Aufgrund steigender Mietpreise entschließen sich immer mehr Menschen zum Hauskauf. Doch ein passendes und vor allem bezahlbares Objekt muss erst einmal gefunden werden. Hat man das Haus seiner Träume dann vor der Nase, gilt es zuzuschlagen. Doch wie setzt man sich gegen seine Mitbewerber durch? Wir haben Tipps.
„Alles wird immer teurer“, stöhnen viele Menschen derzeit. Benzin, Lebensmittel und auch die Immobilienpreise klettern in schwindelerregende Höhen. Im Vergleich zu 2015 stiegen die Kosten beim Erwerb des Eigenheims bis 2021 um über 53 Prozent an. Ein Ende des Höhenflugs ist nicht in Sicht. Das ist frustrierend. Vor allem für diejenigen Menschen, für die der Hauskauf gerade Thema ist. Das sind im Ländle vor allem die Enddreißiger.
Immobilienstatistik: Quadratmeter, Zimmeranzahl, Alter beim Hauskauf
Der durchschnittliche Immobilienkäufer ist in Baden-Württemberg 39 Jahre alt. Man steht mitten im Berufsleben, die Kinder leben im gleichen Haushalt und oft sind sie der ausschlaggebende Punkt dafür, sich räumlich zu vergrößern. Den Wunsch nach mehr Platz haben viele. Dem gegenüber stehen aber nur wenige große Mietwohnungen. Die Durchschnitts-Mietwohnung hat zwar 92 Quadratmeter und 4 Zimmer, doch hat man auch nur ein Kind mehr, statt der vorgesehenen zwei Sprösslinge oder braucht ein separates Arbeitszimmer, wird es schwierig. Abgesehen werden viele dieser Vier-Zimmer-Wohnungen NICHT von vier Personen-Haushalten bewohnt. Oft leben in diesen vier Wänden auch nur eine oder zwei Personen. Demgegenüber stehen über zehn Prozent der Wohnungen, die als überbelegt gelten.
Als überbelegt wird eine Wohnung gewertet, die weniger Zimmer als Bewohner hat. Ein Phänomen, das vor allem im städtischen Raum häufig auftritt. Manchmal fehlt es am Geld. Da ist eine größere Wohnung mit einem Zimmer mehr einfach nicht leistbar. Manchmal liegt es aber auch daran, dass man einfach nichts findet. Entweder weil keine größeren Wohnungen verfügbar sind oder weil man sie einfach nicht bekommt. Denn auch das ist Alltag bei der Wohnungssuche: Man muss sich gegen Konkurrenz durchsetzen. Doch zumindest hier kann man ordentlich Pluspunkte sammeln und das gilt auch, wenn es ums Kaufen geht.
Schufa, Finanzierungszusage, Selbstauskunft: Gute Vorbereitung ist Gold wert
Auf dem heiß umkämpften Immobilienmarkt können Sie sich den entscheidenden Vorsprung ihren Mitbewerbern gegenüber sichern, wenn sie gut vorbereitet, in die Besichtigung gehen. Bei Wohnungen sind das die ausgefüllte Selbstauskunft im Anschlag, bei Häusern oder Wohnungen zum Kauf idealerweise die Finanzierungszusage der Bank. Besichtigen Sie Ihr potentielles Traumhaus, können Sie dem Makler oder Verkäufer die Finanzierungszusage direkt im Anschluss zuschicken. Mieter oder Käufer zu finden, ist anstrengend. Die Wenigsten haben Lust auf mehrere Runden Bewerber und Besichtigungen. Wenn Sie gleich am Anfang das Rundum-Sorglos-Paket mitbringen, haben Sie gute Chancen, den Zuschlag zu bekommen. Rufen Sie vorab die Bank Ihres Vertrauens an und lassen Sie sich ein Angebot unterbreiten. Das geht oft schneller und unkomplizierter als gedacht.
Feingefühl und Timing
Ist eine Immobilie besonders günstig im Vergleich zu anderen, können Sie davon ausgehen, dass es Interessenten gibt, wie Sand am Meer. Stechen Sie positiv hervor, indem Sie freundlich sind (und immer bleiben). Falls der Makler nie ans Telefon geht, schreiben Sie eine E-Mail. Vermeiden Sie es, auf eventuelle Notlagen hinzuweisen. Vermieter, Verkäufer und Makler bekommen allerlei Leidensgeschichten zu hören. Da braucht ein Bewerber die Immobilie dringender als der andere. Schreiben Sie gern Persönliches, zum Beispiel wer da genau einziehen soll, wie viele Kinder Sie haben und solche Dinge aber vermeiden Sie es zu jammern.
Dos & Don’ts der Immobiliensuche: Das sagt der Makler
Das klingt möglicherweise drastisch, doch Makler Stefan H.* aus Riedlingen sagt dazu: „Wenn ich wieder mal höre, dass jemand alleinerziehend und so arm dran ist, dann lösche ich die E-Mail direkt, falls es noch weitere vielversprechende Bewerber gibt. Da habe ich schon im Vorfeld überhaupt keine Lust, die Person während der Besichtigung zu treffen und mir die Ohren voll heulen zu lassen. Ich weiß, dass das hart ist und es tut mir ja auch leid um den einzelnen Menschen aber ich ertrage das manchmal einfach nicht mehr.“ Auch in Sachen häufiger Nachfragen findet er klare Worte: „Wenn mich jemand per Wahlwiederholung in Dauerschleife anruft, gehe ich nicht mehr ran. Auch Leute, die an Feiertagen oder Wochenenden anrufen, hinterlassen direkt einen schlechten Eindruck. Ich habe auch ein Privatleben.“ Das sehen freilich nicht alle Makler so streng. Es ist schwierig, das richtig einzuschätzen. Wenn eine Besichtigung am Wochenende stattfindet, kann man dem Makler im Nachgang durchaus noch Fragen stellen, auch telefonisch. Fragen Sie am besten direkt am Anfang eines Gespräches, Telefonates oder auch per E-Mail nach, zu welchen Zeiten die Person am besten erreichbar ist. Schaffen Sie es, eine persönliche Beziehung aufzubauen, stehen Ihre Chancen auf das Häuschen gut.
Beratung und Nachfinanzierung
Wenn Sie nicht zufällig aus der Immobilien oder Baubranche kommen, tuen Sie gut daran, sich unabhängige Beratung zu holen. Für die finanzielle Unterstützung braucht es die Bank. Nicht nur für den Kaufkredit. Oft benötigen Sie zusätzlich Sanierungskredite oder eventuelle Nachfinanzierungen. Das ist am einfachsten, wenn alles in einer Hand bleibt. Doch Vergleichen lohnt sich hier immer. Und wenn Sie erstmal stolzer Immobilienbesitzer sind, werden Sie aus dem Vergleichen so schnell auch nicht herauskommen. Doch das sind dann neue Herausforderungen. Nach dem Kauf wird erstmal angestoßen. Auf die eigenen vier Wände.
*Name auf Wunsch geändert