Tödliche Messerattacke in Linienbus: Mordprozess beginnt

Tödliche Messerattacke in Linienbus: Mordprozess beginnt
Eine Figur der blinden Justitia. (Sonja Wurtscheid/dpa/Symbolbild)

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Kempten (dpa) – Nach einer tödlichen Messerattacke in einem Linienbus im Allgäu beginnt an diesem Dienstag (9.00 Uhr) am Kemptener Landgericht der Mordprozess gegen einen Mann. Ihm wird vorgeworfen, im Juli 2020 in Obergünzburg (Landkreis Ostallgäu) vor den Augen mehrerer Schüler mit einem Küchenmesser mehrfach auf seine Ehefrau eingestochen zu haben (Az. 210 Js 12078/20). Bei einer Verurteilung droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte der 38-Jährige mit afghanischer Staatsbürgerschaft seine Frau schon nach einem Streit im November 2019 geschlagen und gedroht, sie mit einem Messer zu erstechen. In der Folge habe er getrennt von seiner Familie gelebt, seine Frau aber immer wieder verbal bedroht. Im Februar 2020 wurde ihm demnach daher verboten, mit ihr Kontakt aufzunehmen.

Das Motiv für die Messerattacke sei Rache gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Der Angeklagte habe «einen erheblichen Groll» gegen seine Frau entwickelt, weil er die Rolle des Familienoberhaupts nicht mehr erfüllen konnte. Der Mann habe gefürchtet, deshalb an Ansehen zu verlieren.

Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft plante der Mann, die 27-Jährige in einem Linienbus zu töten, weil sie dort nicht mit einem Angriff rechnete. Mit der Attacke «ohne jegliche Vorwarnung» habe der Angeklagte seine Frau daher überrascht, kurz bevor sie aussteigen wollte.

Nach kurzer Flucht war der Mann von Ermittlern festgenommen worden. Die Frau kam lebensgefährlich verletzt in eine Klinik, die Ärzte konnten sie aber nicht mehr retten. Mit einem Urteil ist nach Angaben des Kemptener Landgerichts voraussichtlich Mitte Februar zu rechnen.