Studie: Mehr Beleidigungen und Provokationen im Landtag

Studie: Mehr Beleidigungen und Provokationen im Landtag
Abgeordnete sitzen im Landtag von Baden-Württemberg. (Sebastian Gollnow/dpa)

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Stuttgart (dpa/lsw) – Die Debattenkultur im baden-württembergischen Landtag hat sich einer neuen Studie zufolge in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Der Ton sei mit dem Einzug der AfD im Jahr 2016 rauer geworden, die Zahl der Zwischenrufe sei gestiegen und empörte Diskussionen nähmen zu, heißt es in einer am Montag veröffentlichten Studie der Sprach- und Politikwissenschaftlerin Heidrun Kämper, die der Südwestrundfunk und der Deutschlandfunk in Auftrag gegeben haben. Kämper habe dazu 125 Plenarprotokolle der laufenden Legislaturperiode bis Juli 2020 mit allen entsprechenden Mitschriften der vorherigen verglichen, teilten die beiden Sender mit.

Laut Studie hätten sich Sprache, Umgangston und Themen gewandelt. Es werde deutlich mehr provoziert und beleidigt. «Es geht ja nicht um politische Inhalte, um politische Aussagen, sondern es geht um Inszenierungen», wird Kämper zitiert. Während zum Beispiel in der aktuellen Legislaturperiode bisher 135 Mal das Wort «Ordnungsruf» gefallen ist, kam dieses in der Legislatur zuvor nur zweimal vor. Um Ruhe gebeten wurde 137 Mal, in der Legislaturperiode zuvor war dies nur 39 Mal der Fall. Außerdem kämen die Themen Antisemitismus und Rassismus wesentlich häufiger vor als zuvor. Mehr als doppelt so häufig fielen Begriffe wie Demokratie, Demokratieverständnis, Demokratischsein.

Kämper leitet den Arbeitsbereich Sprachliche Umbrüche am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim. Sie hatte die Debattenkultur bereits für die ersten 100 Tage der AfD im Bundestag untersucht.