Tod im Ravensburger Obdachlosenheim: Mann springt aus dem 3. Stock

Aktuell wird der Fall kriminalpolizeilich untersucht.
Aktuell wird der Fall kriminalpolizeilich untersucht. (Bild: picture alliance / Ostalb Network | Reporterteam)

Ravensburg (le) – Ein nackter Mann in einer Blutlache, mitten auf der Eisenbahnstraße, direkt vor dem Württemberg Hof. Ein anderer kniet mit dem Handy daneben und versucht mutmaßlich, Hilfe zu holen. Was war da los?

Es gibt Anblicke, die sind so grauenhaft, dass sie sich tief ins Gedächtnis eingraben. So tief, dass sie einem den Schlaf rauben und die Gedanken um nichts anderes mehr kreisen. Ein solcher Anblick bot sich uns gestern, dem erstem Mai 2022.

Schreckliche Bilder statt entspanntem Sonntagsspaziergang

Auf dem Weg zu einer gemütlichen Wanderung am Maifeiertag fahren wir gutgelaunt auf der Georgstraße Richtung Bodensee. In Höhe der Abbiegung zur Eisenbahnstraße blicke ich kurz nach links die Straße hoch und sehe diese Szene: Ein leblos liegender männlicher Körper. Ich warte darauf, dass ich das Geräusch des Martinshorns höre und dem Mann schnell geholfen wird. Den ganzen Tag läuft bei mir das Kopfkino und ich bin gedanklich bei ihm, obwohl ich ihn doch gar nicht kenne. Wie geht es ihm, was ist passiert, konnte man ihm helfen, wurde er angefahren?

Traurige Gewissheit

Montag in der Früh rufe ich aus beruflichen Gründen beim Württemberger Hof, dem Obdachlosenheim des Dornahofs, an. Dort bestätigt mir Stefan Metzger, stellvertretender Abteilungsleiter, dass es am 1. Mai ein Unglück gab und ein junger Mann, der dort übernachtet hat, aus dem Fenster des 3. Stocks gesprungen ist und kurz darauf verstarb. „Wir alle – die sonstigen Bewohner und Mitarbeiter, sind noch immer im Schockzustand.“ Mir geht das ganze nahe.
Die Polizei Ravensburg hat den Suizid bestätigt und geht von keiner Fremdeinwirkung aus. Der Fall wird aktuell von der Kriminalpolizei untersucht.

Hinweis der Redaktion: Wir berichten nur in Ausnahmefällen über Suizide und tun dies hier nur deshalb, weil es vielen Passanten womöglich eben so ging wie unserer erfahrenen Kollegin. Wenn Sie das Bedürfnis haben, über das zu sprechen, was Sie da gesehen haben oder die Bilder des Gesehenen Sie verfolgen, scheuen Sie sich nicht, sich Hilfe zu holen. Die Hotline der Telefonseelsorge ist 24/7 erreichbar. Ihr Anruf wird völlig anonym behandelt und neben hilfreichen Tipps hilft es oft auch, sich Belastendes von der Seele zu reden. Die Nummer der Telefonseelsorge lautet 0800/111 0 111 · 0800/111 0 222 · 116 123. Der Anruf ist kostenfrei.