Tierwohl ist Familiensache

Tierwohl ist Familiensache
Eine Familie, ein Team: Markus und Evelyn Scheuing aus Ehingen-Berg züchten erfolgreich Rinder nach den strengen Qualitätsregeln des QZBW-Siegels. Die Töchter Anna, Lena und Maria helfen täglich im Betrieb mit. (Bild: Buchmann GmbH)

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Familie Scheuing aus Ehingen-Berg zieht alle eigenen männlichen Kälber groß – für bestes Rindfleisch nach den Qualitätsvorgaben des QZBW-Siegels. Ein Partnerbetrieb der Metzgerei Buchmann.

Ehingen-Berg – Regio ist das neue Bio: Qualitäts-Rindfleisch aus Baden-Württemberg ist bei den Verbrauchern immer mehr gefragt. Der landwirtschaftliche Betrieb der Familie Scheuing aus Berg bei Ehingen ist einer der Partner der Metzgerei Buchmann in Grünkraut, der nach den Richtlinien des QZBW-Programms produziert: Für das Qualitätszeichen Baden-Württemberg achten Markus und Evelyn Scheuing besonders auf Tierwohl und Gentechnik-freie Fütterung vom eigenen Hof.

Rund 160 Kühe haben Scheuings in ihrer Fleckviehzucht-Herde. Der Hof wirtschaftet konventionell, aber der gesamte Betrieb ist Gentechnik-frei und liefert garantiert genfreie Milch an „Weideglück“. Da Kühe, um Milch zu geben, immer wieder kalben müssen, stellt sich bei reinen Milchrassen die Frage, was mit den männlichen Kälbern geschieht. Hier liegt der Vorteil der Zweinutzungs-Rasse Fleckvieh: Familie Scheuing zieht den gesamten Nachwuchs ihrer Herde groß, ob männlich oder weiblich. In heutiger Zeit, wo männliche Kälber oft für ein paar Euro verkauft werden, ist das durchaus ein Thema, wenn es um Tierwohl geht.

Für Scheuings steht das Tierwohl obenan: Die Kälber wachsen in offenen, luftigen Ställen auf, liegen auf Stroh, haben viel Licht und Platz. „Das ist unser Jugend-Leistungszentrum“, sagt Markus Scheuing stolz und erklärt die Philosophie seiner Familie im Umgang mit den Tieren: „Wir haben viel in die Aufzucht und die Haltungsbedingungen investiert. Es soll den Tieren gut gehen. Wir pflegen einen persönlichen Umgang mit ihnen; sie kennen und vertrauen uns. Sie werden dadurch auch leistungsbereiter in der Milchproduktion und sie danken es uns, indem sie im Fleisch zulegen.“ Geht es den Tieren gut, schmeckt auch das Ergebnis, ist sich Evelyn Scheuing sicher: „Das Fleisch unserer Tiere schmeckt besonders saftig und aromatisch.“

Stroh statt Spaltenboden: Im Fleckviehzucht-Betrieb der Familie Scheuing in Ehingen-Berg werden sämtliche männlichen Kälber aufgezogen. Mit Futter vom eigenen Hof, garantiert ohne Gentechnik, und mit kurzen Transportwegen. Für bestes Rindfleisch aus der Region, nach den Qualitäts- und Tierwohl-Vorgaben des QZBW-Siegels (Bild: Buchmann GmbH)

Das liegt auch am Futter. „Wir bauen alles selber an, in fünfgliedriger Fruchtfolge“, erklärt Markus Scheuing: Weizen, Winter- und Sommergerste, Triticale, Mais und Kleegras. Bis auf die Braugerste für die örtliche Brauerei wird alles an die Tiere verfüttert. Die Jungbullen für die Fleischproduktion werden Silage-frei gefüttert – mit Stroh, Heu, Getreidemischung und Körnermais. Dazu Leinsamen und Raps-Schrot als Eiweiß-Ergänzung. „Das erhöht den Anteil an Omega-3-Fettsäuren“, sagt Evelyn Scheuing: „Für das Fleisch ist das hervorragend.“ 

So wird der Kreislauf geschlossen: Alle Jungtiere gehen in die Aufzucht, alles Getreide – bis auf die Braugerste – wird auf dem Hof veredelt. Letztendlich schließt sogar der Energiebedarf den Kreis: Was der Schieber aus dem Stall befördert, geht in die Biogasanlage, die nur mit Gülle und Mist arbeitet, ohne Zusatz von Getreide oder Mais.

So sieht Tierwohl aus: Markus und Evelyn Scheuing aus Ehingen-Berg pflegen zu ihren RIndern auf den Donau-Weiden ein besonderes Verhältnis. Fleckvieh ist eine Zweinutzungs-Rasse: Die Familie Scheuing zieht alle männlichen Kälber auf – für bestes Rindfleisch aus der Region. (Bild: Buchmann GmbH)

Mit 14 bis 15 Monaten sind die Tiere schlachtreif. Markus Scheuing bringt sie dann selber in den Schlachthof nach Ulm, Fahrzeit nur 20 Minuten. Auch das ist Tierwohl: Bis dahin sehen die Tiere keinen fremden Menschen. „Wir sind mit den Tieren unterwegs, vom Anfang bis zum Ende“, sagt der Landwirt.

Mit „wir“ meint er seine gesamte Familie: Dass der Hof als „Fleckviehzucht Familie Scheuing“ auftritt, sei sehr bewusst: „Alle helfen mit: Das ist die Grundlage für unseren Erfolg, dass alle zusammenhelfen und zusammen schaffen. Es braucht die Leidenschaft der ganzen Familie, um in der Fleckviehzucht erfolgreich zu sein.“ So helfen die drei Töchter Maria (15), Anna (13) und Lena (10) neben der Schule schon täglich im Betrieb mit. Sie versorgen mit der Mutter die Kälbchen und bereiten die besten Kühe für die Zuchttier-Schauen vor, scheren und putzen sie. Die Töchter sind es dann auch, die die Stars der Zucht in der Arena der Versteigerungshalle Bad Waldsee vorführen. Das macht schon stolz auf die Leistungen der Familie. „Unsere ‚Romy‘ wurde sogar zweimal ‚Miss Oberschwaben“ beim Oberschwäbischen Fleckviehtag“, strahlt Maria.

Kann man bei so viel Tierliebe dann noch Rindfleisch essen? Oh ja, sagt Evelyn Scheuing: Vor allem Rindsrouladen seien in der Familie ausgesprochen beliebt. „Und Rostbraten“, ergänzt ihr Mann Markus: „Da könnte ich mich reinlegen.“ Für Ralf Buchmann, Geschäftsführer der Metzgerei Buchmann GmbH, ist die Familie Scheuing der ideale Partner: „Ich bin überzeugt von der Art, wie sie das machen: Mit der Aufzucht aller männlichen Kälber, geschlossenen Kreisläufen und dem Augenmerk auf das Tierwohl“, sagt Ralf Buchmann. „Ich finde es positiv, dass die Tiere auf Stroh stehen und keinen Spaltenboden haben. Und das Ergebnis überzeugt ebenfalls: Rindfleisch nach den Kriterien des QZBW-Siegels ist aus der Region und von hoher Qualität. Die Familie Scheuing liefert uns genau das, worauf wir Wert legen.“

Thomas Kapitel