 2022 zeigt das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck Werbegrafik-Schätze der 1950er bis 1970er Jahre aus der Sammlung des Kaufhaus Pfeiffer und gibt damit zugleich Einblicke in ein Stück Marken- und Kulturgeschichte der Nachkriegszeit.

Im Kaufhaus Pfeiffer gab es alles was das Herz begehrte. In über 600 Kartons sind Waren verpackt, die sich bei der Übernahme durch das Museum noch im Haus befunden haben und die nicht im historischen Laden ausgestellt sind. Eine ganz besondere Entdeckung ist eine Sammlung mit Werbegrafik, die nun erstmals gezeigt wird.

2009 kam das Kaufhaus Pfeiffer aus Stetten am kalten Markt in das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck. Seit 1860 wurden hier verschiedene Waren verkauft. Ab 1950 übernahm der letzte Besitzer Franz Pfeiffer (1912-1995) das Geschäft von seiner Mutter Maria Pfeiffer (1881-1950) und führte dieses bis zu seinem Tod 1995.

In den vielen Jahren als Kaufmann bewahrte Franz Pfeiffer all das, was er nicht verkaufte, gewissenhaft auf. Sein Geschäft hatte den Ruf, dass es immer alles gab. Was woanders nirgendwo mehr erhältlich war, hatte Franz Pfeiffer garantiert noch auf Lager. Dem ausgeprägt sparsamen Charakter von Franz Pfeiffer ist auch diese besondere Ausstellung zu verdanken.

Zu einem Kaufhaus gehörte natürlich die ansprechende Präsentation der Produkte und damit die entsprechenden Werbeaufsteller. Dadurch kann in der Schau Werbegrafik aus fast allen Bereichen des täglichen Lebens betrachten werden: Diese reichen von Tabakgenuss über Reinigungs- und Lebensmittel bis zur Seife und zu Miederwaren.

Werbung ist immer eine Momentaufnahme. Sie bewirbt ein Produkt, das in einem bestimmten Moment zur Verfügung steht. Werbung ist also auch immer ein Zeitspiegel, das auf Hochglanz polierte Bild einer konsumorientierten Gesellschaft. Viele der in der neuen Sonderausstellung präsentieren Plakate bilden gesellschaftliche Verhältnisse ab, die es in Ansätzen so durchaus gegeben hat, die jedoch in der Werbung auf die Spitze getrieben wurden.

Die Ausstellung zeigt Spannendes zur Werbung vergangener Zeit und erzählt Wissenswertes zur deutschen Markengeschichte. Es wird ein Lebensgefühl erkundet und der Frage nachgegangen, warum der Aufsteller mit den hübschen, in Triumphwäsche gekleideten Damen im Karton bleiben musste. 

Die Ausstellung „Triumph bleibt im Karton! Werbegrafik im Kaufhaus Pfeiffer“ wurde als Abschlussprojekt der Kunsthistorikerin und Volontärin Julia Berlitz kuratiert. Sie hat die Ausstellungsstücke ausgewählt und in den historischen Kontext gestellt, der sich hauptsächlich mit der Konsumgesellschaft und dem Frauenbild der späten 1950er-Jahre auseinandersetzt. Zugleich bietet die Ausstellung einen grafisch-ästhetischen Genuss! Sie wird bis zum Ende der Saison im Obergeschoss des Kaufhauses Pfeiffer zu sehen sein.

Begleitet wird die Ausstellungseröffnung von Sängerin Eleonore Hochmuth aus Tübingen, die auch musikalisch in die 1960er- und 1970er-Jahre zurückreist. Einen besonderen Einblick in die Ausstellung und ihre Entstehung gibt Kuratorin Julia Berlitz bei Führungen durch die Ausstellung, diese finden zu folgenden Terminen statt:

  • Donnerstag, 2. Juni 2022, 15 Uhr

  • Donnerstag, 14. Juli 2022, 15 Uhr

  • Sonntag, 14. August 2022, 10.30 Uhr

  • Sonntag, 23. Oktober 2022, 10.30 Uhr

Die Führungen sind offen für alle, zu zahlen ist lediglich der Museumseintritt. Aufgrund begrenzter Kapazitäten ist eine Anmeldung unter https://shop.freilichtmuseum-neuhausen.de erforderlich.

Führungen in vergangene Zeiten

Johann Friedrich Schöberle, genannt „Bäse-Hans“ oder „Bürschte-Fritz“ zieht als Klinkenputzer durchs Land und verkauft seine selbst gebundenen Bürsten und Besen. Am Donnerstag, dem 26. Mai 2022, um 15.00 Uhr nimmt der Hausierer die Besucherinnen und Besucher mit auf seine „Reis“. Zusammen mit seinen Waren überbringt er Nachrichten und erledigt auch noch manch anderen Auftrag.

Außerdem will er sein Hausierergeschäft vergrößern und sucht deshalb noch einen Teilhaber. Seine großen und fundierten Kenntnisse der näheren und weiteren Heimatgeschichte bringen neue Einsichten in das „Wie“ und „Warum“ in der heutigen Zeit.  Und eine besondere Bedeutung spielt auch die Geschichte der Jenischen. Da die Leute aus seinem Heimatort Lützenhardt sehr musikalisch sind, gibt er auch immer wieder selbst getextete, passende Lieder zum Besten.

Woher hat das Haus „Bärbele“ eigentlich seinen Namen und wer lebte am Dorfrand? Diese und andere Fragen werden in der allgemeinen Führung zum Freilichtmuseum am Samstag, dem 28. Mai 2022 ab 15.00 Uhr beantwortet. Die Führung wird gleichzeitig auch auf Gebärdensprache übersetzt.

Am Sonntag, dem 29. Mai 2022, geht es ab 10.30 Uhr um das Thema Gesundheit früher. Schwangerschaft und Geburt, Krankheit und Hygiene, Leben, Sterben und Tod im alten Dorf sind die Themen dieser Zeitreise. Ob Kindersterblichkeit, Seuchen und Epidemien, ob Heilkräuter oder medizinische Hilfsmittel im Hebammenkoffer, bei dieser Schwerpunktführung dürfen die Besucherinnen und Besucher nicht zimperlich sein.

Diese Führungen sind offen für alle Museumsbesucher, zu zahlen ist lediglich der Museumseintritt. Aufgrund begrenzter Kapazitäten ist eine Anmeldung unter https://shop.freilichtmuseum-neuhausen.de erforderlich.

(Pressemitteilung: Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck)