Tischlein Deck Dich – 1000 Jahre Kochen, Essen und Trinken

Der Tisch ist gedeckt!
Der Tisch ist gedeckt! (Bild: Dennis Ottink)

WOCHENBLATT
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Unter dem Titel „Tischlein Deck Dich“ veranstalten die Mittelalterbaustelle Campus Galli und das Freilichtmuseum Neuhausen Ob Eck erstmals gemeinsam ein Themenwochenende am 24. und 25. Juli 2021. Im Vordergrund stehen dabei die Nahrungszubereitung und Esskultur.

Um überleben zu können, muss der Mensch Nahrung zu sich nehmen. In ihrer Entwicklungsgeschichte haben die Menschen eine reiche Kultur um den Anbau, die Verarbeitung und Zubereitung von Nahrungsmitteln entwickelt, weil auf diesem Gebiet oft großer Mangel herrschte. Dies gilt für das frühe Mittelalter ebenso wie für die Zeit um 1900 in unserer Region. Campus Galli – die Karolingische Klosterstadt Meßkirch und das Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck machen dieses grundlegende Thema der Menschheitsgeschichte zum Ausgangspunkt ihres ersten Gemeinschaftsprojekts.

In beiden Museen soll die Geschichte von Essgewohnheiten, Ernährung, Geschirr und Tischsitten beleuchtet werden:Aus dem Blickwinkel des jeweiligen zeitlichen und funktionalen Zusammenhangs, vom 9. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert. „Wir freuen uns sehr über dieses gemeinsame Projekt“, erläutert Dr. Hannes Napierala, Geschäftsführer von Campus Galli – die Karolingische Klosterstadt Meßkirch. Und Andreas Weiß, Leiter des Freilichtmuseums, fügt hinzu: „Dies wird ein schöner Startpunkt für eine eventuell noch weitergehende Kooperation.“

Für den Besuch beider Orte wird es an diesem Wochenende ein vergünstigtes Kombi-Ticket geben. Das Einzelticket kostet 12,00 Euro, das Familienticket (Familien mit eigenen Kindern von 6 bis 15 Jahren) 28,00 Euro. Ob zum Veranstaltungszeitpunkt spezielle Auflagen im Rahmen der Corona-Verordnung gelten, ist jeweils über die Website der Museen zu erfahren.

Neuhausen ob Eck

Neben der Tierhaltung waren vor allem die Bauerngärten im Dorf des 19. Jahrhunderts eine wichtige Grundlage für die Ernährung. So spiegeln die jeweiligen Gärten im Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck die wirtschaftliche Situation der Bewohner wider. Während es sich bei dem Ochsengarten um einen gepflegten Ziergarten handelt, waren die Bewohner des Tagelöhnerhauses auf die Nahrungsmittel angewiesen und verwendeten daher jeden Meter Platz für Nutzpflanzen. Auch der Streuobstwiese kam bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch eine andere Aufgabe zu als heute: So wird der Most heute eher als Genuss- als ein Nahrungsmittel gesehen. Im 19. Jahrhundert bot das alkoholische Getränk eine gute Alternative zum verunreinigten Wasser.

Im gesamten Museumsgelände können die Handwerker bei ihrer Arbeit betrachtet werden: Es scheppert, raucht und dampft aus allen Ecken. Zudem riecht es auch aus der einen oder anderen Küche köstlich, aufgrund der aktuellen Situation kann aber leider nur geschaut und gerochen, nicht probiert werden. Dafür kann man im Museumslädele Eis und Kuchen und am Backhäusle deftige Leckereien erwerben, selbstverständlich gibt es auch Getränke.

Am Samstagabend gibt es dann um 19 Uhr ein ganz besonderes Highlight im Sommertheater: „Rosa kocht g’schwätzt wird was auf den Tisch kommt!“. Das deftig humorvoll gewürzte Programm stammt von Kabarettistin Ida Ott. Ebenso charmant wie resolut bringt sie ihre Themen heißgekocht und messerscharf auf den Tisch: „Überhaupt it schleckig und scho gar it g’schleckt!“

Das aber mit Biss! Aufgetischt wird ein theatralisches Menü in 2 Gängen mit einem Überraschungsgast zwischen den Gängen, der Sie verzaubern wird: Karl-Heinz Dünnbier würzt den Abend mit Magie. Treten Sie ein in den magischen Humor-Feinkostladen und genießen Sie köstlich schwäbisches Varieté-Kabarett vom Feinsten. Das Theater findet Open Air auf dem Dorfplatz statt, bei zu schlechtem Wetter muss es leider entfallen. Eintritt: Vorverkauf 16,00 €, Abendkasse 18,00 €.

Voranmeldung unter 07461/926 3200 oder [email protected] erwünscht.

Hier ein Auszug aus dem Programm im Freilichtmuseum Neuhausen Ob Eck:

  • Schmieden von Messern
  • Hafnern von Alltagsgeschirr
  • Waschen von Tischtextilien
  • Schaubrennen mit eigenem Museumsobst
  • Schaubrauen von „Wildem Bier“
  • Schaukochen auf dem historischen Herd
  • Hopfen und Schmalz? – Interessantes zu den Küchen und Vorratskellern des Museums
  • Was grünt so grün – Wissenswertes zu den Bauerngärten im Museum 

Campus Galli

Gisela Stier von der Karolingergruppe „Hiwisca“ beim Kochen auf dem Campus Galli
Gisela Stier von der Karolingergruppe „Hiwisca“ beim Kochen auf dem Campus Galli Freilichtmuseum (Bild: Neuhausen ob Eck)

Der St. Galler Klosterplan, nach dem bei Campus Galli gebaut wird, beinhaltet bereits eine Vielzahl an Informationen rund um die Ernährung zu seiner Entstehungszeit – dem frühen 9. Jahrhundert. Viele Gebäude enthalten einen direkten oder indirekten Bezug zur Herstellung, Zubereitung oder dem Genuss von Speisen, wie z.B. die Bäckereien und Brauereien, die Speck-Kammer und das Fasslager, die Gärten und Ställe, die Drechslerwerkstatt und der Fassküfer. Auch die Benediktsregel, nach der die Mönche im Frühmittelalter lebten, verrät viel über die Art der Speisen und den Ablauf der Mahlzeiten.

Neben diesem klösterlichen Aspekt, werden am Aktionswochenende viele handwerkliche Dinge rund um die Herstellung von Essgeschirr aus Holz, Ton und Metall gezeigt, es wird Getreide verarbeitet und Brot gebacken. Außerdem wird die Paläoanthropologin Isabelle Jasch-Boley auch originale Knochenfunde zeigen, die Rückschlüsse auf die Ernährung erlauben.

Wer selbst einen kulinarischen Ausflug ins Mittelalter wagen möchte, kann dies am Marktplatz des Campus Galli tun: Die Küche bietet an diesem Wochenende einen Getreidebrei an, wie er für große Teile der Bevölkerung zu den Hauptnahrungsmitteln gehörte.

Hier ein Auszug aus dem Programm bei Campus Galli:

  • Drechseln von Holzgeschirr
  • Löffelschnitzen
  • Herstellung von Daubenbechern
  • Brotbacken (in Kooperation mit Bäckermeister Robert Schorp)
  • Töpfern von Geschirr
  • Klösterliche Ernährung und Tischsitten
  • Schmieden von Fleischgabeln und Messern
  • Aufbereitung von Getreide
  • Präsentation von Knochenfunden aus dem Frühmittelalter

(Quelle: Freilichtmuseum Neuhausen ob Eck)