Todesfälle, unerfüllte Liebe und machthungrige Äbte: Der dritte Roman von Birgit Rückert ist da

Schlossverwalterin und Autorin Birgit Rückert taucht auch in ihrem 3. historischen Kriminalroman tief in die Geschichte von Kloster Salem ein.
Schlossverwalterin und Autorin Birgit Rückert taucht auch in ihrem 3. historischen Kriminalroman tief in die Geschichte von Kloster Salem ein. (Bild: Daniela Leberer)

Salem (le) – Das Leben hinter dicken Klostermauern ist von jeher ein spannendes Kapitel für viele, besonders wenn die Klöster und ihr kulturelles Erbe direkt vor unserer Haustür liegen. Schlossverwalterin Birgit Rückert hat gerade ihren dritten historischen Kriminalroman herausgebracht: „Der Abt von Salem.“  Spannend und intensiv lässt die Autorin die Leser am Leben der Äbte und Mönche rund um das älteste Zisterzienserkloster am Bodensee teilnehmen. Mittendrin die Hauptfigur: Mönch Johannes Scharpfer. Wahrheit und Fiktion halten sich die Waage.

Mysteriöse Todesfälle

„Anno Domini 1494: Bei der Generalversammlung der Zisterzienser im Kloster Cîteaux geht das Böse um: Ein toter Knecht in der Weinpresse und ein im Kreuzgang erhängter Laienbruder wecken die Neugier von Bruder Johannes aus Salem, der von seinem Abt und von König Maximilian in besonderer Mission nach Cîteaux geschickt worden war. Bevor Johannes die mysteriösen Todesfälle aufklären kann, gerät er selbst in Verdacht…“

Große Sachkenntnis gepaart mit Schreibtalent

Birgit Rückert war schon in ihrer Jugend fasziniert von Geschichte und alten Kulturen. Sie hat Klassische Philologie und Archäologie studiert und an verschiedenen Ausgrabungen teilgenommen. Seit 2009 verwaltet die Autorin Schloss Salem sowie das Neue Schloss Meersburg und den Hohentwiel für die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg.

Zwei Jahre für einen historischen Roman

„Das Recherchieren ist für mich selbst eine Zeitreise und das Schreiben eine Art Entspannung.“ In allen drei Bänden gibt es Einschübe aus der heutigen Zeit – gespickt mit ironischen Seitenhieben. „Ich versuche, die Hintergründe und das historische Ambiente so genau wie möglich darzustellen. Die Leser aus der Region sollen sich auf Spurensuche begeben. In unserer Gegend gibt es viele geschichtsträchtige Orte, die es wert sind, genauer betrachtet zu werden.“

Alte Knochenfunde beflügeln die Fantasie

Durch ihre Arbeit in Schloss Salem stößt sie immer wieder auf Besonderheiten, die Futter für neue Geschichten sind. Vieles, was in den Romanen vorkommt, hat einen wahren Kern. „Die Figuren sind zum Teil historische Persönlichkeiten oder haben mit der Salemer Geschichte zu tun oder in irgendeiner Form gewirkt.“ Wichtig ist ihr der gut recherchierte Hintergrund und die Tatsache, wie sich die Klöster in der Weltgeschichte dargestellt und agiert haben. „Wenn bei Renovierungsarbeiten beispielsweise plötzlich alte Mauern, Kanäle oder andere Überbleibsel gefunden werden, halten sie Einzug in die Geschichten.“

Die Autorin Birgit Rückert verwaltet u.a. das Schloss Salem. In ihrem Roman lüftet sie das ein oder andere Schlossgeheimnis.
Die Autorin Birgit Rückert verwaltet u.a. das Schloss Salem. In ihrem Roman lüftet sie das ein oder andere Schlossgeheimnis. (Bild: Daniela Leberer)

Klöster sind Orte des Wissens

„Klöster waren immer schon die Orte des Wissenstransfers. Das Leben hinter den hohen Mauern war nicht so düster, wie oft angenommen wird. Es war in Wirklichkeit viel bunter und die Menschen waren ja nicht dümmer als wir.“ In den Skriptorien und Bibliotheken wurde Wissen in Büchern gespeichert und weitergegeben, ebenso wie durch den Austausch der Klöster untereinander.

Hinter den Romanfiguren stecken wahre Personen

Die Hauptfigur Johannes Scharpfer hat wirklich gelebt. Er war der wissbegierige Sohn eines Bauern in Mimmenhausen und durfte Mönch im nahegelegenen Zisterzienserkloster Salem werden. Ob er – wie die Romanfigur – an seiner Berufung zweifelte, wissen wir nicht. Was wir wissen: Als Reichsabtei hatte Salem beste Verbindungen zum Papst und zum Kaiser.

Kloster Salem erwirtschaftete enormen Wohlstand

Friedrich III. kam samt seinem Gefolge im Jahr 1485 zu Besuch nach Salem. Die Mönche mussten regelmäßig reisen – etwa nach Rom, um die Wahl eines Abtes an der Kurie bestätigen zu lassen. Salemer Äbte nahmen selbstverständlich – wenn auch nicht immer – am Generalkapitel in Cîteaux teil. Konnte der Abt nicht selbst reisen, wurden Vertreter geschickt. Durch den Schutz des Kaisers konnte das Kloster Salem enormen Wohlstand erwirtschaften.

Auch Magdalena, im Roman die Jugendliebe von Johannes, gab es wirklich; sie war die Tochter eines Arztes und Patriziers aus Überlingen. „Ihr Vater war der Arzt des damaligen Abtes von Salem und wurde im Münster bestattet.“ Das ehemalige Haus der Familien Reichlin von Meldegg zählt zu den ältesten Renaissancehäusern Deutschlands und ist heute Stadtmuseum von Überlingen.

Aus einer Laune heraus entstand der erste Roman

Mittlerweile hat die Autorin bereits drei Romane geschrieben. „Eigentlich wollte ich ursprünglich nur für meine Mitarbeiter ein Manuskript verfassen, um ihnen das Leben der Zisterzienser näherzubringen. Als eine Art Anreiz für den Arbeitsplatz in einem geschichtsträchtigen Umfeld.“ Wer sind denn die besten Kritiker? „Mein Mann und meine Töchter sind die besten Ratgeber und auch äußerst kritische Manuskriptleser.“

Baumeisterbildnis Hans von Savoy (im Roman ein Freund von Mönch Johannes) aus Salem: Der Stein ist im Treppenhaus des Marstalls zu besichtigen.
Baumeisterbildnis Hans von Savoy (im Roman ein Freund von Mönch Johannes) aus Salem: Der Stein ist im Treppenhaus des Marstalls zu besichtigen. (Bild: Daniela Leberer)

Liebesbrief aus dem Kloster

Die Mönche werden in den Romanen von Birgit Rückert mit alle ihren Fehlern und Leidenschaften gezeigt. So wurde im 15. Jahrhundert in Salem tatsächlich ein toter Mönch in einem Weinfass gefunden. „Die Umstände sind äußerst mysteriös.“ Die Geschichte hat es sogar bis ins „Badische Sagenbuch“ geschafft.

Und was ist mit der unerfüllten Liebe von Johannes und Magdalena? Gibt es da auch ein Körnchen Wahrheit? „In der Bibliothek des Kloster Clairvaux wurden 116 Briefe zwischen einem Mönch und einer gebildeten Frau gefunden.“ Solche Funde beflügeln die Fantasie von Birgit Rückert und finden Einzug in ihre Romane.

Spezielle Führungen sind in Planung

Jedes Buch ist eine abgeschlossene Geschichte und kann unabhängig voneinander gelesen werden. Interessant ist das Nachwort. Hier werden die Geschehnisse der Geschichte und Fiktion intensiv erläutert.

Am 26. März beginnt die Saison von Kloster und Schloss Salem. Vielleicht können Interessierte demnächst bei speziellen Führungen auf den Pfaden des Mönch Johannes wandeln? Was dabei auf jeden Fall bestaunt werden kann, ist das Selbstportrait von Steinmetz und Klosterbaumeister Hans von Savoy, einem engen Freund von Johannes Scharpfer.