Tinnitus – wenn es im Ohr pfeift und klingelt

Im Jahr 2020 waren in Baden-Württemberg 107.324 AOK-Versicherte wegen eines Tinnitus in ärztlicher Behandlung.
Im Jahr 2020 waren in Baden-Württemberg 107.324 AOK-Versicherte wegen eines Tinnitus in ärztlicher Behandlung. (Bild: AOK Ulm-Biberach)

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Erkrankungsrate im Landkreis Biberach konstant

Es pfeift, zischt, zirpt, rauscht, brummt oder summt im Ohr. Fast jeder hat dieses Phänomen schon einmal wahrgenommen – glücklicherweise meist nur vorübergehend. Anders verhält es sich, wenn das Ohrgeräusch, auch Ohrensausen oder Ohrenklingeln genannt, über einen längeren Zeitraum anhält. In diesem Fall spricht man von einem Tinnitus.

Im Jahr 2020 waren in Baden-Württemberg 107.324 AOK-Versicherte wegen eines Tinnitus in ärztlicher Behandlung. Das entspricht 2,4 Prozent aller Versicherten. Im Landkreis Biberach zählte die AOK im gleichen Jahr 2.195 Versicherte, die mit einer entsprechenden Diagnose ärztlich behandelt wurden. Der Anteil der Betroffenen hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert: Im Jahr 2016 waren in Baden-Württemberg 105.738 Versicherte wegen eines Tinnitus beim Arzt, im Landkreis Biberach 2.008 Versicherte.

Die Ursachen von Tinnitus sind vielfältig und bleiben bei vielen Menschen unbekannt. Stress, Angst, Belastungsreaktion, Traumata, Medikamente – alles Auslöser für das Ohrensausen. „Nur sehr selten ist Tinnitus Anzeichen einer ernsthaften Erkrankung,“ sagt Dr. Hans-Peter Zipp, Arzt bei der AOK Baden-Württemberg. „Der Verlauf eines Tinnitus lässt sich nicht genau vorhersagen. Wenn die Ursache bekannt und behandelbar ist, kann der Tinnitus verschwinden. Für einige Menschen bleibt er allerdings ein lebenslanger Begleiter.“

Es wird unterschieden zwischen objektivem und subjektivem Tinnitus. Objektiver Tinnitus entsteht durch eine messbare Schallquelle in der Nähe des Innenohrs. Die Ohrgeräusche können mit geeigneten Geräten auch für Außenstehende hörbar gemacht werden. Ursachen für den objektiven Tinnitus sind z. B. Strömungsgeräusche des Blutes, unwillkürliche Muskelzuckungen im Mittelohr oder im Gaumen, eine offene Ohrtrompete, Herzklappenerkrankungen oder ein gutartiger Tumor im Bereich der Kopfschlagader.

Wesentlich häufiger als der objektive ist der subjektive Tinnitus. Er lässt sich nicht für andere Menschen hörbar machen, sondern kann nur vom Betroffenen selbst wahrgenommen werden.

„Auch wenn die genaue Entstehung für subjektiven Tinnitus noch nicht abschließend geklärt ist, so ist bekannt, dass die Ohrgeräusche durch eine fehlerhafte Informationsbildung bzw. -verarbeitung im Hörsystem zustande kommen,“ so Dr. Zipp. Bislang bekannte Ursachen dafür sind beispielsweise Schwerhörigkeit, Lärm- und Knalltraumata, Hörsturz, Ohrschmalz oder Fremdkörper im Ohr, Trommelfellperforation oder eine Belüftungsstörung der Ohrtrompete. Des Weiteren können auch Erkrankungen des Herzkreislauf- bzw. zentralen Nervensystems, Funktionsstörungen von Zähnen und Kiefer oder der Halswirbelsäule sowie Medikamente und emotionale Belastung Auslöser für einen subjektiven Tinnitus sein.

„Der Leidensdruck ist bei Tinnitus unterschiedlich. Manche stört er überhaupt nicht, anderen bereitet er erheblichen Stress und deutlich eingeschränkte Lebensqualität,“ sagt Dr. Zipp. Im Rahmen der Tinnitus-Behandlung kommen in der Regel verschiedene Therapiebausteine, wie Medikamente, Entspannungsverfahren und spezielle Bewältigungsstrategien, zum Einsatz. Grundsätzlich gilt: Je schneller man bei Ohrgeräuschen eine Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten, dass sich die Ohrgeräusche nicht weiter verschlechtern. „Für alle Menschen ist der Schutz vor zu lauten Geräuschen wichtig,“ rät Dr. Zipp. „Einfache Mittel sind, Orte mit hohem Lärmpegel zu meiden oder Gehörschutzstöpsel zu verwenden. Diese Maßnahmen verringern das Risiko, einen Tinnitus zu bekommen oder bei schon bestehendem Tinnitus einen chronischen Verlauf zu erleben.“

(Pressemitteilung: AOK – Die Gesundheitskasse Ulm-Biberach)